Risikomanagement

Bereitschaft: Dänemark hat keine Krisen- und Katastrophenpläne

Bereitschaft: Dänemark hat keine Krisenpläne

Bereitschaft: Dänemark hat keine Krisenpläne

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Kopenhagen
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Dänemark hat seine Bereitschaftspläne seit Jahrzehnten nicht aktualisiert, meinen Kritiker. Foto: Mads Claus Rasmussen, Ritzau/Scanpix

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Seit dem Ende des Kalten Krieges hat Dänemark es in seiner Bereitschaft schleifen lassen. Jetzt wird von entsprechenden Experten der Ruf nach neuen Plänen laut.

In Dänemark fehlt es an Krisenplänen. Seit dem Ende des Kalten Krieges ist die Arbeit nicht priorisiert worden, meint der Interessensverband der kommunalen Bereitschaft, Danske Beredskaber, dem die nötige Arbeitskraft für diese wichtige Aufgabe fehlt.

Die Kritik und der Wunsch nach mehr Personal für das Risikomanagement kommen im Zuge der Covid-Pandemie, des Krieges in der Ukraine  und weil die Politiker im Folketing in Kürze die Verhandlungen über ein neues Verteidigungspaket beginnen – und dazu gehören auch die Interessen der Bereitschaft.

Gefahren: Cyberangriffe und Unwetter

Konkret verweist Danske Beredskaber nicht auf die Möglichkeit eines Krieges in Dänemark, sondern auf das Risiko von Cyberangriffen auf die dänische Infrastruktur sowie Unwetter-Katastrophen, die in einem größeren Gebiet für mehrtägige Stromausfälle sorgen könnten.

„Seit dem Ende des Kalten Krieges vor drei Jahrzehnten, haben wir die Bereitschaftsplanung vernachlässigt. Wir haben geglaubt, dass der Zivilschutz nicht länger nötig sei und haben die Ressourcen daher anderswohin kanalisiert“, sagt Bjarne Nigaard, Sekretariatschef des Bereitschaftsverbandes.

Zivilschutz im Fokus

Diese Arbeit müsse von politischer Seite wieder in den Fokus gerückt werden, meint Nigaard. „Wenn wir einer Bedrohung gegenüberstehen, dann müssen sich Menschen vorher damit beschäftigt und Pläne gemacht haben, wie kritische Funktionen in unserer Gesellschaft weitergeführt werden können“, sagt der Sekretariatsleiter.

Unter anderem müsse dafür gesorgt werden, dass es Lager gebe mit Wasser, Verpflegung und den nötigsten Hygieneprodukten.

Keine militärische Bedrohung

Lene Sandberg, Lektorin an der Kopenhagener Berufsschule für die Ausbildung im Katastrophen- und Risikomanagement, stimmt dem zu: „Man muss sicher sein, dass man etwas auf Lager hat, dass es das Richtige ist und dass es funktioniert“, sagt sie.

Laut Sandberg gehe es dabei nicht um die militärische Bedrohung und Luftschutzbunker, sondern dass man sich die Bedrohungen im Jahre 2022 vor Augen hält.

Die Bereitschaft untersucht derzeit Kapazität und Zustand der Schutzräume in Dänemark. Foto: Vibeke Toft, Ritzau Scanpix

Schutzbunker werden gezählt

Die dänische Bereitschaftsbehörde hat vor Kurzem die 98 dänischen Kommunen darum gebeten, sich einen Überblick über die Luftschutzbunker zu verschaffen. Das Verteidigungsministerium unterstreicht zwar, dass es keine militärische Bedrohung Dänemarks gibt, aber dennoch hätten sich viele besorgte Bürgerinnen und Bürger in Verbindung mit dem Krieg in der Ukraine an die Behörden gewandt, um zu erfahren, ob und wo es Bunker in ihrer Nähe gibt.

Den letzten Statusbericht darüber gab es vor 20 Jahren. Damals betrug die Bunkerkapazität in Dänemark 4,7 Millionen Menschen (private und öffentliche Maßnahmen) – also etwa 80 Prozent der Bevölkerung. Allerdings sind viele Schutzräume seitdem gar nicht in Schuss gehalten worden.

Laut einem Bericht des Senders „DR“ beträgt die Kapazität in der Kommune Apenrade (Aabenraa) rund 30 Prozent, in Hadersleben (Haderslev) 48 Prozent und in Tondern (Tønder) 26 Prozent. Für Sonderburg (Sønderborg) lagen keine Zahlen vor.

Bereitschaft: Keine Sorge

„Als Bürger gibt es keinen Grund, sich Sorgen zu machen, aber als Behörde müssen wir einen aktuellen Überblick haben“, sagt Henrik G. Petersen von der Bereitschaft.

Jarl Vagn Hansen vom Interessensverband Danske Beredskaber meint, es müsse eine politische Diskussion darüber geben, in welchem Umfang den Bürgerinnen und Bürgern in Zukunft Schutz gewährt werden solle.

Keine Standards für Schutzkeller

Die dänischen Kommunen haben die Verantwortung für die Wartung der Schutzkeller, aber es gibt keine Anforderungen oder Standards, nach denen sich die Gemeinden richten müssen.

Bis 2003 mussten Schutzkeller im Laufe von 24 Stunden in Gebrauch genommen werden können, doch nach der jetzigen Schätzung könnte es Monate dauern, bevor einige Schutzräume bezugsfertig gemacht werden könnten. Müssten ganz neue Luftschutzräume gebaut werden, würde dies Jahre dauern, so Experten zu „DR“.

 

 

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