Kommentar

„Neujahrsvorsätze sind zum Scheitern verurteilt“

Neujahrsvorsätze sind zum Scheitern verurteilt

Neujahrsvorsätze sind zum Scheitern verurteilt

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Fitnessstudios füllen sich, die Süßigkeiten und der Alkohol sind aus dem Blickfeld verbannt, und das Handy soll öfter weggelegt werden – der Januar steht wie kein anderer Monat für Veränderung. Warum sich aber eigentlich gar nichts ändert und nach 30 Tagen die Frustration groß ist, erörtert Journalistin Kerrin Trautmann in einem Kommentar.

Kaum ist der Weihnachtsbaum abgeschmückt und sind die Kugeln wieder sicher auf dem Dachboden verstaut, kommen pünktlich zum neuen Jahr die guten Vorsätze auf den Tisch. Sechs von zehn Bürgerinnen und Bürgern in Dänemark haben sich laut einer aktuellen Untersuchung von „Kantar Gallup“ im Auftrag der Versicherung „Gjensidige“ vorgenommen, ihre Gewohnheiten zu ändern.

Ganz oben auf der Liste steht die Gesundheit. Die meisten Befragten möchten abnehmen, sich gesünder ernähren und mehr bewegen. Bei einer deutschen Studie des Portals „Statista“ sieht es thematisch ähnlich aus. Auf Platz drei gaben die Menschen allerdings an, mehr Geld sparen zu wollen. Dieser Punkt landete bei der dänischen Statistik auf Platz vier.

Alle Jahre wieder füllen sich also im Januar die Fitnessstudios. Hätte man sich ehrlich eingestanden, dass die Motivation so schnell schmilzt wie der Schnee im Dezember in Nordschleswig und sich gegen das Jahresabo entschieden, hätte man zumindest den Neujahrsvorsatz mit dem Geldsparen eingehalten.

Gegen gesunde Ernährung und weniger Alkohol spricht nun wirklich nichts, außer der eigene Schweinehund. Es wäre schließlich unhöflich, die gute Schokolade und den teuren Wein, beides ein Weihnachtsgeschenk, unbeachtet im Schrank stehen zu lassen. Und seien wir mal ehrlich, Gemüse schmeckt einfach besser, wenn es mit Käse überbacken ist.

Sowohl in Dänemark als auch in Deutschland wollen die Menschen nicht nur gesünder leben und Geld sparen, sondern auch mehr Zeit mit der Familie verbringen. Eine Idee wäre es zur Abwechslung einmal, das Handy wegzulegen. 18 Prozent der Befragten in Deutschland haben sich vorgenommen, weniger Zeit in den sozialen Medien zu verbringen. Ein radikaler digitaler Entzug ist dabei jedoch genauso zum Scheitern verurteilt wie tägliche Besuche im Fitnessstudio. Denn die Angst, online etwas zu verpassen, kann wiederum zu Stress führen und hat den gegenteiligen gewünschten Effekt. Eine komplette Abstinenz ist deshalb nicht der richtige Weg.

Um etwas zu verändern, ist es wichtig, seine Vorsätze zu hinterfragen und sich realistische Ziele zu setzen. Vielleicht ist eine Zehnerkarte im Fitnessstudio für den Anfang sinnvoller als ein Jahresabo, eine selbst gekochte Mahlzeit mit Käse gesünder als ein Salat mit Heißhungerattacken und ein gezielter Griff zum Handy besser als ein halbherziger Entzug, der dazu führt, sich stundenlang berieseln zu lassen.

Wer sein Verhalten wirklich ändern will, muss nicht auf Neujahr warten. Es dauert im Schnitt 66 Tage bis sich eine neue Gewohnheit etabliert hat, da ist es egal, ob man am 1. Januar damit anfängt oder an einem Dienstag im März.

Mehr lesen