Mobilität

Dänemarks gesammeltes Fahrradwissen in neuer Datenbank vereint

Dänemarks gesammeltes Fahrradwissen in neuer Datenbank vereint

Dänemarks gesammeltes Fahrradwissen in Datenbank vereint

Apenrade/Aabenraa
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Wer mehr über den Radverkehr in Dänemark lernen möchte, der kann sich eine Vielzahl an Informationen in der neuen Datenbank holen. Foto: Ute Levisen

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Unfallzahlen, Infrastruktur, durchschnittliche Radkilometer pro Kopf in den Kommunen: Die neue nationale Fahrraddatenbank bietet Interessierten große Mengen an Informationen. Auch einige Zahlen und Fakten für die Region Süddänemark und die nordschleswigschen Kommunen lassen sich nun schnell finden.

Wie viele Kilometer radeln wir in diesem Land? Geht es immer noch bergab, wenn die Kinder mit dem Zweirad zur Schule fahren? Und wie viele Radwege gibt es in der Kommune Apenrade (Aabenraa) pro Einwohnerin und Einwohner? Wer interessiert ist an Zahlen und Fakten zum Radverkehr in Dänemark, kann diese Informationen nun auf einem eigens dafür geschaffenen Portal finden, das sich „Det Nationale Cykelregnskab“ nennt. Zu Deutsch etwa „nationale Fahrraddatenbank“.

Das neue Tool des Nationalen Wissenszentrums für Radverkehrsförderung (Det Nationale Videnscenter for Cykelfremme) fasst alle verfügbaren Informationen über die Radfahrgewohnheiten der Bürgerinnen und Bürger zusammen.

Cykelregnskab
Die neue Datenbank bietet Informationen zu verschiedenen Fahrradthemen. Foto: Screenshot/Vejdirektoratet

Datenbasierter Infrastrukturausbau

„Das Portal bildet einen guten Ausgangspunkt für den Dialog über zukünftige Investitionen in die Fahrradinfrastruktur“, sagt Verkehrsminister Thomas Danielsen (Venstre) laut Pressemitteilung. Sowohl vom Staat als auch von den Kommunen würden laufend Radverkehrsprojekte initiiert, und mit dem neuen Tool sei es möglich, sich sehr genau auf Bereiche zu konzentrieren, in denen es Verbesserungspotenzial gibt.

„Im Infrastrukturplan sind 3 Milliarden Kronen für Radverkehrsprojekte vorgesehen, und dieses Geld muss in möglichst viele Fahrradkilometer umgesetzt werden. Hier kann das Wissen aus der Datenbank hoffentlich etwas bewirken“, so Danielsen.

Hinter dem Projekt steht das Nationale Wissenszentrum für Radverkehrsförderung, das zur dänischen Straßenverkehrsbehörde (Vejdirektorat) gehört.

„Wir freuen uns sehr, dass die Fahrraddatenbank jetzt fertig ist, und wir sind sehr gespannt, was die Bürgerinnen und Bürger darüber denken“, wird Marianne Foldberg Steffensen, Abteilungsleiterin beim Vejdirektorat, zitiert. Die Idee sei es, ein Wissensportal zu schaffen, in dem jeder, der mehr über den Radverkehr in Dänemark wissen möchte, genau das Wissen findet, das er sucht.

„Wir hoffen, dass es dazu beitragen kann, die Wissensbasis zu erweitern, neue Gespräche und Diskussionen über das Radfahren anzustoßen und langfristig vielleicht sogar mehr Menschen dazu zu bringen, sich auf den Sattel zu schwingen“, sagt Foldberg Steffensen.

Woher die Fahrraddatenbank ihr Wissen bezieht

Die Fahrraddatenbank basiert in erster Linie auf vorhandenem Wissen, aber auch auf Zahlen und Statistiken, die der Öffentlichkeit bisher nicht zugänglich waren. Zu den zahlreichen Quellen gehören:

  • Daten von Danmarks Statistik, 
  • die Erhebungen über Verkehrsgewohnheiten,
  • die nationale Radfahrerumfrage,
  • die Unfallstatistiken der dänischen Straßenverkehrsbehörde
  • sowie Angaben vom Verband dänischer Fahrradhändler (Danske Cykelhandlere) und der dänischen Staatsbahnen (DSB).

Die Datenquellen werden jedes Jahr aktualisiert.

Visualisierungen und Diagramme

Wer sich auf der Webseite befindet, wird zunächst von neun verschiedenen Themenbereichen rund ums Radfahren begrüßt. Diese reichen von Fakten über die Anzahl und Länge der Fahrradfahrten in Dänemark bis hin zu den neuesten Statistiken über Unfälle und Fahrraddiebstähle.

