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Von Hamburg nach Nordschleswig: Möbelmanufaktur startet in Fröslee neu durch

Von Hamburg nach Nordschleswig: Möbelmanufaktur startet in Fröslee neu durch

Möbelmanufaktur startet in Fröslee neu durch

Fröslee/Frøslev
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Charlotte und Jens Baumann in ihrer Werkstatt in Fröslee Foto: Karin Riggelsen

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Mit den drei Kindern und mit einer ganzen Firma sind Jens und Charlotte Baumann von der Großstadtmetropole Hamburg nach Dänemark ausgewandert. Ihr Betrieb „das kleine b – zeitlose Möbel für jetzt“ stellt exklusive Designmöbel her. Diese haben bereits den Weg auf den Knivsberg gefunden.

Die Produktion ist angelaufen, der Umzug von Hamburg an den Frøslevvej in Fröslee nahe der deutsch-dänischen Grenze vollzogen.

„Na ja, nicht komplett. Es gibt noch viel zu tun“, schränkt Jens Baumann in den Hallen des neuen Firmensitzes am Frøslevvej ein. Der Tischler und seine Frau Charlotte haben ihre Möbelmanufaktur „das kleine b – zeitlose Möbel für jetzt“ und auch ihren Lebensmittelpunkt von Hamburg nach Nordschleswig verlegt. 

Jungunternehmer kann man sie mit dem zarten Alter von Anfang 50 eigentlich nicht mehr bezeichnen, nach dem Umzug nach Dänemark starten sie hier aber neu durch.

Effektvolles Design

Jens Baumann verfolgt eine besondere Philosophie. Seine Eigenkreationen sollen zeitlos, kombinierbar und effektvoll sein. In der Werkstatt werden keine klobigen Schränke von der Stange, sondern filigrane Designstücke in Handarbeit hergestellt, die zum Teil einen schwebenden oder einen 3D-Effekt haben.

„Auf Kundenwunsch würden wir auch größere Möbelstücke bauen. Unser Augenmerk liegt aber auf einem anderen Typ Möbel“, so der Fachmann, der beim Entwerfen und Bauen der Designstücke wie Regale, Borde und Garderoben Praktisches mit Ästhetischem ohne viel Schnörkel verbindet. 

Jens Baumann baut Designmöbel nach eigenen Entwürfen. Foto: Karin Riggelsen

Einige seiner Möbelstücke sind mit renommierten Designpreisen ausgezeichnet worden, darunter der „German Design Award“ und „Special Mention“.

Vom Groben zum Feinen

Bereits vor der Gründung des Betriebes „das kleine b“ vor rund zehn Jahren war Jens Baumann selbstständig. Er wollte weg von den Standardaufgaben auf Baustellen und nach eigenen Vorstellungen mit Holz arbeiten, wie er sagt.

Jens Baumanns rechte Hand ist Ehefrau Charlotte, die Germanistik und Marketing studiert hat. Vor allem Letzteres kommt der Manufaktur mit Kundschaft in ganz Europa zugute. 

Die 52-Jährige kümmert sich um den Onlineauftritt, den Onlineversand, das Marketing und alles andere Drum-Herum.

Privat und beruflich ein Team: Charlotte und Jens Baumann Foto: Karin Riggelsen
Jens Baumann ist der Kopf in der Werkstatt Foto: Karin Riggelsen
Charlotte Baumann ist die Marketingexpertin und administrative Allroundkraft des Möbelbetriebes. Foto: Karin Riggelsen

Das Anwesen im Frøslevvej kauften die beiden im August vergangenen Jahres. Es wurde saniert und renoviert und im Januar erfolgte der Umzug.

Wohl überlegt und geplant

Wie kam es dazu, die Zelte in Hamburg abzubauen und an anderer Stelle ein ganz neues Kapitel aufzuschlagen?

Der Mietvertrag für die Werkstatt in Hamburg lief aus, und da die Preise in Hamburg horrend hoch sind, „entschieden wir, mit der Firma weiter in den Norden in die Nähe der Ostsee zu ziehen und etwas Eigenes zu finden“, so Charlotte Baumann. 

Die Baumann vor ihrem neuen Firmensitz in Fröslee Foto: Karin Riggelsen

Man habe sich den Umzug reiflich überlegt. Die Veränderung wurde im Familienrat mit den Kindern (18, 14 und 13 Jahre) besprochen. Alle konnten sich laut der Mama mit dem Tapetenwechsel anfreunden. 

Das Unternehmerpaar hatte zunächst Kiel und Flensburg ins Auge gefasst, es wurde dann aber Fröslee in Dänemark, wo die Immobilienpreise niedriger sind.

Das Anwesen mit Wohnhaus und Gewerbetrakt passte wie die Faust aufs Auge. „Wir waren davon sofort angetan. Hier gibt es reichlich Platz“, erzählt Jens Baumann. 

