BDN-Lichtfestbeitrag

Der Renner für Filmfreunde

Der Renner für Filmfreunde

Der Renner für Filmfreunde

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Haderslev
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Alle Sitzmöglichkeiten wurden genutzt, als immer mehr Besucher in die Bücherei strömten, wo Filmexperte Felix Arnold den dänischen Film „Unter dem Sand“ vorstellte. Foto: Karin Riggelsen

„Unter dem Sand“: Volles Haus in der Deutschen Bücherei bei Filmvorführung am Mittwochabend.

„Unter dem Sand“: Volles Haus in der Deutschen Bücherei bei Filmvorführung am Mittwochabend.

Der Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN) hat am Mittwochabend  seine Beitragsreihe   für das Lichtfest 2017 (wir berichteten) abgeschlossen, mit dem Film  „Unter dem Sand“.  

Treffpunkt war die deutsche Bücherei am Aastruper Weg. Leiterin Monika Knutzen musste extra Stühle anschleppen, denn das Interesse  war mit knapp 60 Gästen  beachtlich: Der Film habe quasi in der Bücherei Geschichte geschrieben, denn so viele Teilnehmer konnte Mitveranstalterin Monika Knutzen bei einem Filmabend noch nie begrüßen. Nach einer kleinen  Pause, bei der sich die Besucher mit Getränken und Laugengebäck  stärkten,  wurde  zur Diskussionsrunde eingeladen.

„Als Deutsche ist es für mich etwas ganz Besonderes, eingeladen zu werden.“

„Die Zuschauer fanden den Film sehenswert, sehr berührend und  sehr aktuell“, so Monika Knutzen. Neben Gästen aus der Minderheit  in Hadersleben und Nordschleswig kam auch  BDN-Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen. Die stellvertretende Botschafterin der Deutschen Botschaft in Kopenhagen, Anke Meyer, saß auch in den  Zuschauerreihen. „Die Botschaft ist zum Lichtfest am 4. Mai eingeladen worden.  Da bin ich einen Tag früher gekommen, um beim Filmabend dabei zu sein“, lächelte die stellvertretende Botschafterin. Anke Meyer freute sich über die Einladung  zum Lichtfest: „Als Deutsche ist es für mich etwas ganz Besonderes, eingeladen zu werden.“  

Dabei waren auch zahlreiche Dänen, die sich die Möglichkeit, den Film zu sehen und zu diskutieren, nicht entgehen lassen wollten.  Viele Teilnehmer brachten sich   ein mit Wortmeldungen, sodass  es zum Teil lange Wartezeit gab.  

„Nirgendwo ist die Diskussionsfreudigkeit so groß wie hier“

Filmexperte Felix Arnold hatte den Historiker und Lehrer an der Deutschen Schule Hadersleben, Kim Bjerringgaard, als Mitmoderator an seiner Seite: „Nirgendwo ist die Diskussionsfreudigkeit so groß wie hier“, stellte Felix Arnold eingangs fest. Der Filmexperte   ist seit Jahren gern gesehener Sachverständiger bei den Filmabenden, die regelmäßig durchgeführt werden. „Arnold  weiß unwahrscheinlich viel über Filmwissenschaft. Und dann hatten wir auch das große Glück, dass  Kim Bjerringgaard den geschichtlichen Aspekt beleuchtete“, so Monika Knutzen.

Hinrich Jürgensen freute sich darüber, dass die Veranstalter volles Haus verbuchen konnten: „Der Film ist natürlich  beklemmend. Das ist kein Jubelfilm, aber ein sehr, sehr guter Film. Und es freut mich auch, dass er so gut angekommen ist in Dänemark“, so Jürgensen.

 Jürgensen erkundigte sich Mittwochabend nach den Besucherzahlen, und das  Experten-Duo informierte darüber,  dass „Unter dem Sand“ wohl die Rahmen gesprengt habe.  „Es ist kein Dokumentarfilm. Er zeigt doch schon  ein bisschen, wie es war“, sagte Jürgensen. Er sei gespannt auf die  Sachen, die 2020 öffentlich zugänglich werden, wenn die nationalen Archive geöffnet werden. Nach der Genfer Konvention von 1929 durften Kriegsgefangene nicht zur Zwangsarbeit herangezogen werden. Der Film spielt an der  jütischen Westküste, wo junge Deutsche im Sommer 1945 unter extrem schwierigen Bedingungen  Landminen aus dem Zweiten Weltkrieg ausgruben.

„Die Frage ist, war das gesetzlich in Ordnung oder nicht. Hat man Konventionen gebrochen und wenn, waren das  die Dänen, oder eher die Engländer“, so Jürgensen. Tatsache sei, dass es sich um junge deutsche Soldaten handelte. Ob gegen die Konvention verstoßen wurde, wisse man erst genau in dem Augenblick, wo die Archive öffentlich zugänglich sind.  Über das, aus Jürgensens Sicht, dunkle Kapitel der dänischen Geschichte könnte dann vielleicht ein bisschen mehr Licht kommen. Ob man nach einem Krieg seine Menschlichkeit wiederfinden  kann, steht im Mittelpunkt  des Films, der erkennen lässt,  dass zwischenmenschliche Begegnungen dazu beitragen,  dass sich aus anfänglichem Hassgefühlen Rückhalt entwickeln kann.

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