Die Woche am Alsensund

Hinterher ist man immer klüger

Hinterher ist man immer klüger

Hinterher ist man immer klüger

Sonderburg/Sønderborg
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Eine neue Woche am Alsensund mit Kolumnistin Sara Eskildsen Foto: Karin Riggelsen

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Auch 2024 werden Entscheidungen im Nachhinein bereut. In dieser Woche am Alsensund ist Kolumnistin Sara Eskildsen anlässlich der Sonderburger Geothermieanlage eine Fürsprecherin von Fehlentscheidungen.

In dieser Woche am Alsensund gestand der Sonderburger Wärmeversorger etwas ein, was Unternehmen und Menschen im Allgemeinen ungern zugeben: eine Fehlentscheidung. Nach zwölf Jahren des Ausprobierens teilte das Wärmewerk Mitte der Woche mit, das Kapitel Geothermie in Sonderburg ein für alle Mal zu schließen.

Die Erwartungen waren 2012 so hoch wie die Bohrlöcher tief, doch die Wärme floss sparsam und nach einer letzten eingehenden Analyse ward das Ende der Anlage besiegelt.

Eine Entscheidung, die Respekt verdient. Schließlich hat die Wärmegesellschaft Millionen in die Anlage investiert. Statt an der Entscheidung festzuhalten und die Misere in die Länge zu ziehen, zieht Sønderborg Varme einen klaren Schlussstrich.

So betrachtet sind Fehlentscheidungen eine Währung, mit der wir uns Erkenntnis kaufen.

Sara Eskildsen

Nüchtern betrachtet ist das Projekt Geothermie in Sonderburg eine Fehlentscheidung gewesen. Statt Wärme durch die Rohre der Haushalte ist viel Geld in eine Anlage geflossen, die nun aufgrund von Fehlkonstruktionen und Ineffektivität wieder eingestampft wird.

Differenziert betrachtet war das Projekt Geothermie richtig. Sønderborg Varme hatte den Mut, auf eine recht unerprobte, aber nachhaltige Wärmeversorgung zu setzen. Wollte Wärme statt Öl und Gas aus der Erde ziehen. Wäre die Anlage anders konstruiert worden, wer weiß. Vielleicht stünde Sonderburg als Geothermie-Vorreiter weltweit in den Schlagzeilen.

Rund 20.000 Entscheidungen pro Tag

Ich finde, das ist zu Beginn eines neuen Jahres eine gute Erinnerung. Daran, dass Fehlentscheidungen im Leben unumgänglich sind. Weil das notwendige Wissen zum Zeitpunkt der Entscheidung oft noch nicht vorliegt. Weil uns Ereignisse überholen, von deren Eintreffen wir keine Ahnung hatten.

Hinterher ist man immer klüger, heißt es. So betrachtet sind Fehlentscheidungen eine Währung, mit der wir uns Erkenntnis kaufen. Autorin Maya Angelou hat es mal so beschrieben: „Vergib dir für die Dinge, die du nicht wusstest, bevor du sie gelernt hast.“

Von den rund 20.000 Entscheidungen, die wir pro Tag treffen, sind die meisten unbewusst. Andere hingegen fallen überlegt: Welche Arbeit wir ausüben. Mit wem wir zusammen sind. Wohin der Umzug geht. Ob ich mir ein drittes Pferd kaufe. Mit dem Flugzeug in den Urlaub – oder an den Strand radeln?

Auch 2024 werden einige Entscheidungen im Rückblick falsch sein. Was werden wir nicht alles hinzulernen.

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