Kultur

Ukrainische Künstlerin Olena Yanko zu Besuch in Hadersleben

Ukrainische Künstlerin Olena Yanko zu Besuch in Hadersleben

Ukrainische Künstlerin Olena Yanko zu Besuch in Hadersleben

Hadersleben/Kyiv
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Olena Yanko im ukrainischen Irpin, wo sie ausgebrannte Autos bemalte Foto: Privat

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Kunst aus der Ukraine: Olena Yanko ist zu Besuch in Hadersleben und machte prompt in den sozialen Medien Werbung für ihre Kunst. Warum ihre Werke hoffnungsvoll und bedrückend zugleich sind und wie sich das Leben der jungen Frau und ihrer Familie im vergangenen Jahr verändert hat, verriet sie dem „Nordschleswiger“.

Seit dem vergangenen Februar kennen wohl die meisten das Nationalsymbol der Ukraine – die gelbe Sonnenblume, die der Nationalflagge des Landes sogar ihre Farbe verleiht. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind das Land und seine Kultur in den Fokus gerückt.

Viele Menschen flohen vor dem Krieg, doch einige blieben in der Ukraine, trotz der allgegenwärtigen Bedrohung durch den Krieg. So wie die Künstlerin Olena Yanko, die mit ihrem achtjährigen Sohn Roman und Ehemann Dmytro in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw wohnt. Zwischen Krieg und Zerstörung hat die junge Frau trotzdem ihren Mut nicht verloren. Und möchte diesen weitergeben: mit Blumen und Farbe. Auch an Orten, deren Namen uns an Kriegsverbrechen und viel Leid erinnern. 

Um einer Freundin künstlerisch auszuhelfen, machte sie sich aus dem 1.879 Kilometer entfernten Kyjiw auf nach Hadersleben und nutzte die Gelegenheit, die Geschehnisse in der Ukraine wieder zu thematisieren. 

Aus Kyjiw nach Hadersleben 

Dass Künstlerin Olena Yanko in Hadersleben zu Besuch ist, hat die Domstadt einer Freundschaftsmission zu verdanken: „Ich bin gemeinsam mit meinem Sohn nach Hadersleben gekommen, um eine Freundin zu besuchen. Hier habe ich auch in ihrem Kindergarten gemalt“, erklärt die junge Frau.

Ganz unkonventionell machte die Künstlerin Olena Yanko dann auch gleich auf Facebook auf ihren Besuch in Hadersleben aufmerksam und bot prompt eine malerische Verschönerung der Stadt an.

 

Die Bilder Yankos sollen Hoffnung repräsentieren - und Spaß machen. Foto: Privat

Von der Kindergartenwand zum Kriegsgebiet 

Der freundschaftliche Auftrag in Dänemark ist nicht der erste dieser Art für die Künstlerin. Ein Kindergarten in der Ukraine brachte ihr erstmals in die Rolle einer Malerin: „Mein erster Job als Künstlerin war im Kindergarten meines Sohnes. 2017 habe ich dort die Wände verschönert. Ich hatte das Gefühl, dass diese monotonen, kahlen Wände Farbe und Formen vertragen könnten. Auch, beziehungsweise vor allem, in Räumen, in denen sich Kinder aufhalten“, sagt die Künstlerin. Aus einem Freiwilligen-Projekt ergaben sich einige künstlerische Arbeiten in der Ukraine.

Doch so aus der Luft gegriffen ist ihr Lebenslauf nicht. Olena Yanko hat einen Masterabschluss in Architektur, und bevor der Krieg am 24. Februar 2022 begann, arbeitete sie in einem Designstudio und nahm als selbstständige Künstlerin Aufträge an.

Allerdings veränderte sich mit dem Krieg alles für die junge Familie: „Wir versuchen uns mit der ‚neuen Welt’, in der wir leben, zu arrangieren. Aber natürlich, es macht uns Angst. Vor allem auch unserem Sohn“, erzählt die junge Mutter.

„Da war diese Situation, in der Bombenalarm ausgelöst wurde, als mein Sohn in der Schule war. Sie mussten dann vier Stunden im Bunker aushadern, ohne Elektrizität“, erzählt Olena Yanko. Dass Elektrizität fehlen würde, sei mittlerweile ein weit verbreitetes Problem in der Ukraine. 

Olena Yanko erzählt weiter vom Leben im Krieg: „Kyjiw wird von Raketen und Drohnen attackiert. Manchmal wachen wir von Explosionen auf und wissen nicht, wohin wir laufen sollen. Das ist wirklich beängstigend.“ 

Ein Leben, das Olena Yanko und ihrer Familie viel abverlangt. Doch die junge Künstlerin weiß sich auch zu wehren. Mit ihren eigenen Waffen: Pinsel und Hoffnung.
 

Schönheit im Schrecklichen: Olena Yanko bemalte das zerstörte Kulturzentrum in Irpin. Foto: Privat
Sonnenblumen voller Hoffnung: Hier „blühen“ Olenas Sonnenblumen im Bunker eines ukrainischen Gymnasiums. Foto: Privat

Blumen für Hoffnung

Seit dem Krieg malt Olena Yanko überwiegend patriotische Bilder, denn der Krieg habe ihre Bilder und ihre Kunst verändert: „Mit der Künstlerin Evgenia Fullen habe ich zusammen das patriotische Bild ‚Die Ukraine wird siegen‘ in Khmelnytskyi gemalt. Es war mein erstes Bild dieser Art“, so Yanko.

Zurück in Kyjiw schloss sie sich dem Projekt „Flowers for hope“ (Blumen für Hoffnung) des amerikanischen Künstlers Trek Thunder Kelly an. Die Prämisse: die Ukraine repräsentieren und künstlerisch unterstützen. 

Gemeinsam mit Trek Thunder Kelly zeichnete Olena Yanko das ukrainische Nationalsymbol, sprich die Sonnenblume, auf zerstörte Autos und Gebäude in Irpin. Als Trek zurück nach Los Angeles ging, hörte Olena Yanko einfach nicht mit dem Malen der Sonnenblumen auf. 

Olena Yanko will wieder die Aufmerksamkeit auf die Ukraine lenken

Die Künstlerin ist engagiert und hat viele Projekte zeitgleich am Laufen. Ihren Besuch in Hadersleben nutzt sie auch, um ihre Arbeit voranzubringen und um den Krieg in der Ukraine wieder in das Bewusstsein der Menschen zu bringen. Mit Erfolg, ihr Beitrag kommt bei den Menschen in Hadersleben gut an. 

Ihre nächste Arbeit bringt sie zurück nach Irpin, eine Stadt, die viel Grauen erlebt hat: „Ich wurde kontaktiert, um dort einen Zaun zu verschönern. Dieser streckt sich durch die Stadt. Die Menschen sollen nicht auf dieses triste Grau starren. Die Menschen sollen ein schönes Bild sehen.“ Ein netter Ansatz – und voller Hoffnung, so wie Olena Yanko ihre Kunst am liebsten mag. 

 

Olena Yanko bei der Arbeit in Irpin Foto: Privat
Olena Yanko möchte mit ihrer Kunst der Zerstörung trotzen. Foto: Privat
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