Sozialpolitik
Aus fürs Elternhaus: Herber Verlust für bedürftige Familien
Aus fürs Elternhaus: Herber Verlust für bedürftige Familien
Aus fürs Elternhaus: Herber Verlust für bedürftige Familien
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Die kommunale Geldquelle für das Elternhaus in Woyens ist nach zwei Jahren versiegt: Dies wiederum bedeutet das Aus für das soziale Pilotprojekt „Forældrehuset“. Zum Jahresende schließt der Ort, der für Eltern, Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen zu einem sicheren Hafen geworden ist. Es sei eine Milchmädchenrechnung, die nicht aufgehen werde, warnt die Kommunalpolitikerin Helene Hellesøe Appel.
Vor knapp zwei Jahren öffnete das Elternhaus im Woyenser Gesundheitshaus seine Türen. Seither ist es für Familien in schwierigen Lebenslagen zu einer unschätzbaren Hilfe geworden. Es ist zugleich das Ergebnis einer einzigartigen Partnerschaft zwischen „Kirkens Korshær“, „LEV“, „Autismeforeningen“, „ADHD-foreningen“, „Foreningen for forældre til anbragte børn“ und der Kommune Hadersleben.
Keine politische Priorität
Letztere aber zieht die Reißleine: Die Kommune Hadersleben streicht ihre Förderung in Höhe von jährlich 448.000 Kronen.
Dies zeichnete sich bereits bei den Etatverhandlungen im Kommunalparlament ab. Die Opposition hatte die Förderung dieses Pilotprojekts zwar in ihrem Etatentwurf priorisiert, musste sich indes der politischen Mehrheit beugen.
„Wir haben das Elternhaus im Rat lange diskutiert“, erinnert sich Helene Hellesøe Appel von der Einheitsliste. Auf Gehör stieß die Opposition mit ihren Argumenten angesichts knapper Kassen nicht.
„Wir sparen zwar hier und jetzt, aber wir werden später doppelt und dreifach draufzahlen, wenn dieses einzigartige Förderangebot ausläuft“, warnt Appel.
Ort der Hoffnung
Binnen zwei Jahren ist das Elternhaus für 70 wöchentliche Nutzerinnen und Nutzer – 150 sind es nach Angaben der Betreiberorganisation auf Jahresbasis – für Eltern von Kleinkindern, Familien mit Kindern, die schulische Herausforderungen haben, sowie Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen und Behinderungen zu einem Ort der Hoffnung und der Gemeinschaft geworden.
„Dort finden sie einen Ort, an dem sie sich verstanden und unterstützt fühlen“, sagt Vivi Ravnskjær Terp von „Kirkens Korshær“ in Sonderburg (Sønderborg), deren Organisation das Pilotvorhaben seinerzeit ins Leben gerufen hat.
Hiobsbotschaft für Familien
Am Dienstag musste sie Eltern die Botschaft überbringen, dass das Elternhaus vor dem Aus steht: „Wir haben zahlreiche Reaktionen bekommen. Für viele Menschen ist das Elternhaus zu einem sicheren Hafen angesichts alltäglicher Probleme geworden. Dort erfahren sie, dass sie nicht allein sind. Allein dies wirkt sich wohltuend auf ihre Belastungssituation aus.“
Das Angebot in Woyens umfasst soziale Aktivitäten, Gesprächsgruppen, Netzwerkgruppen, Beratung und unterstützende Gespräche – kostenlos und ohne vorherige Anmeldung.
„Wir haben als Organisation unseren Beitrag geleistet und dank der Förderung von Stiftungen und Privatleuten zum Angebot beigetragen“, sagt Vivi Ravnskjær Terp.
Die Schließung des Elternhauses sei daher ein herber Verlust, ein rettender Anker in stürmischen Zeiten: „Aber es genießt leider keine politische Priorität.“