Erziehung

Das Wir ist grün und immer dabei

Das Wir ist grün und immer dabei

Das Wir ist grün und immer dabei

Rothenkrug/Rødekro
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Aus den Armen des „Wir“ nimmt Kindergartenleiter Jan Breitenkamp Hansen einen seiner Schützlinge entgegen. Foto: Jan Peters

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Im Deutschen Kindergarten Rothenkrug gab es eine Austellung, in der das Miteinander im Mittelpunkt stand. Die Vernissage gehört zu einem wissenschaftlich begleiteten Projekt.

„Guckmal, da ist noch ein Papa auf einem Motorrad“, sagt Jan Duus zu seinem Sohn Liam. Die beiden schauen sich, zusammen mit Mutter Natalia Olszewska, eine lange Reihe Fotos an, die am grünblättrig bewachsenen Zaun des Deutschen Kindergartens Rothenkrug an einer Schnur aufgehängt waren.

Jan Duus (l.) mit Sohn Liam und Natalia Olszewska Foto: Jan Peters

Auf den Fotos zu sehen waren viele unterschiedliche Motive, die jedoch eines gemein hatten: Sie alle stellten Szenen aus der Freizeit der Kindergartenkinder dar „und dienten als Gesprächsanlass für die Jungen und Mädchen, um sich besser kennenzulernen“, wie Kindergartenleiter Jan Breitenkamp Hansen erklärte.

Und tatsächlich kann Liam seinen Eltern stolz erzählen, was seine Kameradinnen und Kameraden so alles in der Freizeit machen, denn die Fotos waren alle im Heim der Kinder aufgenommen worden und zeigten Spiel- oder Familiensituationen.  „So lernen sich die Kinder aber auch auf andere Art kennen, denn mithilfe der Fotos können sie auch mal über den Rand der Kindergartenwände hinausschauen und ihre Kameraden auf ganz neue Weise kennenlernen“, so Breitenkamp Hansen.

Das Plakat hilft den Kindern sich an das Wir zu erinnern. Foto: Jan Peters

Liams Eltern waren zur Präsentation eines Projektes gekommen, das in allen Institutionen unter dem Dach der Deutschen Kindergärten Apenrade (DKA) durchgeführt wird und unter der Obhut des Erziehungswissenschaftlers und Forschers Mikki Sonne Kaa Sunesen steht. Im Zentrum des Projektes steht die Möglichkeit, den Kindern möglichst viele eigene Entscheidungen treffen zu lassen und den Alltag des Kindergartens mitzubestimmen.

Im Rothenkruger Kindergarten haben sich die Mitarbeiter auf das Wir-Gefühl konzentriert, wobei das Wir ein Gesicht bekommen hat: Es hat ein grünes Fell und Blumen auf dem Kopf. „Dabei sind wir dem ,Wir-Buch‘ gefolgt, das uns bei dem Projekt geholfen hat.

Erfolgreiche Arbeit

Das Ziel ist, das Wir so groß wie möglich werden zu lassen. „Und wir können an den Gesprächen mit den Kindern erkennen, dass die Arbeit fruchtet. Bei einem Streit können wir beispielsweise auf das Wir verweisen und fragen, wie das Wir, trotz der Uneinigkeit zwischen den Kindern, größer werden kann. Und dann haben die Kinder meist selbst eine Idee, wie sie das selbst wieder schaffen können, den Streit beizulegen“, berichtet der Kindergartenleiter, der findet, dass die pädagogische Arbeit durch das Projekt besser geworden ist.

Das Wir als Kunstwerk, versehen mit ausgeschnittenen Handschatten der Kinder Foto: Jan Peters

Auch bei den Krippenkindern haben die Mitarbeiter, die zuvor eine Schulung über das Projekt mitgemacht hatten, mit dem Thema gearbeitet. Es wurden sogenannte Familienhäuser angelegt, gebastelte Häuser, in deren Fenstern Fotos der engsten Verwandten der Kinder zu sehen sind. „So lernen die Kinder, dass alle eine Mutter, einen Vater oder auch andere Angehörige haben, denn da gab es einige Probleme mit den Kindern. Sie konnten nicht verstehen, dass auch die anderen eine Mutter haben meinten, wenn über ,meine Mutter‘ gesprochen wurde, dass es um die eigene ging. Und dann gab es Streit“, erklärt Pädagogin Selina Giuranna. Das sei jedoch nun nicht mehr der Fall, sagt sie.

Kollege Kenny Jensen aus der Schulfreizeitordnung der Deutschen Schule Rothenkrug, an die der Kindergarten anschließt, lässt sich von Pädagogin Seline Giuranna über das Projekt informieren. Foto: Jan Peters

Und auch Jan Duus und Natalia Olszewska finden das Projekt gut. „Wir haben schon einiges darüber im Intranet lesen können und jetzt können wir hier mal sehen, was sie gemacht haben. Die Kinder kommen über die Fotos ins Gespräch über ihren Alltag und lernen sich so besser kennen“, erklärt Papa Duus.

Kindergartenmitarbeiterin Judy Lørnum ist in die Rolle des Wir geschlüpft und wird begeistert umarmt. Foto: Jan Peters
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