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„Fünf Sprachen in einem Film, das ist schon ein Experiment“

„Fünf Sprachen in einem Film, das ist schon ein Experiment“

„Fünf Sprachen in einem Film, das ist schon ein Experiment“

Nordschleswig
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Der Krug an der Wiedau: ein Film – fünf Sprachen Foto: Bund Deutscher Nordschleswiger

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Der Krug an der Wiedau feiert Premiere. Regisseur Gary Funck und BDN-Kulturkonsulent Uffe Iwersen sprachen mit dem „Nordschleswiger" über das Experiment, einen Film entstehen zu lassen, in dem fünf Sprachen gesprochen werden, und in dem der Humor nicht zu kurz kommt. Einfach war der Pandemie-Dreh nicht.

Sowohl Regisseur Gary Funck als auch Uffe Iwersen als Fimproducer oder „Mädchen für Alles“, wie er dem „Nordschleswiger" verriet, sehen der Premiere ihres Filmes mit Spannung entgegen. Wie wird „Der Krug an der Wiedau" dem Premierenpublikum schmecken?

„Ich kenne den Film ja nun, aber für mich wird es spannend zu sehen sein, wie das Publikum reagiert, ob es sich gut unterhalten fühlt“, so Uffe Iwersen.

 
 

Ein Toter auf dem Wildschweinzaun

Im Streifen „Der Krug an der Wiedau" spielt Humor eine große Rolle und die Tatsache, dass in dem Film des Regisseurs Gary Funck fünf Sprachen gesprochen werden – die, die im Grenzland vorkommen: Deutsch, Dänisch, Plattdeutsch, Sønderjysk, Friesisch.

Und einen Toten, den gibt es auch, und der hängt über dem Wildschweinzaun. „Fünf Sprachen in einem Film, das ist schon ein Experiment“, meint Gary Funck, der berichtet, wie alles angefangen hat, damals vor zehn Jahren, als Uffe Iwersen und Funck ein Hörspiel kreierten, das in einem Dorfkrug spielte und in dem genannte fünf Sprachen gesprochen wurden.

Auch Jørgen Popp Petersen, Landwirt, SP-Politiker und zukünftiger Bürgermeister ist mit von der Partie. Foto: Bund Deutscher Nordschleswiger

Realer Sprachenmix

Die Sache mit den Sprachen sei real, meint Funck: „Die jetzige Grenze gibt es ja erst seit 100 Jahren und bis nach dem Zweiten Weltkrieg sprachen die Menschen hier mehrere Sprachen. Vielleicht konnte nicht jeder jede Sprache, aber man fand sich, es funktionierte."

Die Westküste sei ein Kulturraum, Sprache, Humor ähnelten sich, so Funck. Der Humor sei schon recht schwarz, sehr britisch. Hinzu käme dann noch die  Gewohnheit, Leuten bestimmte Spitznamen zu geben.

Die Charaktere, die manch größere Filmproduktionen zeichnet, wenn sie Norddeutsche beziehungsweise Grenzlandbewohner im Film agieren lässt, gefällt Funck nicht immer. „Wie tumbe Landeier“, meint er. Dies werde den Menschen nicht gerecht.

Humor unter Pandemie-Bedingungen

Den Humor in den Film zu bekommen war harte Arbeit, und das lag nicht an den Schauspielern, sondern am Coronavirus. Gary Funck:

„Der Film spielt im Herbst. Wir wussten, am 1. November müssen wir die Dreharbeiten wegen des Lockdowns abgeschlossen haben, nachdrehen im Frühjahr funktioniert dann nicht. Da sieht die Natur ganz anders aus.  So haben wir von morgens um 7 Uhr bis nachts gearbeitet, das waren sehr fordernde Drehtage. Der Zeitdruck war immens, das ging an die Substanz.“

Hinzu seien die Auflagen gekommen, so Funck. Ein geselliges Bier am Ende des Tages war nicht drin.

Vieles war nicht einfach

Auch Uffe Iwersen macht aus den Schwierigkeiten keinen Hehl. Vieles war nicht einfach, manchmal habe auch die Erfahrung gefehlt. Was aber seinen Worten nach sofort klappte, das war die Gemeinschaft:

„Die Kommunikation war einfach,  die Darsteller kannten sich ja nur teilweise, haben sich aber ab dem ersten Tag super verstanden, das hat mich erstaunt. Das Zusammenspiel hat super geklappt, als ob sie nichts anderes je getan hätten, trotz der Widrigkeiten.“

Uffe Iwersen ist zuversichtlich, dass der Film auch außerhalb der Grenzregion geschaut werden wird.

„Wir werden den Film Kinos und Kultureinrichtungnen anbieten, ab Ende Februar, ob sie nun in Tondern oder Dortmund liegen. Zudem können wir seitens der Minderheiten auf ein großes europäisches Netzwerk zurückgreifen, so der Kulturkonsulent des Bundes Deutscher Nordschleswiger.

Bereits jetzt gebe es Anfragen seitens der Sorben und aus Südtirol.

 

Helmuth Petersen, in Nordschleswig kein Unbekannter, mimt den Pastor. Foto: Bund Deutscher Nordschleswiger

Iwersen: Viele Gründe den Film zu schauen

Warum der Film sehenswert ist, darauf hat Uffe Iwersen sofort nicht nur eine, sondern gleich mehrere Antworten parat: „Es ist ein Film, der ganz einfach zeigt, was Sprachenvielfalt bedeutet, der Sprachenvielfalt visuell erlebbar macht. Man sollte ihn sehen, weil es gute Unterhaltung ist, weil man mit Sprachen in Kontakt kommt, weil man als Grenzlandbewohner eine Menge bekannte Leute wiedersieht, weil die Filmmusik gut ist, weil viel Herzblut in diesem Film steckt und weil der Film zeigt, wie kreativ die Minderheiten sind."

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