Einwanderung

Zugezogene wollen gemeinsam Dänisch lernen

Zugezogene wollen gemeinsam Dänisch lernen

Zugezogene wollen gemeinsam Dänisch lernen

Kollund
Zuletzt aktualisiert um:
Mit Handzetteln und über Facebook-Einträge haben die Initiatoren auf die Infoveranstaltung in Kollund hingewiesen. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Wer der Sprache nicht mächtig ist, fühlt sich schnell außen vor. Deshalb fährt Uffe Pedersen vom Sprachkursanbieter AOF Center Sydjylland am Mittwoch mit sechs Kannen Kaffee, zwei Kannen Tee und jeder Menge „Wienerbrot“ nach Kollund.

Um in seiner neuen Heimat richtig ankommen zu können, gehört es einfach dazu, auch die Sprache zu lernen. So sehen es zumindest Jens Boysen und Katrin Siebels, die mit ihren jeweiligen Familien schon vor einigen Jahren aus Deutschland nach Kollund gezogen sind.

Deswegen haben sie die Initiative für ein Dänischkursangebot in Kollund ergriffen. Am Mittwoch, 19. April, findet ein unverbindlicher Infoabend in der Kollunder Schule am Kalveknækket statt.

„Das Angebot richtet sich an alle, die Dänisch lernen wollen“, erzählt Katrin Siebels. Man müsse weder in Kollund oder Umgebung wohnen noch unbedingt Deutsch als primäre Sprache haben. Wer Dänisch lernen möchte, ist willkommen.

Netter Kaffeeplausch

Ihr Mitstreiter Jens Boysen hatte im Februar über die eigens eingerichtete Facebook-Seite „Ny i byen – Kollund“ (Neu im Ort – Kollund) zu einem sogenannten „Tilflyttercafé“ eingeladen. Dort trafen sich 60 deutsche und dänische Wahl-Kollunderinnen und -Kollunder zum zwanglosen Plausch. „Das war richtig nett“, berichtet Katrin Siebels.

Katrin Siebels lebt seit fünf Jahren mit ihrer Familie in Dänemark. Foto: Karin Riggelsen

Seitens der deutschen Teilnehmenden wurde vor allem der Wunsch nach einem Dänischkurs vor Ort laut.  Der Besuch einer Sprachschule in Apenrade (Aabenraa) oder Flensburg (Flensborg) sei für manche schwierig in den Familienalltag zu integrieren. Es gab bereits früher ein Kursangebot in Kollund, das jedoch aus mehreren Gründen wieder einschlief.

„Der Bedarf und das Interesse sind sowohl für einen Anfänger- als auch für einen Fortgeschrittenenkurs gegeben“, berichtet die Mitinitiatorin, die schon einen Dänischkurs absolviert hat und an sich selbst deutliche Fortschritte merkt.

Sie ist vor fünf Jahren nach Kollund gezogen. „Wenn man die Sprache nicht beherrscht, fühlt man sich leicht ein wenig außen vor. Man muss die Sprache schon lernen, wenn man sich in das neue Umfeld integrieren möchte“, betont sie.

Kinder wachsen mit Dänisch auf

Es sei ja auch nicht Sinn und Zweck des Auswanderns, dass die dänischen Nachbarinnen und Nachbarn automatisch Deutsch sprechen, wenn sie dazukäme, wie sie sagt. „Außerdem besuchen unsere Kinder den dänischen Kindergarten. Sie wachsen deshalb mit der dänischen Sprache auf. Schon deshalb wäre es von Vorteil, wenn auch wir Eltern gut Dänisch sprechen können“, stellt die junge Mutter lachend fest.

Katrin Siebels hält es für notwendig, Dänisch zu lernen, um tatsächlich in Kollund anzukommen. Foto: Karin Riggelsen

Wie viele Interessierte nun am Mittwoch zu dem Infoabend in die Kollunder Schule kommen, wissen die Initiatoren nicht. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wer mehr erfahren möchte, sollte um 18.30 Uhr in der Schule sein.

