Religion

Die Asen-Gläubigen bringen den nordischen Göttern Opfer

Die Asen-Gläubigen bringen den nordischen Göttern Opfer

Die Asen-Gläubigen bringen den nordischen Göttern Opfer

Kopenhagen
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Asen-Gläubige feiern einen Blót. Foto: Vendelbo Anders/Ritzau Scanpix

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Ungefähr 3.500 Menschen sind in Dänemark Anhängerinnen und Anhänger des alten Glaubens der Wikinger. Zur Tagundnachtgleiche feiern sie die Kräfte der Natur unter freiem Himmel.

In einem Wald oder bei einem Hünengrab versammelt sich am Abend des 21. März eine Gruppe Menschen. Sie sind Anhängerinnen und Anhänger des alten nordischen Glaubens und sind zusammengekommen, um ihre Gottheiten, die Asen und Wanen, zu ehren und ihnen Opfergaben zu bringen.

Eine steigende Anzahl Menschen hat sich in den vergangenen 20 Jahren dem Glauben der Wikinger zugewandt. 2003 wurde die asen-gläubige Gruppe „Forn Sidr“ als offizielle Glaubensgemeinschaft anerkannt. Sie wurde 1997 von 12 Personen gegründet, mittlerweile hat sie 600 Mitglieder. Nach Schätzungen von „Forn Sidr“ gibt es jedoch insgesamt ungefähr 3.500 Menschen, die in Dänemark den nordischen Glauben praktizieren.

Die Opferfeiern

Mindestens viermal im Jahr versammeln die Gruppen sich zu den Opferfesten, den Blóts. Sie finden zu den beiden Tagundnachtgleichen sowie zur Sommer- und Wintersonnenwende statt. Letzteres ist das Yul-Fest. Auch auf Alsen kann man auf solche Feiern stoßen, denn hier feiert eine der Blótgruppen ihre Rituale.

Bei einem Blót bilden die Teilnehmenden einen Kreis. Laut dem Nationalmuseum wird dadurch „ein heiliger Raum, eine Art Portal zur Götterwelt im Inneren des Kreises geschaffen“. Eine Gydje (weiblich) oder ein Gode (männlich) leitet das Ritual.

Ein Horn mit Met wird herumgereicht und ein Prost auf eine Gottheit ausgebracht. Beim Frühlingsblót können das zum Beispiel die Fruchtbarkeitsgottheiten Freja und Njord sein, mit dem Wunsch um Wohlstand und eine gute Ernte. Danach spricht jede Person einen persönlichen Trinkspruch aus. Wer Stärke braucht, um eine Herausforderung zu meistern, ruft Thor; wer Weisheit benötigt, Odin. Im Anschluss gibt es ein Festessen.

Met als Opfer für eine Gottheit Foto: Kaare Smith/Ritzau Scanpix

Moderner Glaube

Laut Religion.dk ist die moderne Asen-Religion keine Fortsetzung des Wikingerglaubens, sondern eine Wiederbelebung und Neuinterpretation. Dabei beziehen sich die Anhängerinnen und Anhänger auf die Schriften der älteren und jüngeren Edda. 

Daher gibt es auch nicht nur eine, sondern viele Auslegungen des Glaubens. Jede und jeder hat das Recht, die Mythen so zu deuten, dass sie für einen persönlich Sinn ergeben. Priesterinnen, Priester oder religiöse Oberhäupter gibt es nicht. Dies ist auch die Erklärung dafür, dass viele Blótgruppen sich nicht der offiziellen Glaubensgemeinschaft „Forn Sidr“ angeschlossen haben.

Vorfahren und Naturkräfte

Die Asen-Gläubigen huldigen nicht nur den nordischen Gottheiten, sondern unter anderem auch den Ahnen und den Naturkräften.

„Wir sind verbunden mit und huldigen den nordischen Mächten, den Asen und Wanen, ‚Vættern‘ (männliche geistige Wesen), Disen (weibliche geistige Wesen), der Sonne, dem Mond und vielem mehr“, heißt es auf der Homepage von „Forn Sidr“. Dabei betont die Glaubensgemeinschaft, dass das „Wir“ nicht als Gebot zu deuten ist, sondern als etwas, das viele von ihnen so praktiziert wird.

Steigendes Interesse in Deutschland

Auch in Deutschland hat der heidnische Glaube Aufwind. Hier hat er sich schwerer getan, denn die Nationalsozialisten hatten bekanntlich den nordischen Glauben vereinnahmt, und Neonazigruppen tun das bis heute. Doch wie der „Deutschlandfunk“ berichtet, kommt der Asen-Glauben allmählich raus aus dem rechten Eck.

Die modernen Anhängerinnen und Anhänger bitten die Gottheiten auch um Hilfe gegen die Rechtsextremistinnen und -extremisten. So beschreibt die Berlinerin Petra Bolte gegenüber dem „Deutschlandfunk“, dass sie Heimdall, den Wächter der Regenbogenbrücke zum Götterreich, um Unterstützung gebeten hat.

„Ich habe letztens bei der langen ‚Nacht der Religionen‘ ein öffentliches Blót geleitet, auf einer Wiese im Park mitten in Kreuzberg oder Neukölln, und dort habe ich Heimdall als Schutzgott bewusst angerufen in diesen Zeiten, wo wir Phänomene wie Reichsbürger und solche schrecklichen Dinge erleben, vor denen wir uns auch schützen möchten“, sagt sie dem Sender.

So wie der Glaube selbst eine moderne Auslegung darstellt, ist auch die Bezeichnung Asen-Glauben (Dänisch: asatro, im Deutschen auch: Asatru) neueren Datums. Die Wikingerinnen und Wikinger hatten keinen Namen für ihren Glauben. Sie sprachen lediglich von der alten Sitte, Forn Sidr, im Gegensatz zur neuen Sitte, dem Christentum.

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