Deutsche Minderheit
Kulturpolitik trifft deutsche Minderheit: „Eindrucksvoll, wie man sich öffnet“
Kulturpolitik trifft deutsche Minderheit: „Eindrucksvoll, wie man sich öffnet“
Politik trifft BDN: „Eindrucksvoll, wie man sich öffnet“

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Sie machen im dänischen Parlament Kulturpolitik und besuchten am Donnerstag die deutsche Minderheit in Nordschleswig: Vier Politiker und eine Politikerin aus Kopenhagen erlebten einen Tag lang den Alltag in Einrichtungen der deutschen Nordschleswiger.
Wie gut kennen Kulturpolitikerinnen und Kulturpolitiker aus dem dänischen Parlament die deutsche Minderheit in Nordschleswig? Eine Delegation des dänischen Kulturausschusses war in dieser Woche von Mittwoch auf Donnerstag zu Gast bei der deutschen Minderheit im Landesteil. Ein Besuch mit Überraschungen und neuen Erkenntnissen.
Fünf Mitglieder des Folketings zu Gast
Der Ausschussvorsitzende und Folketingsabgeordnete Hans Christian Schmidt (Venstre) war mit Mogens Jensen (Sozialdemokratie), Søren Søndergaard (Einheitsliste), Søren Espersen (Dänemarkdemokraten) und Charlotte Broman Mølbæk (Sozialistische Volkspartei) nach Süddänemark gereist.
Nach einem gemeinsamen Abendessen begann der Besuchstag in der Bildungsstätte Knivsberg, wo Abteilungsleiter Thore Naujeck die Folketingsmitglieder begrüßte und herumführte.



Als gebürtiger Nordschleswiger und Mitglied im Kontaktausschuss des Folketings für die deutsche Minderheit ist Hans Christian Schmidt wohlbewandert, wenn es um die Belange der deutschen Minderheit geht. Dennoch konnte auch er dem Besuch bei der deutschen Volksgruppe vieles abgewinnen.
„Ein solcher Besuch ist wichtig für uns, weil wir immer wieder etwas Neues dazulernen. Die Politikerinnen und Politiker aus Südjütland kennen natürlich die Minderheit, aber es ist auch gut, dass die anderen Mitglieder im Kulturausschuss die Minderheit kennenlernen“, sagte Schmidt.
Schmidt: „Lobenswerte Arbeit der Minderheit“
Ihm war nicht bewusst gewesen, dass die Minderheit eine große Arbeit bei der Integration der vielen neuen deutschen Zuzügler-Familien leistet. „Das ist lobenswert, und wir sollten es auch unterstützen, denn es ist eine große Aufgabe für die Minderheit, die damit den Kommunen viel Arbeit abnimmt“, so der Kulturausschussvorsitzende.
Auch Themen wie Grenzkontrollen und die zukünftige Förderung kleiner Medien in Dänemark, darunter „Der Nordschleswiger“, waren Themen bei einem Gespräch im Haus Nordschleswig in Apenrade (Aabenraa), an dem Vertreterinnen und Vertreter einiger Minderheiten-Verbände teilnahmen.
Im Deutschen Gymnasium für Nordschleswig tauchten die Gäste ein in den Alltag der Schülerinnen und Schüler, sprachen mit Schulleiter Jens Mittag sowie Vertreterinnen und Vertretern der Schülerschaft.


Zu Fuß spazierte die Gruppe weiter ins Haus Nordschleswig, wo laut des Hauptvorsitzenden des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, „wertvolle Gespräche“ geführt wurden.
Der Hauptvorsitzende des Dachverbands der deutschen Minderheit sagte über den Besuch: „Es ist Anschauungsunterricht vor Ort und ist weitaus besser, als wenn wir irgendwo in einem Büro tagen, um über unsere Herausforderungen zu sprechen“, sagte Jürgensen.
Die Bandbreite der Minderheit zeigen
Bei dem Besuch habe man die ganze Bandbreite der Minderheit zeigen können. „Außerdem bekommen wir einen direkten und persönlichen Kontakt zu den Politikern. Das ist wichtig, denn es macht die Zusammenarbeit wesentlich einfacher, wenn man sich bereits kennt.“
Ihm sei es unter anderem wichtig gewesen, über die Integration deutscher Familien in der Minderheit zu sprechen und über die Arbeit des Museums aus dem Knivsberg einen historischen Lernort zu machen.
Nach der Mittagspause ging die Reise weiter in den Deutschen Kindergarten Broacker (Broager), wo die jüngsten Nutzerinnen und Nutzer der deutschen Minderheit ihren Alltag präsentierten. Kindergartenleiterin Melanie Krumbügel führte die Gruppe mit ihrem Team durch die Einrichtung.

In der Deutschen Bücherei Sonderburg zeigte unter anderem Büchereidirektorin Claudia Knauer das Angebot der Einrichtung. „Mir war nicht bewusst, dass man sich als Nutzer einrichten lassen muss, um das Angebot zu nutzen, aber das habe ich nun gemacht“, verriet Hans Christian Schmidt am Rande des Besuchs. „Jetzt habe ich Zugang.“
Letzte Station des Tages war das Deutsche Museum für Nordschleswig. Hier führte Museumsleiter Hauke Grella die Kulturpolitikerinnen und die Kulturpolitikerin durchs Haus. Die Volksabstimmung 1920, Dänemarks Besatzung durch Nazi-Deutschland und die kulturelle Arbeit der deutschen Minderheit standen am Ende eines langen Tages als Themen noch einmal in konzentrierter Form auf dem Programm.
Minderheit passt sich der Zukunft an
Ein beeindruckender Besuch fand Folketingspolitikerin Charlotte Broman Mølbæk. „Die deutsche Minderheit hat die Aufgabe, die eigene Kultur und Sprache zu erhalten und sie gleichzeitig an die Zukunft und an geänderte Zustände anzupassen. Die eigene Geschichte muss bewahrt werden, und gleichzeitig gilt es, sich zu öffnen, auf sich selbst aufmerksam zu machen. Eindrucksvoll war es beispielsweise zu hören, wie sich der Knivsberg mehr und mehr öffnet“, stellte sie fest.
Ihr Eindruck ist: „Die Minderheit betrachtet dieses Thema sehr aufmerksam und hinterfragt: Was ist unsere Rolle, was ist unsere Funktion? Ich sehe die Minderheit da auf einem sehr guten Weg.“


