Gericht

19-jähriges Opfer bangte um sein Leben

19-jähriges Opfer bangte um sein Leben

19-jähriges Opfer bangte um sein Leben

Sonderburg/Sønderborg
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Das Sonderburger Stadtgericht Foto: Ute Levisen

Staatsanwaltschaft wirft einem 22-jährigen Sonderburger einen Unfall, Raubüberfall und wiederholt schwere Zeugenbedrohung vor. Gerichtsverhandlung wird an einem anderen Tag fortgesetzt.

Um einen 22-jährigen Sonderburger steht es im Augenblick nicht gut. Die Verhandlung gegen den jungen Mann, der nach eigener Aussage zur Sonderburger Drogenszene gehört, wurde am Mittwoch im Stadtgericht eingeleitet.

Die Gerichtsverhandlung mit den zehn Anklagepunkten war sehr umfangreich. Der Angeklagte und sein angebliches Opfer boten dem Schöffengericht aber zwei völlig unterschiedliche Geschichten.

Am Mittwoch konnte das Schöffengericht nach sechs Stunden und dem Verhör von drei Personen kein Urteil fällen. Die Plädoyers und das Urteil werden zu einem anderen Zeitpunkt nachgeholt. Der 22-Jährige musste also wieder zurück nach Kolding in Untersuchungshaft.

Angeklagter stritt alles ab

Laut Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte einen in Sonderburg wohnenden 19-Jährigen zu einer Falschaussage vor der Polizei gezwungen haben. Er hatte dem 19-Jährigen und dessen Familie wiederholt schwer gedroht und Zwangsgelder verlangt. Der Angeklagte war am 30. September festgenommen worden.

Im Stadtgericht stritt er alles rigoros ab.

„Ich kenne ihn vom Drogenmilieu, als ich damals aus dem Gefängnis kam. Er hat Haschisch bei mir gekauft, und ich war öfter bei ihm, weil er mir Geld schuldete“, meinte der 22-Jährige.

Schulden der Grund

Dass alles mit einem Unfall an der Grundtvigs Allé begonnen hatte, stimmte laut dem Angeklagten überhaupt nicht. „Ich habe weder ein Auto noch einen Führerschein“, meinte der Angeklagte. Laut ihm hatte der 19-Jährige größere Mengen Haschisch bei ihm erworben: „Die 5.000 Kronen schuldet er mir immer noch.“

Du musst die Wahrheit sagen. Sonst hast du bald selbst eine Sache am Hals.

Ulla From Petersen, Richterin Stadtgericht Sonderburg

Sein Kunde hatte sich immer Entschuldigungen einfallen lassen.  „Ich habe ihm geholfen, und er hat mich angelogen“, so der Angeklagte. Er konnte sich nicht an einen Ausflug zur Kreditbank erinnern, und am 1. Juli hatte er kein Geld erhalten. „Warum sollte er so etwas angeben“, meinte seine Anwältin. „Um mich ins Gefängnis zu bringen“, so der Angeklagte. Laut ihm hatte der 19-Jährige eine verrückte Fantasie. Er hatte bei anderen seine Schulden beglichen, aber nicht bei dem 22-Jährigen.

Zuerst eine Warnung

Der 19-jährige Kronzeuge wurde vor seiner Aussage von Richterin Ulla From Petersen gewarnt: „Du musst die Wahrheit sagen. Sonst hast du bald selbst eine Sache am Hals“, so die Richterin.

Der 19-Jährige, der seine Aussage nur machen wollte, wenn der Angeklagte in den Nebenraum gebracht worden sei, gab an, dass er und der 22-Jährige zur Sønderskov-Schule gefahren waren. Der Angeklagte war im blauen Touran zur Kreuzung an der Grundtvigs Allé gerast. Dort hatte der Touran dann einen von rechts kommenden Passat gerammt, der an der Ampel nach links abbiegen wollte. „Ich hatte zwei gebrochene Finger und habe mir Rippen und Brust geprellt“, meinte der junge Mann im Gericht. Ihm war beim Unfall sehr schwindelig und schlecht geworden.

Alles begann beim Polizeiverhör

Der Angeklagte war nach dem Unfall davongelaufen. Als die Polizei und die Notrettungsmannschaft eintrafen, gab der 19-Jährige an, dass der andere am Steuer gesessen hatte. Auch der 19-jährige hat keinen Führerschein.

Anschließend begannen die erzürnten Anrufe via Messenger. „Er hat mich bedroht und gefragt, warum ich ihn verraten hatte. Er wollte mich totschlagen oder mir einen Finger abschneiden oder meine Großmutter oder meinen Bruder anfallen. Er wollte nicht wieder ins Gefängnis“, so der 19-Jährige. Das Opfer hatte psychisch unter dem Terror des 22-Jährigen gelitten. Der 19-Jährige hatte sich stets verfolgt gefühlt und hatte immer nach hinten geschaut.

Weil der Angeklagte die Schäden am verunglückten Auto bezahlen musste, war es zu dem Zwangsgeld von 5.000 Kronen gekommen. „Ich willigte ein, und dann sollten wir nichts mehr miteinander zu tun haben. Aber er war ziemlich unberechenbar. Plötzlich wollte er mehr und mehr“, so der 19-Jährige.

Kein Drogenkäufer

„Hast du etwas mit der Drogenszene zu tun?“, fragte die Staatsanwältin Malene Hansen. „Nein“, so die Antwort.

„Hast du Drogen gekauft?“ „Das habe ich nicht.“

„Kein Haschisch und kein Amphetamin?“ „Nein.“

Es war die Großmutter des 19-Jährigen, die im September die Polizei alarmiert hatte.

Die Gerichtsverhandlung im Stadtgericht wird zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt.

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