Generalversammlung
Bücherei ist viel mehr als das Buch
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Es werden weniger Medien im Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig ausgeliehen, doch die Ausleihe ist weiterhin auf einem hohen Niveau und das Aktivitätsniveau ebenfalls.
Die Generalversammlungssaison ist wegen der Verbreitung des Coronavirus verschoben worden. Statt im Frühling findet sie nun im Sommer statt – und das bei Hitzewelle und 27 Grad. Was tun also, wenn es in der Pyramide des Hauses Nordschleswig noch gut fünf Grad wärmer sind? Die Stühle nach draußen rücken: Die diesjährige Generalversammlung des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig fand am Mittwochabend daher im Innenhof unter freiem Himmel statt.
„Außergewöhnliche Zeiten fordern eben außergewöhnliche Maßnahmen“, sagte der Vorsitzende Asmus Peter Asmussen, der damit allerdings vor allem das durch Corona geprägte erste Halbjahr des neuen Geschäftsjahres meinte.
Er lobte die Anpassungsbereitschaft und Kreativität der Mitarbeiter, die auch in Corona-Zeiten die treuen Leser mit Büchern und anderen Angeboten versorgten.
Die Büchereien der deutschen Minderheit würden gut dastehen, meint Peter Asmussen. Er verwies auf die vielen Bauvorhaben und Renovierungen der vergangenen Jahre.
„Wir haben uns aber nicht verleiten lassen, uns entspannt zurückzulehnen, sondern haben uns auch Gedanken darüber gemacht, wie wir die Bibliotheksarbeit zeitgemäß und modern gestalten können“, sagte Asmussen.
Digitalisierung hat eine Schlüsselrolle
Die Digitalisierung habe dabei eine Schlüsselrolle als neuer Medienträger neben den alten Medien, „die aber nicht verschwinden werden“, unterstrich der Vorsitzende.
Der Verband hat mithilfe des deutschen Bibliotheksexperten Andreas Mitrowann aus Recklinghausen ein neues Konzept entwickelt. Dies sei ein guter und wichtiger Prozess gewesen, sagte Peter Asmussen. Das Konzept stellte Büchereidirektorin Claudia Knauer vor.
Überhaupt sei die Exponierung der deutschen Büchereien größer denn je, erklärte Asmussen. Dies sei vor allem der Bücherei im neuen Multikulturhaus in Sonderburg/Sønderborg zu verdanken.
„Wir sind ins Zentrum des öffentlichen Geschehens gerückt“, sagte er und bedauerte, dass ähnliche Pläne in Hadersleben vorläufig gescheitert sind.
„Wir sind eine Visitenkarte der deutschen Minderheit in Nordschleswig, und das macht uns Mut, unsere weiteren Visionen umzusetzen“, sagte der Büchereivorsitzende.
Fleißige Nutzer der Büchereien
Die deutschen Büchereien haben laut Büchereidirektorin Claudia Knauer 5.142 aktive Nutzer. Das sind zwar 786 Nutzer mehr als im Vorjahr, aber dennoch fiel die Ausleihe um 3,6 Prozent. In der Zentralbücherei Apenrade (- 9,53 Prozent) sowie in der Filiale Tingleff (- 3,27) und in den beiden Bücherbussen (- 7,01) ist die Ausleihe gesunken, während in Hadersleben (12,28), Sonderburg (11,76) und Tondern (9,84) mehr Medien ausgeliehen wurden.
„Mit einem Rückgang von 3,58 Prozent stehen wir aber sehr ordentlich da und unterscheiden uns nicht wesentlich von den dänischen Büchereien und den Bibliotheken in Deutschland“, erklärt Claudia Knauer.
Die dänischen Bibliotheken, die statistische Probleme hatten, würden von 2015 auf 2018 einen Rückgang von 16 Prozent angeben.
Die Nutzer der Minderheit seien allerdings fleißige Nutzer, so Knauer: „Bei 15.000 angenommenen Mitgliedern der deutschen Minderheit verzeichnen wir 4,3 Besuche pro Mitglied pro Jahr. Im Vergleich: In Hamburg werden deutschlandweit die meisten Besuche in der Bibliothek pro Einwohner gezählt – nämlich 2,57.“
Steigende Zahlen gebe es auch bei den digitalen Medien, die aber den Rückgang bei den physischen Medien nicht ausgleichen würden, so Knauer.
Knauer: „Bildungseinrichtung und Ausstellungsfenster“
Die Büchereien seien heute allerdings mehr, als nur die Ausleihe von Büchern, erklärte die Büchereidirektorin.
„Grundsätzlich sind wir ein Informationsspeicher und Informationsvermittler für alle bibliotheksüblichen Medien und beraten sowohl Bürgerinnen und Bürger der Minderheit als auch der Mehrheitsbevölkerung“, so Knauer.
Die deutschen Büchereien seien Bildungseinrichtungen und Ausstellungsfenster der Minderheit zugleich, und darüber hinaus auch Orte kultureller Aktivitäten.
„Dieses entspricht dem Auftrag aus dem dänischen Bibliotheks-Gesetz, das Aufklärung, Bildung und Förderung kultureller Aktivität vorsieht“, erklärt Knauer.
Makerspace geht auf Reisen
Das sogenannte Makerspace-Angebot mit 3D-Drucker und Plotter ist bei der Bücherei nachgefragt und geht 2020 auf Reisen.
„Wir werden in die verschiedenen Filialen fahren beziehungsweise auf Nachfrage auch in die Schulen“, sagte Knauer.
Eine Bücherei-Mitarbeiterin hat sich in diesem Bereich fortgebildet, und es können dann vor Ort großformatige Plakate oder 3D-Gegenstände gedruckt werden. In der Corona-Zeit hat die Bücherei sogar Visierhalter für das Gesundheitswesen mit dem 3D-Drucker gedruckt.
Zusammenarbeit mit den Schulen
Die deutschen Büchereien sind aber nicht nur ein Angebot an die deutsche Minderheit. Die Kinder- und Jugendbuchbibliothekarin war auch zu sechs Terminen bei dänischen Schulen und Kindergärten zu Gast.
„Die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten steht weiterhin ganz oben auf unserer Planungsliste. Leseförderung ist unabdingbar. Dazu geht unsere Kinder- und Jugendbuchbibliothekarin in die deutschen Schulen und Kindergärten und liest vor. Die Filialleiterinnen sind ebenfalls hochaktiv in diesem Bereich und konstant präsent in Schulen und Kindergärten, erklärt die Büchereidirektorin.
Die Zusammenarbeit mit dänischen Schulen, die im Herbst 2018 ihren Anfang genommen hat, wird ebenfalls fortgesetzt. So fahren die deutschen Bücherbusse auch dänische Freischulen an.