„Ich rechne mit 20 bis 30 Teilnehmenden. Ich bringe zumindest sechs Kannen Kaffee, zwei Kannen Tee und jede Menge ,Wienerbrote’ mit“, sagt Uffe Pedersen mit einem Lachen. Auf seiner Visitenkarte steht Verkaufs- und Ausbildungschef des Kursanbieters AOF Center Sydjylland.

Mehr als Kaffee und „Wienerbrot“

Kaffee und „Wienerbrot“ am Abend ist quasi schon Teil des Integrationsprogramms. Kaffeetrinken am Abend ist in Dänemark weit verbreitet. Und „Wienerbrot“ wird in Deutschland als Plunderteilchen oder Kopenhagener Gebäck bezeichnet und gehört zum Standardsortiment dänischer Bäckereien.

Über Kaffee, Tee und Kuchen hinaus bringt Pedersen zwei Angebote mit. Es geht zum einen um das kommunale Dänisch-Angebot, das alle diejenigen in Anspruch nehmen können, die innerhalb der vergangenen fünf Jahre in Dänemark eingewandert sind. „Dieses Angebot wird von der jeweiligen Kommune bezahlt, muss allerdings vorher genehmigt werden. Es besteht aus einem dreistufigen Dänischunterricht. Ob der Kursteilnehmer in Stufe 1 anfangen oder in Stufe 2 oder gar 3 einsteigen kann, wird dann bei einem persönlichen Gespräch geklärt“, erläutert Uffe Pedersen das Angebot in groben Zügen. Wichtig zu erwähnen ist bei diesem Einsteigerangebot, dass die Teilnehmenden vor Kursbeginn eine Garantiesumme (dän: Depositum) in Höhe von 2.000 Kronen hinterlegen müssen, die sie jedoch zurückerstattet bekommen, wenn sie die Stufenprüfung ablegen.

Ein Geschenk des Staates

Für diejenigen, die länger als fünf Jahre in Dänemark leben, könnte das andere Angebot interessant sein, das Uffe Pedersen den Teilnehmenden an dem Infoabend vorstellt. Es wird mit FVU abgekürzt. Das steht für „forberedende voksenuddannelse“, was auf Deutsch mit vorbereitender Erwachsenenbildung übersetzt werden kann.

„Dieses Angebot ist ein Geschenk des dänischen Staates an die Neubürgerinnen und Neubürger. Es ist kostenlos und eröffnet den Kursteilnehmenden beim erfolgreichen Abschluss eine Reihe von Möglichkeiten und Rechten. Wer dieses Geschenk annimmt, sollte allerdings auch zu den Unterrichtseinheiten kommen – und zwar pünktlich und auch nicht vorzeitig gehen, man muss Hausaufgaben machen und sich auf die Stunden vorbereiten“, betont Uffe Pedersen ernst.

Dieses Angebot besteht aus Dänischunterricht in vier Stufen. Auch in diesem Fall wird vorab geklärt, auf welchem Niveau die oder der Teilnehmende einsteigt. „Wir erstellen für jeden Einzelnen beziehungsweise jede Einzelne einen individuellen Unterrichtsplan. Es wird ein differenzierter Unterricht durchgeführt, der auf die Teilnehmenden abgestimmt ist“, verspricht der Verkaufs- und Ausbildungschef des Kursanbieters AOF Center Sydjylland.

Was sind AOF und LOF?

AOF steht für Arbejdernes Oplysningsforbund. Es handelt sich um einen Bildungsträger, der bereits 1924 aus dem sozialdemokratischen Lager und den Arbeitergewerkschaften gegründet wurde. Es gibt in Dänemark auch einen Bildungsträger, der seinen Ursprung im bürgerlich-liberalen Lager hat. LOF steht für Liberalt Oplysnings Forbund und wurde 1945 von der Frauenorganisation der Partei Venstre, Venstres Kvinder, und der Jugendorganisation  Venstre Ungdom gegründet. Beide Bildungsträger setzen sich landesweit für die Erwachsenenbildung ein. AOF-Sprachschulen sind offizieller Zusammenarbeitspartner der dänischen Behörden beim Dänischunterricht für Menschen aus dem Ausland.

Mehr lesen