Jubiläumsjahr 2020

Apenrader Makrelen: „Potenzial für eine Tradition“

Apenrader Makrelen: „Potenzial für eine Tradition“

Apenrader Makrelen: „Potenzial für eine Tradition“

Apenrade/Aabenraa
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Die nach historischem Vorbild hergestellte Flagge weht nun am Mast des Apenrader Rudervereins. Foto: Jürgen Drexel

Die Veranstaltung „Apenrade und die drei Makrelen“ sorgte für ein volles Haus, und selbst für alteingesessene Nordschleswiger gab es neues Wissen. Außerdem wurde mit einem Mythos aufgeräumt und eine neue Ausgabe der historischen Flagge wurde gehisst.

„Das Apenrader Stadtwappen hat sogar die Kommunalreform überlebt“, berichtete Kurt Seifert bei der Veranstaltung „Apenrade und die drei Makrelen“. Während andere Kommunen neue Wappen entwickelten, blieben die drei Makrelen und der weiß-blaue Hintergrund als Symbol für die Kommune Apenrade bestehen. Dieses und anderes spannendes Wissen vermittelte der Lokalhistoriker bei der Veranstaltung, zu der der Apenrader Ruderverein (ARV), die Freunde des ARV sowie der Apenrader Ortsverein des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) gemeinsam eingeladen hatten.

Die Veranstaltung fand im Rahmen der 100-Jahr-Feierlichkeiten zur Wiederangliederung Nordschleswigs an Dänemark (im Dänischen „Genforening“ genannt) statt, die wie viele andere Veranstaltungen auch, wegen des Coronavirus vorerst verschoben wurde. Nun fand „Apenrade und die drei Makrelen“ jedoch kürzlich bei „vollem Haus“ in den Räumen des ARV, direkt mit Blick auf die Apenrader Förde statt – passend zum maritimen Thema.

Die „Makrelenflagge“ wurde am ARV-Mast gehisst. Foto: Jürgen Drexel

Den Auftakt machte das Hissen einer Flagge, die nach historischem Vorbild hergestellt wurde. Die Flagge mit den drei Makrelen, dem Apenrader Stadtzeichen, wehte am Mast des ARV, und das Wetter war dafür wie bestellt. Fast wolkenlos zeigte sich der Himmel und eine leichte Brise setzte die Flagge in Bewegung.

Museumsinspektor Mikkel Leth Jespersen, der den Vortrag über die „Makrelen“ halten sollte, musste krankheitsbedingt absagen. An seiner Stelle übernahm Kurt Seifert, der sich schon seit Jahren mit der Flagge und dem Stadtwappen, den drei Makrelen, beschäftigt. Seifert begeistert sich nicht nur für Geschichte, sondern als Mitglieder  im BDN-Ortsvereinsvorstand ist ermaßgeblich an der Planung und Durchführung der Veranstaltung beteiligt. „Allerdings ist das alles auch nur dadurch möglich, dass viele andere Helfer dabei waren“, erklärte er.

Auch in „klein“ wurden Exemplare der historischen Flagge hergestellt. Kurt Seifert (l.) überreicht Gunnar Pedersen die Miniversion. Pedersen hat sich sehr für den Apenrader Hafen eingesetzt und vor Jahrzehnten Makrelen-Feste organisiert. Im Juli wurde er übrigens 90 Jahre alt. Foto: Jürgen Drexel

Seifert wusste mit seinem Wissen zu begeistern – nicht nur über die Flagge. So erzählte er über den Namen der Stadt, die nachweislich  von 1544 bis in die 1850er Jahre hinein offiziell Apenrade hieß. „In allen offiziellen Dokumenten heißt es Apenrade. Allerdings gelang es dem örtlichen Stadtrat Ende der 1850er Jahre Aabenraa durchzusetzen“, berichtet er. Ab 1864 wurde dann offiziell wieder der Name Apenrade eingeführt.

Außerdem räumte er mit einem Mythos auf. Im Wappen schwimmen die Makrelen alle nach links. Es gibt jedoch Ausführungen, bei denen die mittlere Makrele nach rechts schwimmt. Diese Version wird der deutschen Minderheit bzw. vor 1920 den deutsch-gesinnten Bürgern zugerechnet. Das ist jedoch nicht richtig, wie Kurt Seifert durch Exponate aus dem Apenrader Seefahrtsmuseum belegen kann. „Denn schon bei der offiziellen Apenrader Hafenflagge, einem Dannebrog mit den drei Makrelen, die vor 1864 verwendet wurde, schwimmt die mittlere Makrele nach rechts“, stellt er fest.

„Die Makrele ist ein Symbol, das von Deutschen und Dänen verwendet wurde, also ein echtes Symbol für das deutsch-dänische Grenzland“.

In Apenrade gibt es zwei Abfallbehälter mit dem Apenrader Wappen, bei dem die Makrelen in der Mitte nach rechts schwimmen. Kurt Seifert fragte die Gäste, wo sich die Behälter im Stadtbild verstecken. Foto: Privat

Kulinarisch begleitet wurde die Veranstaltung, an der corona-bedingt 36 Gäste teilnehmen konnten, von Solei und nach dem Vortrag von einer geräucherten Makrele mit Kartoffel-Blumenkohlgratin und einer nordschleswigschen Spezialität als Nachtisch: „gammeldags æblekage“.

„Das ist ein wahrlich passendes Menü zu diesem Anlass“, findet Ruth Candussi aus dem BDN Ortsvorstand. „Solei ist eine deutsche Spezialität, die sich hier eingebürgert hat, die Makrele ist ein Fisch, der auf den deutschen und dänischen Tisch kommt und schließlich ist der ,gammeldags æblekage‘ eine rein nordschleswigsche Tradition“, sagte Candussi, die findet, dass „die Veranstaltung das Potenzial zu einer Tradition hat“ und sich schon auf eine Wiederholung im kommenden Jahr freut.

 

 

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