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Faarhuslager: Es gibt Gesprächsbedarf

Faarhuslager: Es gibt Gesprächsbedarf

Faarhuslager: Es gibt Gesprächsbedarf

Kollund
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Hauke Grella führte am Donnerstagabend in das komplexe Thema Internierungen im Faarhuslager ein. Foto: Helge Möller

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Volles Haus im Haus Quickborn in Kollund. Der Sozialdienst und das deutsche Museum hatten eingeladen, um über das Faarhuslager zu sprechen, in dem Männer aus der deutschen Minderheit interniert waren. Teil 1 – der Rahmen.

Das hatte Söncke Christiansen vom Sozialdienst Nordschleswig kaum erwartet: Nachdem im Frühjahr eine Veranstaltung des Sozialdienstes wegen Mangels an Anmeldungen ausfallen musste, war das Haus Quickborn am Donnerstagnachmittag rappelvoll. Das Thema, das viele Minderheitler anzog: das Faarhuslager, in dem Mitglieder der deutschen Minderheit nach Kriegsende 1945 interniert worden waren – im Rahmen der dänischen Rechtsabrechnung. Diese bezeichnet die juristische Aufarbeitung der deutschen Besatzungszeit durch die dänische Regierung.

Wie haben die Kinder der internierten Männer die Verhaftung und die Zeit der Haft erlebt? Das war die Frage des Abends. Und obwohl das Thema ein eher schwieriges war – zum Lachen gab es genug, dafür sorgten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihren Geschichten aus der Zeit.
 

Die Idee, eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, in der die Kinder der inhaftierten Männer ihre Erinnerungen teilen, kam an. Foto: Helge Möller

Nach Kaffee und Kuchen zogen die vorwiegend älteren Gäste der Veranstaltung in den Saal im Keller des Hauses Quickborn. Nur dort war genug Platz für die rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Auf die Frage von Hauke Grella, Leiter des Deutschen Museums in Sonderburg, wie viele der Anwesenden damals als Kinder die Verhaftungen und die Internierung ihrer Väter erlebt hatten, hoben sich sehr viele Arme, die Mehrheit der Anwesenden schien diesen Teil der deutsch-dänischen Geschichte erlebt zu haben, die Hauke Grella noch einmal kurz skizzierte.

Seinen Worten nach saßen rund 3.000 Personen im Lager, deren Zahl sich aber relativ schnell wieder aufgrund von Haftentlassungen reduzierte. Interniert wurden Kriegsfreiwillige und Zeitfreiwillige. Letztere sollten sich ursprünglich als Heimwehr einer Invasion der Alliierten entgegenstellen. Doch wurden sie zur Unterstützung der Besatzungsmacht herangezogen. Ihr Handeln habe sich daher, so Grella, vor allem gegen die dänische Mehrheitsbevölkerung gerichtet, was dann nach dem Krieg vom dänischen Staat härter bestraft wurde.

Hauke Grella sprach auch die sogenannte Faarhus-Mentalität an. Eine Beschreibung einer Haltung, die sich während und nach der Zeit im Lager herausbildete, in deren Rahmen sich Nordschleswiger gegenseitig in der Auffassung bestärkten, sie seien doppelte Opfer gewesen – des Nazi-Regimes und des dänischen Staates.

Im Faarhuslager wurden während des Krieges dänische Staatsbürger gefangen gehalten (zu der Zeit Fröslevlager genannt) und kamen zum Teil in deutschen Konzentrationslagern zu Tode.

Die positiven Seiten der Internierung

Hauke Grella geht davon aus, dass die Internierung von Personen aus der deutschen Minderheit Racheakte verhindert habe, da die dänische Mehrheitsbevölkerung sehen konnte, dass der dänische Staat die Besatzungzeit juristisch aufarbeitet.

Grella gab in seiner Einführung zu bedenken: Die Internierung belasteter Personen habe dazu geführt, dass beim Neuanfang der Minderheit nach dem Krieg eher unbelastete Personen Entscheidungen für die Zukunft fällten. „Die Loyalitätserklärung des Bundes Deutscher Nordschleswiger wäre so mit den Internierten nicht durchgegangen“, so die Auffassung des Museumsleiters.

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