Porträt
Heimisch in Hadersleben
Heimisch in Hadersleben
Heimisch in Hadersleben
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Mit gerade einmal 33 Lenzen hat Juliane Ilgner eine weite Reise hinter sich: Die gebürtige Niedersächsin ist die neue Leiterin des Kammerchors im Dom zu Hadersleben und Organistin der Brüdergemeine in Christiansfeld. Seit zehn Jahren lebt die junge Musikerin und Mutter in Dänemark. In Hadersleben hat sie eine zweite Heimat gefunden.
Wenn Juliane Ilgner auf die vergangenen sechs Monate zurückblickt, ist sie versucht, an schicksalhafte Fügungen zu glauben. Nach einer Talfahrt, von persönlichen Herausforderungen geprägt, ist die 33-Jährige in Hadersleben angekommen – beruflich und privat: „Am perfekten Ort“, wie sie sagt.
Wiedersehen mit Vor Frue Cantori
Im November hat sie die Leitung des Kammerchors des Doms zu Hadersleben, Vor Frue Cantori, übernommen. Für die passionierte Musikerin war es zugleich ein Wiedersehen mit ihrem „alten Chor“, Sängerinnen und Sängern, die sie bereits aus ihrer Zeit in Nordschleswig bestens kannte. Vor sechs Jahren hatte sie schon einmal dessen Leitung inne – und eine Vollzeitstelle als Organistin in Apenrade (Aabenraa).
Abschied mit blutendem Herzen
„Ich habe Nordschleswig damals blutenden Herzens verlassen“, erzählt sie. 2018 zog sie mit ihrem damaligen Ehemann nach Roskilde, wo dieser eine Stelle als Organist am Dom antrat: „Es war sein Traumjob – ich bin mitgegangen.“
Zurück nach Nordschleswig
Die Reise zurück nach Nordschleswig trat sie allein an – mit zwei kleinen Kindern.
„Es ist mein altes Netzwerk, Freunde, die mich unterstützen, was mir sehr geholfen hat, mich in Hadersleben sofort heimisch zu fühlen – eigentlich mehr als in meinem Heimatland Deutschland“, gesteht sie.
Verlässliche Freunde
Dabei ist es als alleinerziehende Mutter nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Für Juliane Ilgner ist es somit eine große Hilfe, nicht bei null anfangen zu müssen. Nicht nur auf Freunde und Bekannte, auch auf die Hilfe der eigenen Familie und nicht zuletzt ihrer damaligen Müttergruppe kann sie sich verlassen.
Im Sommer hatte sie ihren Organisten-Job in der kleinen Kirche Sankt Jørgensbjerg in Roskilde aufgegeben, um mit ihrer kleinen Familie in Hadersleben einen Neuanfang zu wagen. Das Angebot, als Organistin der Herrnhuter Brüdergemeine in der Unesco-Weltkulturerbe-Stadt Christiansfeld zu arbeiten, kam ihr dabei wie gerufen.
Ein Glücksgriff
Es sollte zugleich die erste Station ihrer Reise an den „perfekten Ort“ werden: „Es war ein Glücksgriff! Die Brüdergemeine hat zwei wunderbare Orgeln“, schwärmt sie.
Dort kann die passionierte Bach- und Brahms-Enthusiastin somit auch in fachlicher Hinsicht alle Register ziehen und sich auf dem Laufenden halten.
Von ihrer Wohnung aus genießt die frischgebackene Wahl-Haderslebenerin eine ungehinderte Aussicht auf den Damm. Seit einem halben Jahr wohnt sie zur Miete bei der alteingesessenen Brauereifamilie Fuglsang an der Ripener Landstraße. Auch Claes Fuglsang scheint der Himmel geschickt zu haben: Er hatte zur rechten Zeit auch den rechten Wohnort für die kleine Zuzügler-Familie: „Eine Wohnung in seinem Haus ist gerade frei geworden. Es passte perfekt. Eigentlich kann ich es noch immer nicht fassen“, lacht Juliane Ilgner.
Für ihre beiden Kinder Eline und Laurits, die zweisprachig aufwachsen, ist der herrlich gelegene Garten auf dem Fuglsangschen Anwesen ein Tummelplatz. Ihr dreijähriges Töchterchen Eline besucht den dänischen Kindergarten – Laurits kommt demnächst in den Deutschen Kindergarten Hadersleben auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Ein bisschen deutsch
„Für mich ist Nordschleswig, vor allem Hadersleben, zu einem Stück Heimat geworden“, sagt Juliane Ilgner: „Die Landschaft ist lieblicher als auf Seeland und erinnert mich an Deutschland. Hier ist es irgendwie auch ein bisschen deutsch. Das macht es einfach, sich hier wie zu Hause zu fühlen.“