Eröffnungsdebatte

Jesper Petersen: Es war ein Prüfungstag

Jesper Petersen: Es war ein Prüfungstag

Jesper Petersen: Es war ein Prüfungstag

Kopenhagen
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Jesper Petersen bei der Eröffnung des Folketings am vergangenen Dienstag. Foto: Martin Sylvest/Ritzau Scanpix

Der sozialdemokratische Fraktionssprecher ist zufrieden mit dem Verlauf der Eröffnungsdebatte. Er meint, die Diskussion habe gezeigt, dass die Regierung gut dastehe.

15 Stunden lang stand der sozialdemokratische Fraktionssprecher Jesper Petersen während der Eröffnungsdebatte im Zentrum des Geschehens. Erst gegen 23.30 Uhr war Feierabend.

„Gestern war es noch gnädig, denn wir sind vor Mitternacht fertig geworden“, sagt er am Freitagnachmittag.

Als Fraktionssprecher ist es zunächst seine Aufgabe, als Vertreter der größten Partei als Erster seine Rede zu halten. Danach können sämtliche Parteien Kommentare an ihn richten. Damit war die erste Stunde verstrichen. Danach muss er bereit sein, sämtliche Äußerungen und kritischen Bemerkungen, die an die Regierung gerichtet sind, zu beantworten.

„Gerade, wenn nur eine Partei die Regierung bildet, ist man ständig gefordert. Denn dann haben alle anderen eine Meinung zu dem, was wir tun“, erklärt der Haderslebener seine Rolle.

„Vor Beginn der Debatte habe ich das richtige Niveau an Nervosität. Denn es ist für mich wie ein Prüfungstag, nur dass das Examen vor laufender Kamera und einem vollen Saal stattfindet. Obendrein sitzt meine Chefin wenige Meter daneben. Sollte ich mir einen Schnitzer leisten, würde sie es sofort merken.“

Petersen sieht Kurs bestätigt

In der Rückblende zeigt er sich zufrieden mit dem Verlauf der Diskussionen und dem eigenen Einsatz.

„Ich habe ein gutes Gefühl, denn es war eine sehr ordentliche Debatte. Auch vermittelte sie mir den Eindruck, dass die Regierung gut Chancen hat, an ihrem Kurs festzuhalten. Es sollte möglich sein, sich auf die zentralen Vorschläge zu einigen“, so Petersens Einschätzung.

Vor allem lobt er die Zusammenarbeit mit den Unterstützerparteien. Doch auch mit dem bürgerlichen Block sieht er Schnittmengen, unter anderem in der Justizpolitik, wo die Regierung unmittelbar vor der Debatte ein Sicherheitspaket vorgestellt hatte.

Attacken von Venstre

Doch gerade von den bürgerlichen Parteien kamen naturgemäß auch die härtesten Attacken. Venstresprecherin Sophie Løhde bezichtigte die Regierung der wirtschaftlichen Verantwortungslosigkeit.

„Ich fand nicht, dass Venstre mit ihrer Kritik gepunktet hat. Die Sache ist doch die, dass Venstre derzeit keine zusammenhängende Wirtschaftspolitik hat. Die haben ja noch nicht mal einen Vorschlag zum Haushalt unterbreitet“, erläutert er die sozialdemokratische Sicht der Dinge.

Løhde meinte, die Regierung wolle zurück in die Zeiten mit dem ehemaligen Staatsminister Anker Jørgensen, wo die Staatsfinanzen außer Kontrolle geraten seien.

„Das halte ich für ein albernes Argument, denn die 70er Jahre waren eine ganz andere Zeit. Wenn sie allerdings damit meint, dass wir bereit sind, öffentliche Mittel einzusetzen, um bei der Bewältigung der Corona-Krise Arbeitsplätze zu sichern, dann bekenne ich mich gerne dazu.“

Generalprobe

Damit die Argumente möglichst deutlich und geschliffen rüberkommen, bereitet Petersen sich bis ins Detail vor. Gemeinsam mit engen Mitarbeitern macht er sogar eine Generalprobe, wo Antworten auf die denkbaren Fragen geübt werden.

„Ich bereite auch vor, auf welche Themen wir setzen, und welche Fragen an die anderen Parteien wir richten werden. Auch bin ich während des Diskussionsmarathons so etwas wie der Teamleiter, der die Äußerungen der übrigen sozialdemokratischen Sprecher koordiniert.“

Obwohl Petersen meint, der Verlauf sei gut gewesen, so überlegt er jedes Mal, ob es noch besser ginge.

„Ich bin wohl recht perfektionistisch. Im Nachhinein überlege ich, ob ich bei einer Antwort etwas vergessen habe, sie hätte humoristischer formulieren können.“

Und als ob das alles nicht schon Arbeit genug ist, nutzt er den Tag auch, um mit anderen Parteien Gespräche am Rande zu führen, um mögliche Unterstützung für Vorschläge auszuloten.

„Nach so einem Tag bin ich dann ganz schön geschafft, aber auch froh und erleichtert“, gesteht Jesper Petersen.

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