Selvhjælp Haderslev

An der Großen Straße wird die Selbsthilfe gelebt

An der Großen Straße wird die Selbsthilfe gelebt

An der Großen Straße wird die Selbsthilfe gelebt

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:
Inge Linnet leitet die Selbsthilfekontaktstelle. Foto: Karin Riggelsen

Vier tatkräftige Frauen haben vor 30 Jahren die Selbsthilfegruppe aus der Taufe gehoben. Rat und Unterstützung finden Hilfesuchende nach wie vor bei der Leiterin und den Freiwilligen der Selbsthilfekontaktstelle in Hadersleben.

Im „Frivillighedens Hus“ an der Großen Straße/Storegade haben sich „Haderslev FrivilligCenter“ und „Selvhjælp Haderslev“ 2010 zu einem Verein zusammengeschlossen.

Vagn Meck ist Vorsitzender der körperschaftseigenen Einrichtung. Während „Haderslev FrivilligCenter“ sich für das Vereinsleben in der Domstadtkommune einsetzt, fördert die Selbsthilfe unter anderem Selbsthilfegruppen, damit Betroffene Lebenskrisen gemeinsam meistern können. Finanziert wird das Angebot im Übrigen aus dem staatlichen Topf für Projekte, die sich mit sozial Benachteiligten beschäftigen. Um die Fortexistenz von „Selvhjælp Haderslev" zu sichern bemüht sich der Vorstand um eine Betriebsvereinbarung mit der Kommune Hadersleben, so Vorsitzender Meck.

Inge Linnet in ihrem Büro Foto: Karin Riggelsen

Leiterin mit fundiertem Fachwissen

„Selvhjælp Haderslev“ feierte im Oktober das 30-jährige Bestehen. Ins Leben gerufen wurde die körperschaftseigene Einrichtung 1989, als erste im Landesteil. Initiatorin Inge Bjerre Bruun hatte eine Koldinger Selbsthilfegruppe zum Vorbild. Ihr zur Seite standen unter anderem die beiden Haderslebenerinnen Karen Vogensen und Gudrun Nielsen.

Die Selbsthilfekontaktstelle habe sich im Laufe ihrer Existenz gefestigt, erzählt Inge Linnet. Sie leitet die Selbsthilfe in Teilzeit seit Mai 2013. „Ich bin die fünfte Leiterin“, resümiert Linnet.

Die 63-Jährige aus Apenrade/Aabenraa denkt noch lange nicht daran, sich aus dem Berufsleben zu verabschieden. Sie arbeitet gerne mit Menschen zusammen und war in Führungspositionen in sozialen Berufen beschäftigt.

Parallel zu ihrer Beschäftigung arbeitet die ausgebildete Sozialpädagogin und psychodynamische Therapeutin auch stundenweise in einer Entzugsklinik in Woyens.

Mit jemandem reden, wenn das Leben schwer ist

Die Zahl der Nutzer pendelte sich in den Vorjahren bei rund 200 ein, berichtet Inge Linnet. Sie ist die erste Ansprechpartnerin, wenn Hilfesuchende sich an die Selbsthilfekontaktstelle wenden. Die Gruppenbetreuung wird dann größtenteils von den Freiwilligen übernommen.

Zurzeit haben sich 44 Helfer bereit erklärt, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, wenn Mitmenschen Rat und Unterstützung suchen bei Schwierigkeiten im Leben.

„Nicht alle Freiwilligen sind in die Gesprächsgruppen eingebunden. Wir haben auch Ehrenamtliche, die Hausmeisteraufgaben übernehmen, als Beisitzer und Berater einspringen, wenn Nutzer des Hauses einen Termin im Gesundheitswesen oder bei Behörden haben“, führt Linnet aus. Die Ehrenamtlichen sind aber auch gefragt, wenn es darum geht, die Homepage zu warten oder Linnet bei Aufgaben im Buchführungs-Bereich zu lösen.

