Leitartikel

„Der autonome Supermarkt – ein Segen für uns Landeier?“

Der autonome Supermarkt – ein Segen für uns Landeier?

Der autonome Supermarkt – ein Segen für uns Landeier?

Apenrade/Aabenraa
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Shoppen rund um die Uhr auch im letzten Kaff: Solange Drohnen die Erbsensuppe noch nicht an den Tisch liefern, könnten automatisierte Supermärkte das Dorf am Leben halten. Doch dazu müssten auch wir in den Dörfern und Ortschaften die neuen Läden am Leben halten. Auf Idylle müssten wir dabei vorerst wohl verzichten, meint Cornelius von Tiedemann.

Der kleine Kaufmannsladen, dessen Besitzerin alle im Dorf kennt und wo auch mal angeschrieben werden kann, – der ist längst Geschichte. Und auch der kleine Supermarkt im Nachbarort hat jetzt dichtgemacht. Keine Bank, kein Geldautomat, keine Kneipe, kein Bäcker mehr.

Überall in Dänemark, auch in Nordschleswig, stirbt das Leben in den Dörfern und kleinen Ortschaften. Selbst wenn Häuser von Zuziehenden aus Deutschland oder von anderswo gekauft werden, weil sie günstig sind und die Idylle vom ländlichen Skandinavien verheißen: Der Aderlass geht weiter.

Die Rettung sollen jetzt unbesetzte Supermärkte in Containern oder kleinen Ladengeschäften sein, die wir mittels App oder MitID betreten.

Es lohnt sich einfach nicht, mittelgroße oder kleine Supermärkte in Gegenden zu betreiben, in denen viele mindestens ein Auto haben und damit zu den großen Märkten in den Städten fahren oder auf dem Weg von der Arbeit an ihnen vorbeikommen. Hinzu kommt grenznah die Konkurrenz in Deutschland – und aus dem Internet, vermehrt auch für tägliche Bedarfswaren. Also: Kosten sparen, neu denken.

Damit wir dem Nachbarn mal wieder über den Weg laufen.

Cornelius von Tiedemann

In Deutschland werden die unterschiedlichsten Formen autonomer Supermärkte bereits seit Jahren getestet. Begehbare Automaten, Automaten in Reihe, Mini-Supermärkte mit Zugang nur für registrierte Kundschaft, viele Modelle breiten sich aus. Ein Fazit? Damit tut sich die Branche noch schwer.

Denn auch Märkte, in denen kein Personal zugegen ist, wenn die Menschen einkaufen, generieren Betriebskosten. Auch sie müssen befüllt und gereinigt werden. Das Sortiment ist begrenzt und somit auch begrenzt attraktiv. Menschen, die Hilfe in welcher Form auch immer benötigen, sind auf sich gestellt und wer die Selbstbedienungs-Kassen in den Supermärkten kennt, weiß, wie oft die Technik streikt. Dann muss jemand aus dem Supermarkt, der den doch nicht ganz autonomen Satelliten im Nachbardorf betreibt, angefahren kommen.

Doch trotz dieser Nachteile sind unbesetzte Geschäfte für ländliche Gegenden wie Nordschleswig ein Hoffnungsschimmer. Sie bieten uns eine bequeme Möglichkeit, tägliche Einkäufe zu erledigen, ohne lange Strecken zurücklegen zu müssen. Wenn diese Geschäfte richtig eingerichtet sind und unseren Bedürfnissen entsprechen, können sie dazu beitragen, die Lebensqualität auch in den entlegeneren Orten zu erhöhen – und uns gefühlt und tatsächlich weniger abhängig vom Auto zu machen.

Läden sind, mit oder ohne Personal, Treffpunkte, soziale Orte. Sie sind Ziele in Orten, die ansonsten kaum noch Anlässe bieten, das Haus oder das Auto zu verlassen.

Reich wird mit den unbesetzten Mini-Märkten niemand. Und wenn sich Menschen zusammentun, um einen richtigen Supermarkt für ihr Dorf aufzumachen, ist das immer die vorzuziehende Lösung – wenn es denn machbar ist. Doch die kleinen Container-Läden könnten ja auch hier als Ergänzung für den Nachbarort dienen.

Damit der Spaziergang mit dem Hund wieder ein lohnendes Zwischen-Ziel für Tier und Mensch hat. Damit wir dem Nachbarn mal wieder über den Weg laufen. Damit wir nachts nicht ins Auto steigen müssen, wenn das Bier alle ist. Damit wir den Drahtesel endlich mal wieder bewegen können, wenn einfach nur ein Liter Milch fehlt.

Idyllisch geht sicherlich anders als mit Automaten und Smartphone. Doch wer weiß, vielleicht tragen Technik und einfache Lösungen ja dazu bei, aus öden Käffern wieder die lebendigen Dörfer zu machen, die sie mal waren.

Doch nur, wenn wir die Angebote nutzen, die uns hoffentlich gemacht werden, kann es auf Dauer klappen.

Mein Einkaufsbeutel liegt schon griffbereit.

 

 

 

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