Deutsche Büchereien

Busse liefern Büchertüten direkt vor die Haustür

Busse liefern Büchertüten direkt vor die Haustür

Busse liefern Büchertüten direkt vor die Haustür

Naomi Stieglmaier
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Buchtüten
Gerade beliefert Ursula Krämer die Kunden mit ihrem Auto. So sieht dann ihr vollgepackter Kofferraum aus. Foto: privat

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Die Büchereien sind aufgrund geltender Corona-Restriktionen geschlossen. Die Fahrbüchereien der Deutschen Zentralbücherei Apenrade bringen die Bücher trotzdem zu ihren Kunden.

Die deutschen Büchereien in Nordschleswig haben Standorte in Tingleff (Tinglev), Sonderburg (Sønderborg), Tondern (Tønder), Hadersleben (Haderslev) und Apenrade. Zusätzlich sind sie aber auch mobil. Es gibt nämlich zwei Fahrbüchereien. Und diese Busse beliefern Leser und Leserinnen in ganz Nordschleswig. In der Corona-Zeit ist das wichtiger denn je. 

„Wir fahren Leser an, die weiter als fünf Kilometer von einer stationären Bücherei entfernt wohnen. Damit auch sie die Chance haben, in eine kleine Bücherei zu kommen und sich Sachen auszuleihen", sagt Bücherbus-Fahrerin Ursula Krämer. Circa sechs Wochen sind die Bücherbusse dann unterwegs, bis alle Stationen beliefert worden sind. 

Ursula Krämer befährt momentan 229 Stationen. Sie steuert sowohl Familien an als auch ältere Leute –  die Leserschaft ist bunt gemischt. „Meine älteste Leserin ist vergangenen Freitag 95 geworden", erzählt sie.

 

Wir Bücherbusse sind in der deutschen Minderheit auch dazu da, um den Zusammenhalt zu stärken.

Ursula Krämer

In der Regel können sich die Leser im Bücherbus umschauen und sich dann aussuchen, was sie mitnehmen wollen. Unter Corona-Bedingungen ist auch hier alles anders: „Im Moment rufen mein Kollege Matthias (Zwirner, d. Red.) und ich unsere Leser an und fragen dann, ob sie gerade Medien brauchen. Dann packen wir Tüten und fahren diese zu ihnen nach Hause." 

Die Nachfrage nach Medien ist laut Ursula Krämer weder stark angestiegen noch gesunken: „Einige lesen viel mehr, andere haben jetzt auch Zeit für andere Hobbys gefunden und lesen dadurch nicht mehr so viel." 

 

Bücherbus Apenrade
Jeder Leser besitzt eine persönliche Siegelnummer, die immer in ein ausgeliehenes Buch reingeschrieben wird. So kann es beim Tütenpacken nicht passieren, dass jemand dasselbe Buch zweimal erhält. Foto: Karin Riggelsen

Seit Anfang Januar hat Ursula Krämers Bücherbus schon 127 Tüten mit etwa 2.000 Medien ausgeliefert. Von Büchern über Zeitschriften und Magazinen bis hin zu CDs und DVDs war alles dabei. 

Besonders jetzt freuen sich Leser und Leserinnen, wenn die Bücherbusse zu Besuch kommen. „Wir Bücherbusse sind in der deutschen Minderheit auch dazu da, um den Zusammenhalt zu stärken. Es kommen hier sehr viele Gespräche zustande. Wenn die Tür zu ist, dann erzählen die Leute einfach. Die Nachfrage nach Kommunikation ist auf jeden Fall gestiegen", berichtet die Mitarbeiterin der Deutschen Büchereien. 

Die Bücherbus-Fahrerin merke außerdem, wie wichtig der Kontakt zu den Lesern, gerade in dieser doch außergewöhnlichen Zeit, wirklich ist. „Viele waren einfach glücklich darüber, dass ich auch mal nachgefragt habe, wie es ihnen geht. Ich versuche bei jedem Gespräch, dass wir mindestens einmal zusammen lachen können", erzählt Krämer. 

 

Ursula Krämer
Ursula Krämer liebt den Kontakt mit ihren Kunden und hofft, dass sie diese bald wieder im Bücherbus begrüßen darf. Foto: Karin Riggelsen

Circa 2.500 Medien befinden sich gerade in Ursula Krämers Bücherbus. Der Grundbestand an Büchern wird dabei immer mal wieder aufgefrischt. „Wir haben ein bestimmtes Budget, was wir ausgeben können, und davon kaufe ich dann Bücher speziell für den Bücherbus, von denen ich denke, dass meine Leser sich für sie interessieren könnten." 

Das Einzigartige am System der Fahrbücherei der deutschen Minderheit ist, dass die Mitarbeiter direkt auf den Hof ihrer Leser und Leserinnen fahren. „Wir freuen uns auf den Moment, wenn es wieder richtig losgehen kann. Auch wenn noch nicht alle wieder in den Bus hereinkommen können. Ich würde dann vielleicht auch einen Tisch und zwei Stühle einpacken, sodass man vielleicht mit Abstand draußen ein bisschen schnacken kann", sagt Krämer.

Ursula Krämer zitiert eine Leserin: „Das Bücherregal und der Kühlschrank, wenn das voll ist, dann gehts mir gut."

Neue Nutzer sind laut Krämer immer willkommen. Anmelden können sich Interessierte bei den Fahrbüchereien selbst oder bei der Zentralbücherei Apenrade. Beide Telefonnummern sind auf der Webseite der Deutschen Büchereien Nordschleswig zu finden. 

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