Diplomatischer Besuch

Honorarkonsule in Sonderburg – Frank Hermann ist einer von ihnen

Honorarkonsule in Sonderburg – Frank Hermann ist einer von ihnen

Honorarkonsule in Sonderburg – Frank Hermann ist dabei

Sonderburg/Sønderborg
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Am Montag besuchten die Konsule mehrere nachhaltige Initiativen in der Kommune, unter anderem den neuen, nachhaltigen Supermarkt, den Danfoss am Lundenvej errichtet. Frank Hermann (2. v. r.) sah sich zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen unter anderem die Solaranlage auf dem Dach des Supermarktes an. Foto: Sara Eskildsen

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Dänemark hat Honorarkonsulate in 129 Ländern, und ein Großteil von ihnen hat in dieser Woche Sonderburg besucht. Der Honorarkonsul aus Frankfurt erzählt im Gespräch von den Aufgaben seines Amtes.

Sie helfen dänischen Bürgerinnen und Bürgern in Passangelegenheiten, bauen Brücken zwischen dänischer und deutscher Wirtschaftswelt und halten den Kontakt zu den Staatskanzleien: 340 Honorarkonsule arbeiten weltweit in 129 Ländern für Dänemark.

231 von ihnen besuchten in dieser Woche die Kommune Sonderburg. Normalerweise begegnen sich die Vertreterinnen und Vertreter bei einem Treffen in Kopenhagen, in diesem Jahr reisten sie in die Kommune am Alsensund (Alssund).

Einer der Teilnehmer war Frank Hermann. Er ist Dänemarks Honorarkonsul in Frankfurt und besuchte mit seinen Amtskolleginnen und -kollegen unter anderem den von Danfoss nachhaltig eingerichteten Coop-365-Supermarkt, der am Lundenvej 4 bei Norburg (Nordborg) entsteht.

Im Interview mit dem „Nordschleswiger“ erzählt Frank Hermann von seiner Arbeit.  Er ist als dänischer Honorarkonsul in Frankfurt zuständig für das Bundesland Hessen.

Wie wird man Honorarkonsul für Dänemark?

„Im Jahr 2018 meldete sich ein hochrangiger dänischer Diplomat bei mir und fragte mich, ob ich Interesse an diesem Amt hätte. Meine erste Frage war: Was bedeutet das denn eigentlich? Damit startete ein umfangreicher Prozess. Die eigene Person wird ausführlich untersucht, sowohl von der deutschen als auch von der dänischen Seite. Am Schluss gibt es eine Ernennung von der dänischen Königin, die dann an das deutsche Außenministerium geht. Man bekommt dann ein sogenanntes Exequatur und wird offiziell als Konsul in der Bundesrepublik Deutschland akkreditiert.“

Warum gibt es Honorarkonsulate?

„Konsulate sind wie kleine Tochtergesellschaften von Botschaften. Errichtet an Stellen, um die Botschaft zu unterstützen. Nehmen wir die dänische Botschaft in Berlin: Wenn ein Däne in Frankfurt ein Problem hat, müsste er streng genommen nach Berlin fahren, um das Problem zu lösen. Deswegen ist es so, dass Staaten in der Regel neben der Botschaft auch Konsulate errichten, um vor Ort unterstützen zu können.“

Wieso kamen Sie als Konsul infrage?

„Ich bin mit einer Dänin verheiratet, und wir haben drei Kinder, die die deutsche und die dänische Staatsangehörigkeit haben. Ich habe mehrere Jahre in Kopenhagen gelebt, ich spreche auch fließend Dänisch und habe damals bei der Unternehmensberatung McKinsey gearbeitet und das dänische Finanz- und Forschungsministerium beraten. Ich gehe davon aus, dass man aus diesen Gründen auf mich aufmerksam wurde.“

Frank Hermann ist dänischer Honorarkonsul im Bundesland Hessen. Foto: Sara Eskildsen

Ist ein Honorarkonsul beim dänischen Staat angestellt?

„Man kann sich das als ein Ehrenamt vorstellen. Das ist der Unterschied zu einem Generalkonsulat. Es gibt die Botschaften, und überall dort, wo mehr als genug Arbeit anliegt, die Generalkonsulate und die Honorarkonsulate. Wenn wir uns Deutschland anschauen, gibt es die Botschaft in Berlin sowie Generalkonsulate in München, Hamburg und Flensburg. In allen anderen Bundesländern gibt es Honorarkonsulate. Ich bekomme kein Gehalt, und ich stelle auch mein eigenes Büro zur Verfügung. Das Einzige, was ich finanziell bekomme, sozusagen als Kostenaufwandsentschädigung, ist ein Teil der Gebühren, wenn ich Pässe ausstelle. Das ist aber nichts, wovon ich leben könnte.“

Wenn nicht des Geldes wegen – weshalb engagieren Sie sich als Honorarkonsul?

