Fluglärm

F-35 kontra F-16: Welcher Kampfjäger lärmt am meisten?

F-35 kontra F-16: Welcher Kampfjäger lärmt am meisten?

F-35 kontra F-16: Welcher Kampfjäger lärmt am meisten?

Hadersleben/Haderslev
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Die F-35 aus Norwegen auf dem Stützpunkt in Skrydstrup Foto: Ute Levisen

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Macht Dänemarks künftiger Kampfjet, die F-35, nun Krach oder „Musik“? – Die Antwort hängt davon ab, wen man fragt. Im Kielwasser der ersten Demonstrationsflüge mit F-35-Kampfjägern in dänischem Luftraum im Jahre 2019 hatte die Luftwaffe die in Nordschleswig gemessenen Werte veröffentlicht. In der kommenden Woche landen fünf F-35 Jets der US-Luftwaffe in Nordschleswig.

Die Bevölkerung der Domstadtkommune scheint in zwei Lager geteilt: In den Ohren der einen Gruppe klingen F-16 und F-35 nach Arbeitsplätzen für die Region. Die Anrainer des Luftwaffenstützpunktes Skrydstrup indes scheinen sich einig zu sein: Die F-35 macht über die Maßen Lärm.

Nach dem historischen Soundcheck mit Kampfjets vom Typ F-16 und zwei F-35 aus Norwegen im Mai 2019 auf dem Militärstützpunkt in Skrydstrup präsentierte die dänische Luftwaffe seinerzeit die Werte der gemessenen Geräuschpegel. In sieben Ortschaften in der Nähe des Stützpunktes hat sie u. a. die Schalldruckpegel beider Jägertypen beim Abfliegen unterschiedlicher Flugprofile an diesem Tag erfasst. 

Im Herbst 2023 treffen in Skrydstrup die ersten Jagdflugzeuge vom Typ F-35 ein. Es ist der bislang größte Militäreinkauf der dänischen Geschichte. Dennoch ist Dänemark erst in zehn Jahren in der Lage, die Mindestanforderung der NATO zu erfüllen, jährlich zwei Prozent seines Bruttonationalprodukts in die Streitkräfte zu investieren. Foto: Ute Levisen

Verschiedene Flugprofile

Die gemessenen Ergebnisse entsprechen – im Großen und Ganzen zumindest – den Berechnungen, die die Verteidigung bereits im April 2019 veröffentlicht hatte, wobei sie mit einem Toleranzbereich von +/-4 dB (Dezibel) arbeitet. Im Mai 2019 absolvierten die Kampfjets bei ihren Vergleichsflügen verschiedene Flugprofile, so wie sie nach Angaben vom damaligen Chef des Fliegerkommandos, Generalmajor Anders Rex, auf dem Fliegerhorst geflogen werden.
Die höchsten Werte des Tages wurde über Wittstedt gemessen: Dort lag der Wert der F-16 bei 88 dB. Die F-35 dröhnte mit 94 dB durch die Luft. Der niedrigste Pegel des Tages wurde über Woyens registriert: 70 dB bei der F-16 und 71 dB bei der F-35.

Casper Børge Nielsen gilt als einer der besten Jägerpiloten des Landes. Der 55-Jährige ist zugleich Testpilot und saß im Mai am Steuer der einen F-16. Zugleich war er damals der einzige Däne, der eine F-35 geflogen ist. Foto: Ute Levisen

F-35 macht mehr Krach

Fazit: Der Fluglärm der F-35 ist lauter als bei der F-16, wobei beide Geräuschprofile durchaus unterschiedlich wahrgenommen werden. Das verdeutlicht auch die Befragung von Bürgern am Tag der Testflüge mittels Geräusch-Protokollen. Der Klang der F-35 ist dabei wesentlich tiefer – erinnert an ein Brummen. Ohne Nachbrenner, wohlgemerkt. Wird dieser aktiviert, steigt der Pegel markant. In diesem Zusammenhang mag es ein kleiner Trost für die Anrainer sein, dass die F-35 weniger Zeit mit aktiviertem Nachbrenner benötigt als die F-16, da ihr Triebwerk über eine wesentlich höhere Leistung verfügt.

Nachbrenner

Ein Nachbrenner ist eine Zusatzeinrichtung beim Turbinenstrahltriebwerk zur Verbrennung von hinter der Turbine eingespritztem Treibstoff. Damit wird die Austrittsgeschwindigkeit des Triebwerks – sprich: der Schub – erhöht.
Quelle: Wikipedia

Unterschiedlich empfundener Geräuschpegel

Während für die Piloten, die Der Nordschleswiger nach ihrem ersten Geräuscheindruck befragte, der Klang der F-35 nahezu wie Musik in den Ohren klingt, wird der Fluglärm vor allem durch Anrainer des Stützpunktes als extreme Lärmbelastung empfunden. Bürger, die in Woyens oder nicht direkt am Fliegerhorst wohnen, empfinden die Belastung durch den Fluglärm hingegen als erträglich, wie ein Meinungsquerschnitt in den Interessengruppen sozialer Netzwerke zeigt.
Verwunderlich ist eine unterschiedliche subjektive Wahrnehmung nicht, denn bereits bei einer Pegeländerung von etwa + 10 dB empfindet das menschliche Ohr diesen Unterschied als eine Verdopplung der Lautstärke.

Die endgültigen Berechnungen zur Lärmbelastung, an denen die dänische Luftwaffe seinerzeit arbeitete, sollten spätestens bis zum Oktober 2019 vorliegen und in Entschädigungsmodelle für die am meisten vom Fluglärm betroffenen Anwohner einfließen.

Dieser Artikel wurde am 4. März 2023 aktualisiert.

 

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