Dänisch-Deutsche Allianz

Chefkonsulent Simon Faber: „Von den Stärken des jeweils anderen profitieren“

Chefkonsulent Simon Faber: „Von den Stärken des jeweils anderen profitieren“

„Von den Stärken des jeweils anderen profitieren"

Lucas Bröcker
Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Simon Faber beim Gespräch mit dem „Nordschleswiger“. Foto: André Mackus

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Seit Ende 2021 ist Simon Faber Chefkonsulent der Dänisch-Deutschen Entwicklungsallianz. Im Interview mit dem „Nordschleswiger“ klärt der 55-Jährige genauer darüber auf, was die Allianz bewirken soll und welchen Teil er dazu beitragen kann.

Über die Dänisch-Deutsche Entwicklungsallianz ist bisher in der Öffentlichkeit nicht viel bekannt. Und auch beim Betrachten der Webseite mit den vielen theoretischen Ausführungen kommen doch eher Fragen auf, als dass Antworten geliefert werden. Um genauer zu erklären, was die Allianz ist, war Chefkonsulent Simon Faber am Freitagvormittag, 13. Oktober, in der Hauptredaktion des „Nordschleswigers“ in Apenrade (Aabenraa) zu Gast und sprach unter anderem auch über seine Aufgaben.

Simon Faber wurde in Flensburg (Flensborg) geboren, legte dort am dänischen Gymnasium sein Abitur ab und studierte nach seinem Zivildienst Germanistik und Musikwissenschaft in Aarhus. Von 2011 bis 2017 war er Oberbürgermeister der Stadt Flensburg, lebt seit einigen Jahren aber in Apenrade. Seit knapp zwei Jahren ist Faber Chefkonsulent der dänisch-deutschen Entwicklungsallianz und hat nebenbei einige Aufsichtsratsposten inne. Unter anderem ist der 55-Jährige Aufsichtsratsvorsitzender des südjütländischen Symphonieorchesters („Sønderjyllands Symfoniorkester“).

 

Simon Faber, was bedeutet die Dänisch-Deutsche Entwicklungsallianz für dich?

„Strategisch wichtige Entwicklungsfelder über die gesamte Geografie beider Länder sollen enger zueinander gebracht werden. Im grenznahen Raum bestehen sehr viele Kontakte, die sich über Jahrzehnte aufgebaut haben. Wenn man allerdings den gesamten Raum betrachtet, erkennt man, dass große Lücken vorhanden sind und wesentliche Akteure aus zentralen Entwicklungsfeldern wenig voneinander wissen und wenig miteinander kooperieren. Das anzuschieben, ist Aufgabe der Entwicklungsallianz.“

Zu seinen Aufgaben zählt der 55-Jährige, Kontakte zwischen Schlüsselakteuren auf beiden Seiten der deutsch-dänischen Grenze herzustellen. Foto: André Mackus

Auf der Webseite der Allianz steht geschrieben, dass sich das Gebiet zu einer „grünen und nachhaltigen Pionierregion“ entwickeln soll. Warum soll das in diesem Gebiet besser funktionieren als woanders?

„Das Thema erneuerbare Energien spielt in beiden Ländern eine zentrale Rolle. Insofern ist es ein wesentliches Handlungs- und Themenfeld. Zum Gesamtbild gehört auch, dass Dänemark und Deutschland zwei starke Länder sind, die in diesem Gebiet die Schnittstelle haben. Das sind aber natürlich erst einmal nur Buzzwords, die man wahrscheinlich auch in anderen Gegenden Europas finden wird.“

Was fällt alles in deinen Aufgabenbereich als Chefkonsulent?

„Das zu präzisieren, ist schwer. Auf jeden Fall gehört aber der Kontakt zu den Schnittstellen in die Landesregierung Schleswig-Holsteins mit dazu. Dann halte ich ständig Ausschau, wo es Schlüsselakteure und Schlüsselaktivitäten gibt, die unserer Einschätzung nach von der deutsch-dänischen Verbindung profitieren könnten. Ich baue Netzwerke und Kontakte auf, um die Region Süddänemark und mich in Stellung zu bringen, wenn Interesse an deutsch-dänischer Kooperation besteht. Ich nehme an Konferenzen teil, wenn sie mir relevant erscheinen, mache mir ein Bild von der Sache und schau, ob auf der anderen Seite jemand dazu passen würde. Insofern ist jede Woche anders.“

Was reizt dich an der Aufgabe? 

