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Kunstausstellung: „Die Menschen sollen sich wundern“

Kunstausstellung: „Die Menschen sollen sich wundern“

Kunstausstellung: „Die Menschen sollen sich wundern“

Hadersleben/Haderslev
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Die beiden Künstlerinnen Borghild Unneland (l.) und Vibeke Nørgaard Rønsbo freuen sich, in Hadersleben auszustellen. Foto: Amanda Klara Stephany

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Alltägliche Dinge neu zu denken, das ist die Passion der beiden skandinavischen Künstlerinnen Borghild Unneland und Vibeke Nørgaard Rønsbo. Mit ihrer Ausstellung „Forsvindinger“ im Kunsthaus am Hafen möchten sie den Besucherinnen und Besuchern viel Spielraum zum Nachdenken lassen, um darüber bei der Vernissage zu diskutieren. 

Sie haben sich zwar nicht gesucht, dafür aber gefunden: die Norwegerin Borghild Unneland und die Dänin Vibeke Nørgaard Rønsbo.

Ihr erstes Aufeinandertreffen hatten die beiden Künstlerinnen in Deutschland – bei einer Ausstellung in Flensburg: „Wir waren Teil einer Ausstellung, bei der Künstlerinnen und Künstler aus allen nordischen Ländern anwesend waren“, erinnert sich Borghild Unneland. Die beiden Frauen verstanden sich auf Anhieb gut – sowohl menschlich als auch künstlerisch.

Aus dem zufälligen Treffen entstand die Idee zur gemeinsamen Ausstellung. Unzählige private Gespräche später wird diese Idee nun in den Räumlichkeiten des Alten Hafenamtes in Regie des Haderslebener Kunstvereins (Haderslev Kunstforening) in die Tat umgesetzt.

Eine Aufforderung, sich zu wundern 

Dabei möchten die beiden Künstlerinnen vorab gar nicht so viel über ihre Ausstellung verraten, um zukünftigen Gästen nicht allzu viel Vorwissen zu geben: „Viele Dinge, die wir im Alltag sehen und gebrauchen, verlieren in unseren Augen ihre Außergewöhnlichkeit, ihre Geschichte“, erklärt Borghild Unneland und fährt fort: „Manchmal braucht es nur eine kleine, gar winzige Veränderung an der Sache selbst, um wieder unsere Aufmerksamkeit zu erhaschen. Das versuchen wir mit unserer Ausstellung.“

Diese Fragmente des Alltags, die Menschen oft nicht mehr wahrnehmen, würden die beiden besonders interessieren und waren auch die Inspiration für den Namen der Ausstellung „Forsvindinger“, was übersetzt so viel heißt wie „Verschwundenes“.

Und in der Tat, in der Ausstellung der Dänin und der Norwegerin findet man eine Vielzahl an bekannten Dingen, an denen das Auge eine Sekunde länger verweilt als gewöhnlich: „Jeder von uns hat eine eigene Art, die Dinge zu verstehen. Das hat auch viel mit den persönlichen Geschichten und Erfahrungen zu tun. Wir möchten diese Gedanken aus den Menschen herauslocken“, erklärt Vibeke Nørgaard Rønsbo. 

Die dänische Künstlerin Vibeke Nørgaard Rønsbo lässt ihre Zeichnungen gerne „spielerisch“ wirken. Foto: Amanda Klara Stephany

Die Balance finden 

Dass die beiden Frauen „so gut miteinander funktionieren“, liege auch an der gegenseitigen Wertschätzung, die primär auf dem Verständnis der Arbeit der jeweils anderen aufbaut: „Wir suchen die Balance zwischen den Dingen. Etwa zwischen Farben oder Formen“, erklärt Borghild Unneland. Auch im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ hören sie interessiert der Antwort der jeweils anderen zu und bestärken sich in ihren Aussagen. 

„Wir haben ein ähnliches Gefühl für Dinge und stellen uns ähnliche Fragen“, sagt Borghild Unneland. Die Kunstausstellung würde sich deswegen auch aus den Werken der jeweils anderen ergänzen und nicht „nur“ nebeneinander existieren. Auch eine gemeinsame Arbeit schließen die beiden in der Zukunft nicht aus: „Aber erst müssen wir die Kunstausstellung überleben“, entgegnen beide lachend. 

Trotz der Ähnlichkeiten erkenne man doch deutlich die Unterschiede in den einzelnen Werken der Künstlerinnen. Beide versuchen sich in verschiedenen Techniken, Interpretationen und in der Farbwahl. 

Die Norwegerin Borghild Unneland ist fasziniert davon, menschliche Logik herauszufordern. Foto: Amanda Klara Stephany

Eine dänisch-norwegische Freundschaft 

Das künstlerische Zusammentreffen der beiden Frauen ist auch vom Dialog der dänischen und norwegischen Sprache geprägt. Borghild, die in Bergen lebt und arbeitet, und Vibeke, die Odder ihr Zuhause nennt, unterhalten sich jeweils in ihren Landessprachen miteinander und haben darin auch eine poetische Komponente wiedergefunden: „Sprache hat einen großen Einfluss auf uns. Die Ausdrücke und Formulierungen haben etwas Poetisches an sich. Deswegen haben wir unsere Ausstellung auch ,Forsvindinger’ genannt. Es ist eine Mischung unserer beiden sprachlichen Identitäten."

 

Ein tiefes Verständnis für die gegenseitige Arbeit hat die Frauen beruflich zusammengebracht. Foto: Amanda Klara Stephany

Vernissage am 4. März 

Wer sich überraschen und wundern möchte, hat am Sonnabend, 4. März, ab 14 Uhr die Möglichkeit dazu. Die Veranstaltung findet im Kunsthaus (Kunsthuset), Jomfrustien 52, 6100 Haderslev, statt. Der Eintritt ist frei. 

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