„In meinem echten beruflichen Leben bin ich Managing Partner einer paneuropäischen Beteiligungsgesellschaft, einer der Chefs von 12.000 Angestellten. Ich habe also einen vollen Alltag, und ich sehe das wirklich als Ehrenamt. Ich würde es garantiert nicht für jedes Land machen. Man muss schon hinter dem Land stehen und das Land repräsentieren wollen. Man braucht eine echte Beziehung und eine Wertschätzung für das Land. Zwei meiner Kinder haben die zehnte Klasse an einem Gymnasium in Dänemark gemacht, eine meiner Töchter hat in DK studiert und arbeitet und lebt in Kopenhagen. Ich finde einfach, wir haben viel vom Staat, vom Königreich Dänemark, bekommen. Ich möchte ganz einfach etwas zurückgeben.“

Im nachhaltigen Supermarkt durften die Besucherinnen und Besucher in den nachhaltigen Maschinenraum schauen. Henry Steffensen (r.), Abteilungsleiter von Solution Marketing, führte die Gruppe durch den Supermarkt, der bald eröffnet. Er erläuterte, wie in dem Supermarkt Kühlsysteme und Energieströme optimal verwendet und verwertet werden. Foto: Sara Eskildsen

Womit arbeitet ein Honorarkonsul, und welche Aufgaben haben Sie?

„Man kann es grob in drei Bereiche teilen: Das Thema konsularische Unterstützung, Förderung von dänischen Wirtschaftsinteressen und der Kontakt zur jeweiligen Staatskanzlei, in meinem Fall der hessischen. Beispielsweise habe ich mit dem damaligen Ministerpräsidenten von Hessen, Herrn Bouffier, darüber geredet, wie sich vermehrt dänische Unternehmen in Hessen ansiedeln können. Da geht man dann in den Dialog. Auch mit Blick auf die Digitalisierung von Schulen, wo Dänemark der Bundesrepublik weit voraus ist. Was wirtschaftliche Unterstützung angeht: Dänemark hat sich die Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben und ist sehr stark, was die Steuerung von Fernwärmenetzen angeht. Über einen Kontakt zum Vorstand des Energiekonzerns EON konnte ich etwa dem Hamburger Generalkonsul zu einem Treffen verhelfen. Seitdem gibt es Aktivitäten zwischen EON und dänischen Unternehmen, die im Bereich Fernwärme aktiv sind.“

Ich bin fasziniert von dem Ehrgeiz, den Dänemark in Sachen Sustainability an den Tag legt.

Frank Hermann, Honorarkonsul

Wie sieht die konsularische Unterstützung vor Ort aus?

„In Hessen leben rund 2.000 Däninnen und Dänen. Ich kann unter anderem Kinderpässe und Notpässe ausstellen. Über den Frankfurter Flughafen reisen viele Däninnen und Dänen, und da passiert schon immer mal wieder etwas. Einmal wollte ein älteres dänisches Ehepaar ihre Kinder in Kanada besuchen, aber die Fluggesellschaft hat das Boarding verweigert, weil der Pass des Ehemanns nicht gültig war. Der Pass war mal als verloren gemeldet worden und später wieder gefunden und geöffnet* worden. Manche Länder akzeptieren so einen Pass dann aber nicht mehr. In solchen Situationen habe ich die Möglichkeit, Notpässe auszustellen, und in diesem Fall konnte das Ehepaar einen Tag später nach Kanada reisen.“  

*Meldet jemand einen Pass als verloren, erklären ihn die Behörden für ungültig, sie schließen das Dokument im System. In manchen Ländern kann ein wiedergefundener Pass aber wieder reaktiviert, also geöffnet werden.

Haben Sie im Vorfeld schon mal etwas von der Kommune Sonderburg und den Bestrebungen, bis 2029 CO₂-neutral zu werden, gehört?

„Sonderburg als solche Stadt kenne ich sehr gut, denn ich bin ein begeisterter Segler und war schon mehrmals mit dem Boot vor Ort. Die konkrete Initiative kannte ich nicht, und daher habe ich mich sehr darauf gefreut, mehr darüber zu erfahren und mir vor Ort anzuschauen, wie Sonderburg den nachhaltigen Prozess umsetzt. Ich bin fasziniert von dem Ehrgeiz, den Dänemark in Sachen Sustainability an den Tag legt. Ich freue mich auf den Austausch in den kommenden Tagen.“

 

So wird der neue Supermarkt aussehen. Danfoss steht hinter Konzept und Technik, der Coop-Konzern pachtet die Räumlichkeiten. Foto: Sara Eskildsen
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