Einwandern nach Dänemark

Tapetenwechsel: von Hamburg nach Hadersleben

Tapetenwechsel: von Hamburg nach Hadersleben

Tapetenwechsel: von Hamburg nach Hadersleben

Hadersleben/Haderslev
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Seit dem Sommer des vergangenen Jahres lebt die zweiköpfige Familie in Hadersleben. Foto: Ute Levisen

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Seit fast anderthalb Jahren lebt Anja-Kristina Voss in Hadersleben. Die Wahl ihrer neuen Heimat hat sich die Hamburgerin nicht leicht gemacht. Über die Schweiz und Alsen kam sie schließlich nach Hadersleben. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt sie. Und Sohn Henri nickt.

Im Sommer des vergangenen Jahres zog es Anja-Kristina Voss und ihren kleinen Sohn Henri nach Hadersleben in Dänemark: „Es war Liebe auf den ersten Blick.“

Die Idee für den „Tapetenwechsel“ sei ihr während der Corona-Pandemie gekommen, erzählt sie: „Die Maskenpflicht, die vielen Einschränkungen haben uns das Leben schwer gemacht, vor allem den Kindern.“

 

Henri (7) besucht die Deutsche Schule Hadersleben. Foto: Ute Levisen

Die Qual der Wahl

Wohin aber sollte sie gehen, die neue Lebensreise?

Diese Entscheidung hat sich die gebürtige Hamburgerin nicht leicht gemacht: „Ich habe mir die Schweiz angeschaut und in Dänemark die Insel Alsen. Es war nett, doch der Funke wollte nicht überspringen.“

Heute, fast anderthalb Jahre später, haben sich Mutter und Sohn gut in der Domstadt Hadersleben eingelebt, in ihrer lichten, geräumigen Wohnung am Rande der Altstadt.
 

Mutter und Sohn verbringen viel Zeit miteinander und machen oft Ausflüge in die Umgebung. So haben sie auch den Wittstedter See für sich entdeckt – und Anja-Kristina Voss das Winterbaden. Foto: Ute Levisen

Sanfte Landung in der deutschen Schule

„Es war dank der deutschen Schule eine sanfte Landung“, erzählt die junge Frau.

Henri besucht inzwischen die erste Klasse der Deutschen Schule Hadersleben.

„Dort gefällt es mir gut“, sagt der Siebenjährige – und neue Freunde habe er auch schon gefunden.
 

Der Siebenjährige fühlt sich wohl in der neuen Heimat, wie er verrät. Neue Freunde habe er auch schon gefunden. Regelmäßig besuchen Mutter und Sohn ihre Familie und Freunde in Hamburg. Foto: Ute Levisen

Dänemark kein Neuland

Für seine Mutter ist Dänemark kein Neuland. 2008 ging die Betriebswirtin für ihren damaligen Arbeitgeber, den Konzern Beiersdorf, nach Kopenhagen: „Es war super dort“, erinnert sie sich.

Dennoch wagte sie den Sprung von der Festanstellung in die Selbstständigkeit. Sie kündigte vor zwölf Jahren, um eine eigene Firma mit einer Naturkosmetik-Serie zu gründen. Zunächst war sie in Deutschland aktiv, wo die Geschäftsfrau Drogeriemärkte und Reformläden beliefert. Jetzt zieht sie auch mit ihrer Firma nach Dänemark um.

„Im Vergleich zum Firmenumzug von Deutschland nach Dänemark war das Einwanderungsverfahren fast ein Kinderspiel“, sagt sie.

Henri und seine Mutter arbeiten an ihren Sprachkenntnissen: Henri in der Schule, und seine Mutter hat ein halbes Jahr lang die Sprachschule in Hadersleben besucht. Foto: Ute Levisen

Bürokratische Strapazen durch Umzug

Durch den Länderwechsel wird für die 45-jährige Unternehmerin in Deutschland eine Wegzugsteuer fällig.

Für Anja-Kristina Voss waren die vielen Angelegenheiten, die es beim Umzug zu regeln galt, eine völlig neue Erfahrung. Auch die Flut der vielen Verträge und Anträge, die sie erneut abschließen und stellen musste, um mit ihrem Onlineshop von Hamburg nach Hadersleben umziehen zu können, hat sie überrascht.

Obwohl sie mit ihrer Firma, „Jislaine Naturkosmetik“, in bürokratischer Hinsicht nicht über den Berg ist, startet die Unternehmerin jetzt mit der eigenen Firma im neuen Land durch.

Bis zum Jahresende soll die dänische Webseite fertig sein. Für Steuerangelegenheiten hat Anja-Kristina Voss zwar einen Steuerfachmann, einiges aber erledige sie jetzt schon selbst – auf Dänisch.

Vor zwölf Jahren gründete die Betriebswirtin ihre eigene Naturkosmetik-Serie. Am Freitag in der Herbstferienwoche stellt sie ihre Produkte im Haderslebener Reformhaus vor. Foto: Ute Levisen

Präsentation im Haderslebener Reformhaus

Sprachlich geht es voran in der neuen Wahlheimat – dank der Sprachschule, die sie ein halbes Jahr besucht hat.

„Jetzt höre ich dänisches Radio und Fernsehen sowie Podcasts, um das gesprochene Dänisch zu verinnerlichen“, erzählt sie.

Erste Kontakte zur ortsansässigen Geschäftswelt habe sie auch schon geknüpft. In der Herbstferienwoche, am kommenden Freitag, präsentiert die Unternehmerin ihre Naturprodukte im Haderslebener Reformhaus „Frk. Helsekost“.

Die älteste Seife der Welt

Ihre Naturkosmetik-Serie besteht vornehmlich aus einer Vielfalt an Aleppo-Seifen, die mit über 3.000 Jahren als älteste Seife der Welt in die Annalen der Kosmetikgeschichte eingegangen ist.

Die Produkte dafür bezieht Anja-Kristina Voss aus einer syrischen Seifensiederei. Shea- und Kokosbutter sowie wertvolle, naturbelassene Öle komplettieren die Serie der gebürtigen Hamburgerin.

„Es sind Rohstoffe in reiner Form, möglichst ohne Plastikverpackung“, sagt sie. Das sei ihr wichtig – der Umwelt zuliebe.
 

In Hadersleben habe sie sich gleich heimisch gefühlt, sagt Anja-Kristina Voss. Die Domstadt erinnere sie an Hamburg. Foto: Ute Levisen

Unterwegs in der Natur

Apropos: Umwelt. Nicht nur die Stadt, auch die landschaftliche Beschaffenheit ihrer neuen Heimat gefalle ihr gut.
Gemeinsam mit Sohn Henri macht Anja-Kristina Voss Ausflüge in die Staruper Heide, ins Tunneltal, an die Förde und an den Wittstedter See, wo sie das Winterbaden für sich entdeckt hat.

„Am vergangenen Wochenende waren wir erstmals auf der Insel Aarö. Das war wunderschön“, schwärmt sie.

Hadersleben erinnere sie irgendwie an Hamburg: „Vielleicht habe ich mich deshalb gleich heimisch gefühlt“, sagt die Wahl-Haderslebenerin.

„Neulich stand ich auf einem Hügel, habe auf die Stadt herabgeschaut – und gedacht: Das hier ist doch mein Zuhause! Wo bin ich nur all die Jahre gewesen?“

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