„Dieses offene Feld und das freie Gestalten. Es immer so hinzubekommen, dass die eigentlichen Akteure, um die es geht – also beispielsweise die Gesellschaft für Energie und Klimaschutz aus Schleswig-Holstein auf der einen und die Konferenzteilnehmer auf der anderen Seite – davon profitieren. Das empfinde ich als die hohe Kunst, und das macht es reizvoll. Reizvoll macht es auch, dass wir von Anfang an gesagt haben, dass wir möglichst wenig Bürokratie und Formalismus wollen. Es soll möglichst unkompliziert und einfach gehalten werden.“

Die Dänisch-Deutsche Entwicklungsallianz

  • gemeinsame Erklärung am 24. August 2021 zur Zusammenarbeit zwischen der Region Süddänemark und dem Land Schleswig-Holstein
  • Ziele für die Regionen: grüner und nachhaltiger Vorreiter werden, Talente und Fachkräfte anwerben, Digitalisierung vorantreiben
  • Potenziale von Wirtschaftsakteuren von Deutschland und Dänemark sollen dafür zusammengebracht werden
  • Allianz will keine eigenen Aktivitäten erfinden, sondern die Vernetzung mit Vorhandenem schaffen
  • Projekt gilt bis zum Jahreswechsel, wird voraussichtlich aber bis 2027 verlängert

Was hat sich konkret verändert, seit die gemeinsame Erklärung der Region Süddänemark und der Landesregierung Schleswig-Holsteins am 24. August 2021 abgeschickt wurde?

„Beispielsweise pflegt das Robotik-Cluster in Odense durch die Allianz mittlerweile intensive Kontakte zu Schleswig-Holstein. Es gab schon im vergangenen Jahr eine gelungene Teilnahme an der Robotik-Messe. Im kommenden Jahr findet die nächste statt, mit ziemlich umfangreicher deutscher Teilhabe. Es hat in Kiel, Lübeck und Odense mehrere Treffen zwischen den Milieus gegeben, die im Bereich Künstliche Intelligenz / Cyber Security unterwegs sind. Sie kannten einander bis dato nicht. Dahingehend haben wir etwas bewegt.“

Was sind die Ziele der Dänisch-Deutschen Entwicklungsallianz?

„Unser Ziel ist, dass zentrale Entwicklungsfelder selbstverständlich miteinander vernetzt sind und von den Stärken des jeweils anderen profitieren. Schleswig-Holstein und die Region Süddänemark sollen in die Lage versetzt werden, Fördermittel, Talente und Arbeitskräfte besser anzuziehen, als es alleine möglich wäre.“

Seit einigen Jahren lebt Simon Faber in Apenrade. Foto: André Mackus

Inwiefern hilft es dir bei deiner Arbeit, dass du beide Länder gut kennst?

„Das hilft mir deutlich. Es ist bemerkenswert, dass viele gerne mit der anderen Seite kooperieren würden, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Ein aktuelles Beispiel ist, wie erwähnt, die Gesellschaft für Energie und Klimaschutz in Schleswig-Holstein, die wir bei ihrer großangelegten Konferenz „Powernet“ im Februar dabei unterstützen, eine Bandbreite an dänischen Beiträgen einzufügen. Da agiere ich dann als Vermittler. Bis jetzt funktioniert es sehr gut, weil auch von dänischer Seite eine hohe Bereitschaft vorhanden ist, mitzumischen. Dennoch ist das ein Beispiel, das zeigt, dass das Nachbarland oft doch noch ziemlich unbekanntes Terrain ist.“

Welche Rolle nimmt Nordschleswig bei der Entwicklungsallianz ein?

„Ehrlicherweise haben wir den Fokus auf die Teile in Süddänemark und Schleswig-Holstein gelegt, die nicht schon seit Jahren grenzüberschreitend kooperieren. Nordschleswig spielt eine Rolle, aber liegt nicht so im Fokus, weil wir den Eindruck haben, dass viele Kontakte in dieser Region gut ausgebaut sind. Es braucht diese Nachhilfe nicht.“

Wann wärst du zufrieden und das Projekt aus deiner Sicht abgeschlossen?

„Wenn die Kontakte so hergestellt sind, dass man uns nicht mehr braucht. Meine Lebenserfahrung sagt allerdings, dass sich die Lage so schnell verändert, dass die Lücken immer wieder neu entstehen werden.“

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