Deutsche Minderheit

Hadersleben: Deutsche und dänische Bücher nun unter einem Dach

Hadersleben: Deutsche und dänische Bücher nun unter einem Dach

Deutsche und dänische Bücher nun unter einem Dach

Hadersleben/Haderslev
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KInder vom Deutschen KIndergarten Hadersleben eröffneten die Deutsche Bücherei im Kulturhaus BIspen. Foto: Karin Riggelsen

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Keine Fusion, sondern eine gegenseitige Ergänzung zum Wohle der Nutzerinnen und Nutzer: So lautete die Botschaft bei der Eröffnung der Deutschen Bücherei Hadersleben im dortigen Kulturhaus Bispen.

„Heute ziehen nicht nur Bücher um, heute bekommt Kultur ein neues Zuhause“, so Kjeld Thrane (Kons.), Vorsitzender des Kulturausschusses der Kommune Hadersleben. Die Deutsche Bücherei Hadersleben ist umgezogen vom Aastruper Weg ins Kulturhaus Bispen am Damm. Viele Gäste waren der Einladung am Donnerstagnachmittag gefolgt und schauten sich die „neue“ Bücherei an, die ab sofort im ersten Stock des Kulturhauses zu finden ist. 

Wie auch in Sonderburg (Sønderborg) finden sich nun in Hadersleben zwei Büchereien unter einem Dach – eine dänische und eine deutsche. Kjeld Thrane sprach in seinem kurzen Grußwort von gemeinsamen Erlebnissen und einer gemeinsamen Zukunft und von neuen Freundschaften. Alles, was nun dort im Bispen entstehe, sei nicht symbolisch, sondern habe einen realen Nutzen für die Menschen. 

Peter Asmussen, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig (links), und BDN-Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen Foto: Karin Riggelsen

Sofortiges Interesse

Auf den Nutzen ging auch Peter Asmussen, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig, ein, der sich eine bessere Sichtbarkeit des deutschen Büchereiangebots in der Domstadt verspricht. Er selbst konnte nach eigenen Worten bereits vor der Eröffnung beobachten, dass zwei interessierte Frauen aus der Mehrheitsbevölkerung die Gelegenheit nutzten und schauten, was die deutsche Bücherei zu bieten hat. 

Asmussen wünscht sich, das unterstrich er in seiner Rede, eine enge Zusammenarbeit und einen engen Dialog mit den dänischen Kolleginnen und Kollegen. Den dänischen Gästen auf der Eröffnung drückte er seine tiefe Dankbarkeit aus, dass dies alles möglich geworden sei. 

Hinrich Jürgensen, Hauptvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger, erinnerte die Anwesenden aber auch daran, dass zwei Bibliotheken  unter einem Dach noch vor 30 Jahren nicht möglich gewesen wären. „Wir waren damals nicht bereit und die Mehrheitsbevölkerung auch nicht.“

Teil der Gemeinschaft

Lotte Leth-Sørensen, Leiterin des Kulturhauses Bispen, erhofft sich Inspiration von der deutschen Bücherei, Sie freut sich auf gemeinsame Projekte und darauf, dass die Mitarbeitenden der Bücherei nach der Eingewöhnungsphase ein Teil der Gemeinschaft werden. Dass es klappt, daran hat sie offenbar wenig Zweifel:  „Ihr habt die Frokostgruppe schon gefunden.“

Büchereidirektorin Claudia Knauer ging noch einmal auf die Erfahrungen in Sonderburg ein, wo der Umzug der deutschen Bücherei ins Multikulturhaus dazu geführt hat, dass die Mehrheitsbevölkerung die deutsche Minderheit und deren Angebote besser wahrnimmt, beziehungsweise verstärkt nutzt. 

Davon berichtete Peter Asmussen im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ auch. Seiner Erinnerung nach konnte die Deutsche Bücherei dort einen bedeutenden Zuwachs an Entleihungen feststellen. 

Asmussen: Kein Konservierungsverein

Es habe aber auch Gegenstimmen zum Umzug der Haderslebener Bücherei ins Kulturhaus gegeben, stellte Asmussen fest. Eine Veränderung werde nicht immer als positiv aufgefasst, wichtig sei dann zuzuhören, sich die Argumente anzuhören, Gegenargumente zu bringen und dann im Verband basisdemokratisch abzustimmen.

Ein breiter Rückhalt sei wichtig, so Asmussen, zumal die Wellen im Zuge der Diskussion schon hochgeschlagen seien, gab Asmussen zu. Die Aufgabe des Verbandes bestehe aber auch darin, ein effizientes Büchereiwesen zu organisieren, man sei kein Konservierungsverein. So habe man die Gunst der Stunde genutzt. 

Nun muss das Gemeinsame mit Leben gefüllt werden. Peter Asmussen hat da auch schon Ideen. Gemeinsam organisierte Lesungen könnte es geben, derzeit gebe es in literarischen Kreisen Dänemarks ein Interesse an neuer deutscher Literatur. Deutsches Liedgut könnte laut Asmussen auch Thema werden. 

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