Büromitarbeiterin Anita Brandorff, die Freiwillige Laura Nitz und Standortleiterin Inge Linnet (v. l.). Anita Brandorff ist seit 2017 bei der Selbsthilfe. Sie verabschiedet sich demnächst in den Vorruhestand. Brandorff, die in Beftoft/Bevtoft wohnt, hat Inge Linnet versprochen, der Selbsthilfe als Ehrenamtliche erhalten zu bleiben. Foto: Karin Riggelsen

Das Angebot ist breit gefächert

Die Spannbreite der Gruppen ist ganz dem Bedarf angepasst. Zurzeit hat die Selbsthilfe 17 Gruppen und offene Gesprächskreise, die sich wöchentlich oder 14-täglich zusammensetzen.

Menschen, die sich in einer schweren Lebenskrise befinden, weil sie ein Krebsleiden haben, Bürger, die an Demenz erkrankten und ihre Angehörigen, Essgestörte, einsame Menschen und Angehörige von psychisch verwundbaren Personen gehören zu denjenigen, die mit Gleichgesinnten über ihre Probleme sprechen möchten.

Trauergruppen werden auch nachgefragt. Für alle Gruppen gilt, dass sich vier bis acht Bürger anschließen, bevor ein Gruppentreffen durchgeführt wird. Die Nutzer und Ehrenamtlichen verpflichten sich zur Verschwiegenheit nach außen.

Einen neuen Freundeskreis aufbauen

Laura Nitz reihte sich vor etwa drei Jahren in die Reihen der Freiwilligen ein, als sie die Initiative zu der Gründung einer Gruppe, die sich ausschließlich an jüngere Bürger im Alter von 20 bis 40 Jahren wendet, ergriff.

Die Haderslebenerin ist als Pädagogin tätig gewesen. Die Erfahrungen aus ihrem Beruf kommen ihr bei der Freiwilligenarbeit zugute. Die Rentnerin leitet die Gruppe zusammen mit einer anderen Freiwilligen. Den Nutzern soll die Möglichkeit gegeben werden, ihre Erfahrungen einzubringen und Netzwerke auszubauen, um dadurch der Einsamkeit zu entfliehen. Durch den Kontakt zu anderen Betroffenen kann möglicherweise auch ein neuer Freundeskreis aufgebaut werden.

„Wir haben Zeit, über alles Mögliche zu reden. Die Bürger haben allerlei zu erzählen aus ihrem Alltag. Das können Erfahrungen mit dem Jobcenter, Problemstellungen in der Paarbeziehung und Erkenntnisse sein, die sie mit dem Ticketsystem im öffentlichen Personennahverkehr gemacht haben“, erzählt Laura Nitz. Wie bei allen Selbsthilfegruppen ist auch bei ihrer Gruppe das gesteckte Ziel, die Hilfe zur Selbsthilfe zu fördern.

Hilfe in allen Lebenslagen

„Haderslev FrivilligCenter“ und „Selvhjælp Haderslev“ haben einen Kooperationsvertrag mit der Kommune unterzeichnet. Die Kommune unterstützt Aktivitäten des Hauses an der Großen Straße und stellt unter anderem auch Mittel für Gesprächstherapien, die sich an Bürger wenden, die in ihrer Kindheit sexuell missbraucht wurden, zur Verfügung. „Center for Seksuelt Misbrugte Syd - Frivilligsektion“ fördert das Projekt.  

Eine Übersicht über die Angebote der Selbsthilfe gibt es auf der Homepage von Selvhjælp Haderslev. Fragen an die Leiterin können auch per E-Mail: haderslev-selvhjaelp@mail.tele.dk und telefonisch unter der Nummer 74 52 83 30 gestellt werden.

 

 

Inge Linnet arbeitet seit Jahren in Führungspositionen in sozialen Berufen. Foto: Karin Riggelsen
Mehr lesen