Er wäre auch viel weiter in den Norden gezogen, aber nun ist Fröslee das neue Familien- und Firmenzuhause.

Einzug in Etappen

Auch wenn alles wohlüberlegt und geplant war, ging es für den ältesten Sohn Bruno Schlag auf Schlag. Der 18-Jährige bildete kurz nach dem Kauf im August die Vorhut der Familie Baumann. 

„Er wechselte auf ein Gymnasium in Flensburg. Da im August Schulbeginn war, hielt er sich bereits hier auf“, berichtet Charlotte Baumann.

Mittlerweile sind alle in Fröslee gelandet. Die beiden jüngeren Kinder gehen in Apenrade zur Schule, wo sie intensiv Dänisch lernen bzw. nachholen. 

„Wir hatten mit der deutschen Schule geliebäugelt, wegen des Nachholbedarfs in Dänisch so kurz vor dem Schulabschluss wurde daraus aber nichts“, so die Mutter und Unternehmerin. 

Die Sprache wollen sie und ihr Mann auch so schnell wie möglich lernen. „Wir haben uns schon Kurse in Apenrade herausgesucht.“

Tischler Jens Baumann ist vor Jahren seinen eigenen Weg gegangen und hat sich selbständig gemacht. Foto: Karin Riggelsen

Ein gutes Gefühl

Vom schulischen Alltag und vom gesamten Miteinander in Dänemark sind die Baumanns angetan. „Unsere Kinder gehen das erste Mal gern zur Schule. Die Lehrer werden geduzt, und an der Schule herrscht ein angenehmer Umgangston“, sagt Jens Baumann. 

Auch räumlich empfinden die Kinder die Schule positiver als in Hamburg. Nichts sei heruntergekommen und alles wirke einladend, so der Papa, der auch schon einen netten und unkomplizierten Kontakt zu Nachbarn geknüpft hat, wie er sagt.

Die Konzentration gilt nun dem Neustart der Möbelmanufaktur mit zwei Angestellten. „Unsere beiden Mitarbeiter bleiben bei uns. Sie pendeln von Hamburg, wobei wir flexible Lösungen vereinbart haben“, erzählt die Firmenchefin.

Nach dem Umzug von Hamburg wird in der Frösleer Werkstatt bereits produziert. Foto: Karin Riggelsen

Kundinnen und Kunden müssen nicht zwangsläufig im Einzugsgebiet der Manufaktur oder in Dänemark gefunden werden. Die Werkstatt verkauft mithilfe des Onlinehandels international. 

„Wir haben viele Kundinnen und Kunden in Frankreich und in der Schweiz“, erwähnt Charlotte Baumann. Produkte aus dem Katalog werden auf Wunsch auch angepasst, und es werden natürlich Sonderwünsche und Sonderbestellungen angenommen, betont Experte Jens Baumann.

Déjà-vu auf dem Knivsberg

Wie es der Zufall will, gehört die Bildungsstätte Knivsberg der deutschen Volksgruppe zum internationalen Kundenkreis. 

„Unser Sohn war mit der Flensburger Schule auf dem Knivsberg zu Gast. Er rief uns ganz aufgeregt an und fragte, ob es sein kann, dass dort ganz viele von unseren Produkten, unter anderem Garderoben, hängen. Das haben wir ihm dann bestätigt. 2020 sind Möbelstücke dort hingegangen. Für ihn war das in dem Augenblick natürlich spannend“, erzählt die Mama mit einem Lachen.

Typisches Handwerkzeug in der Manufaktur Foto: Karin Riggelsen
Die Produkte von „das kleine b“ werden auf der Homepage und auch in einem Katalog beschrieben. Foto: Karin Riggelsen

Das Unternehmerpaar hofft, mit Fröslee als neue Basis weiterhin Kundinnen und Kunden aus aller Welt mit dem individuellen Konzept und der firmeneigenen Philosophie gewinnen zu können.

„Alles passiert hier vor Ort mit traditioneller Handarbeit und nach eigenen Entwürfen. Wir nutzen dabei ausschließlich heimisches Holz und verwendet keine umweltschädlichen Lacke oder Lasuren, sondern nur natürliche Öle“, unterstreicht Jens Baumann. 

Nachhaltigkeit sei ein vordergründiger Faktor. Die Produkte von „das kleine b“ müssen keinem Entsorgungssystem zugeführt werden. Das Holz ist jederzeit wiederzuverwenden, betont der Firmenchef.

Er und seine Frau sind sich darüber im Klaren, dass die Produkte manchen Kundinnen und Kunden teuer vorkommen. Mit den Dumpingpreisen großer Möbelhäuser kann nicht mitgehalten werden.

„Dafür bekommen sie bei uns aber Qualität, ein besonderes Design und ein handwerklich gefertigtes Produkt aus bewusst ausgesuchtem Holz“, so Charlotte Baumann.

Wo gehobelt wird, … Foto: Karin Riggelsen
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