Kunstszene

Haus der Künstlerkolonie zu verkaufen: Wunsch nach Museum

Haus der Künstlerkolonie zu verkaufen: Wunsch nach Museum

Haus der Künstlerkolonie zu verkaufen: Wunsch nach Museum

Sandager
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Dieses Haus am Sandagervej war vor rund 100 Jahren das Ferienhaus des Flensburger Fotografen Wilhelm Dreesen – und ein Sammelpunkt für Kunstschaffende. Foto: Karin Riggelsen

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Nordschleswig braucht ein Museum, das die Geschichte der deutschen Künstlerkolonie bei Ekensund zeigt. Anlass für diesen Wunsch ist der Verkauf eines Hauses in Sandager, das einem deutschen Künstler gehörte. Was sagt der Direktor des Museums Sønderjylland zu dem Vorschlag?

Vor rund 100 Jahren lebte und malte der deutsche Künstler Wilhelm Dreesen in seinem Ferienhaus am Sandagervej mit Blick auf die Flensburger Förde. Sein Haus war ein Zentrum der Künstlerkolonie Ekensund (Egernsund), in dem deutsche Künstlerinnen und Künstler um 1900 Kunst schufen.

Das Haus von Wilhelm Dreesen steht nun zum Verkauf. Auf der Seite des Maklerbüros Estate kann man sich das Gebäude anschauen, das für 3,6 Millionen Kronen angeboten wird. Zwei lokale Bürger nehmen das Verkaufsangebot zum Anlass, einen Aufruf zu starten.

Museum über die Ekensunder Künstlerkolonie

Sie hoffen, dass sich das Museum Sønderjylland und das Flensburger Museum zusammentun, um aus dem Haus ein Museum über die Ekensunder Künstlerkolonie zu schaffen. „Wir wünschen uns, dass Dreesens Haus für die Nachwelt bewahrt wird, mehr oder weniger im Original-Zustand“, sagt Peter Petersen, der in unmittelbarer Nähe zum Haus am Sandagervej 13 lebt.

Das Haus liegt direkt an der Flensburger Förde. Foto: Karin Riggelsen

Im Haus befinden sich mehrere Gemälde Dreesens an den Türen. „Die sind hervorragend bewahrt, und mit einem Kauf besteht das Risiko, dass ein Nicht-Kunstinteressierter das Haus erhält. Glücklicherweise hat der bisherige Besitzer gut auf das Haus und auf die Türen aufgepasst“, sagt Peter Petersen.

Besichtigungen laufen bereits

Da im Haus bereits täglich Besichtigungen stattfinden, ist es die allerletzte Möglichkeit, sagt Petersen. „Wir hoffen dennoch, dass sich eine Stiftung oder andere Geldgeber finden, die sich diese Chance nicht entgehen lassen“, so der geschichtsinteressierte Bürger.

Rechts im Bild ist ein Tür-Gemälde von Wilhelm Dreesen zu sehen. Foto: Maklerbüro Estate

Nordschleswig könne sich mit der Geschichte der Ekensunder Künstlerkolonie ein neues Aushängeschild verpassen. „In Skagen gibt es mindestens vier Museen, die an die Skagenkolonie erinnern. Hier in Nordschleswig gibt es noch kein Museum, das die Ekensunder Künstlerkolonie zeigt, und ich finde, es ist höchste Zeit, daran etwas zu ändern.“

Hoffen auf deutsch-dänische Zusammenarbeit

 

Sein Vorschlag ist, dass der Museumsberg in Flensburg (Flensborg) zusammen mit dem Museum Sønderjylland die Schirmherrschaft für das Museum übernimmt und im Haus von Dreesen Gemälde der Künstlerinnen und Künstler von damals ausstellt.

Das besondere Licht an der Flensburger Förde machte Sandager zum beliebten Reiseziel für Malerinnen und Malern. Foto: Karin Riggelsen

Der Direktor des Museums Sønderjylland, Axel Johnsen, schließt einen Museumsstandort in Sandager aus. „Ein Museum zu betreiben ist eine teure Angelegenheit, und es setzt voraus, dass man einen Betriebsplan für mehrere Jahre vorlegen kann. Das ist nicht damit getan, einfach nur ein Haus zu kaufen.”

Ausstellungen statt Hauskauf

Allein die Sicherung wertvoller Kunstwerke vor Ort sei ein teures Unterfangen. Zudem sei die Lage des Hauses nicht unbedingt förderlich für den notwendigen Besucherstrom. „Ich finde die Initiative gut gemeint und relevant, und ich wünsche ihr viel Erfolg. Wir werden dieses Haus auf jeden Fall nicht kaufen. Das Thema der Künstlerkolonie in Ekensund werden wir gelegentlich in Ausstellungen in unseren bestehenden Museen aufgreifen. Denn es ist keine Frage, dass dieses Thema außerordentlich spannend ist und beleuchtet werden sollte.”

Gemälde von Eugen Dücker: "Fischerboote auf ruhiger See in der Morgenröte"

Wilhelm Dreesen und die Künstlerkolonie Ekensund

Wilhelm Dreesen wurde 1840 in Rendsburg (Rendsborg) geboren und lebte als Fotograf in Flensburg, wo er 1926 starb. Er war ein bedeutender Künstler der Künstlerkolonie Ekensund, einer Gruppe von Künstlerinnen und Künstler, die an der Flensburger Förde zwischen 1870 und 1920 künstlerisch arbeitete.

In Dänemark ist weitestgehend unbekannt, dass Ekensund vor mehr als hundert Jahren das Zentrum einer Kolonie talentierter und berühmter Künstlerinnen und Künstler war. Die Werke, die sie in ihrer kleinen Gemeinschaft schufen, stehen in ihrer Qualität dem Großteil der Kunst in nichts nach, die damals in den Künstlerkolonien in Skagen, auf Fünen und Bornholm auf Leinwand gebannt wurde.

Dass Ekensund selbst bei Kunstliebhabenden in Dänemark heute fast unbekannt ist, liegt auch an der bewegten Geschichte des Grenzlandes. Die Künstlerkolonie entstand – und verschwand – als Nordschleswig deutsch war.

Nach 1920, als Ekensund dänisch wurde, verteilten sich die deutschen Künstler auf andere Orte innerhalb des Deutschen Reiches. Lange Zeit galt das Schaffen der Ekensunder Kolonie den meisten Dänen deshalb als „deutsche Kunst auf deutschem Boden“.

2016 zeigte das Museum Brundlund Schloss in Apenrade eine Ausstellung mit Werken der Ekensunder Künstlerkolonie, 2017 gab es in der Gemäldegalerie in Dachau nordöstlich von München eine Werkschau mit Bildern von unter anderem Jacob Nöbbe, Otto Heinrich Engel, Heinrich Petersen-Angeln, Alex Eckener, Gustav Schönleber, Erich Kubierschky und Fritz Stoltenberg.

 

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