Anschließend können Daten nach Jahr, Region und Kommune gefiltert werden – und, sofern verfügbar, nach weiteren demografischen Variablen wie etwa das Alter. Diese Parameter können für politische Entscheidungsträger und Organisationen wichtig sein, die sich dafür einsetzen, dass mehr Kinder und Jugendliche mit dem Rad fahren.

„Wenn wir ein Wissenstool wie dieses zur Verfügung stellen, dann nicht, weil wir den Menschen alle Analysen vorlegen und ihnen sagen wollen, wie die Welt aussieht. Wir kommunizieren und visualisieren lediglich das vorhandene Wissen, und dann muss man es sich zu eigen machen“, so Foldberg Steffensen. „Alles liegt auf dem Tisch, und das digitale Tool macht es leicht, Vergleiche über Altersgruppen, Regionen und Kommunen hinweg anzustellen.“ Beim Vejdirektorat hofft man, dass die Radverkehrsdatenbank von Fachleuten, aber auch von Journalistinnen und Journalisten sowie Studierenden genutzt wird.

Fünf Beispiele für Fakten, die auf der neuen Webseite zu finden sind:

  • Mehr als jedes vierte verkaufte Rad ist heute mit einem Akku und einem Motor ausgestattet. Im Jahr 2012 machten Elektrofahrräder noch 1,88 Prozent der gesamten Fahrradverkäufe in Dänemark aus.
  • Das Fahrrad wird für 15 Prozent aller Fahrten als Transportmittel genutzt.
  • Die Däninnen und Dänen legen im Durchschnitt 3,2 Kilometer pro Fahrt mit dem Rad zurück.
  • Von 2014 bis 2022 sind die Fahrradfahrten der 6- bis 17-jährigen Kinder von 33 auf 22,5 Prozent zurückgegangen.
  • 69 Prozent der Menschen sind mit der Anzahl der Radwege in ihrer Kommune zufrieden.

Zahlen und Daten zum Radverkehr in Nordschleswig

Interessante Zahlen gibt es auch zum Radverkehr in Nordschleswig. So legen die Menschen in der Kommune Sonderburg (Sønderborg) pro Radfahrt im Schnitt 2,7 Kilometer zurück, während es in der Kommune Hadersleben (Haderslev) 3,1 Kilometer sind. Beide Kommunen liegen damit unter dem Landesschnitt von 3,2 Kilometern. Für Apenrade (Aabenraa) und Tondern (Tønder) gibt es in der Datenbank noch keine Zahlen. Spitzenreiter ist die Gemeinde Glostrup, ein Vorort von Kopenhagen. Dort legen die Radfahrenden im Schnitt 4,3 Kilometer pro Tour zurück.

Interessant ist, dass Männer in Süddänemark (3,3 km) längere Strecken zurücklegen als Frauen (2,6). Das gleiche Bild zeigt sich in den anderen Regionen.

Fahrradnutzung in der Freizeit am höchsten

Aus den Daten geht aber hervor, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger der Kommunen das Rad vor allem für Freizeitfahrten (38,5 Prozent) nutzen, gefolgt vom Weg zum Arbeitsplatz (23,9 Prozent) und der Strecke zur Ausbildungsstätte (15,4 Prozent). Für die Region Süddänemark ergibt sich ein leicht anderes Bild: 

Interessante Einblicke gewähren auch Fahrradzählstationen. Davon gibt es in Nordschleswig vier Stück. Sie zeigen den täglichen Fahrradverkehr hochgerechnet auf einen Jahresdurchschnitt an.

Eine der Messstationen befindet sich an der Grenze in Krusau (Kruså). Dort werden täglich durchschnittlich 246 Radfahrende gezählt. Eine weitere steht nahe des Kreisverkehrs Skovbyvej/Hesselvej etwas außerhalb von Sonderburg. Dort werden durchschnittlich 752 Radfahrende registriert. Den Radweg am Løgumklostervej nördlich von Apenrade nutzen täglich 1.495 Menschen. Und am Aarøsundvej im Osten von Hadersleben werden im Schnitt 495 Fahrräder registriert.

Fahrraddiebstähle in Nordschleswig

Die meisten Fahrraddiebstähle gibt es derweil in der Kommune Sonderburg: 

Häufigste Unfallursachen

In Süddänemark passieren die häufigsten Unfälle mit Radfahrenden an Kreuzungen und beim Abbiegen. 2021 starben bei Unfällen sieben Radfahrerinnen und Radfahrer in der Region Süddänemark, 100 wurden schwer, 42 leichter verletzt.

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