Minderheit
Theaterpremiere: Zwischen Frühlingserwachen und der Frage nach Freiheit
Theaterpremiere: Zwischen Frühlingserwachen und der Frage nach Freiheit
Zwischen Frühlingserwachen und der Frage nach Freiheit
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Showtime: Wie erleben Jugendliche das Erwachsenwerden? Mit dem Stück „Frühlings Erwachen! (Live Fast – Die Young)“ erzählt die Theater-AG des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig eine Geschichte über die Jugend mit all ihren Problemen. Neben Monologen auf Litauisch und jeder Menge Körpereinsatz zeigten die Mädchen und Jungen: Das Wort Rebellion hat die Jugend in Dänemark nicht vergessen.
Premierenabend am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig (DGN). Während sich immer mehr Gäste in der Vorhalle der Aula des Gymnasiums versammeln, werden in der besagten Aula die letzten Vorkehrungen getroffen. Susanne Kirste, die neben der Leiterin der Arbeitsgemeinschaft auch Englisch- und Musiklehrerin ist, gibt Anweisungen:
„So, jetzt noch einmal die Melodie bitte!“
Auch die Jugendlichen Julia Schneider, Simon Beers, Christian Bargum, die für die Technik verantwortlich sind, testen final die Lichteinstellungen.
Ein leises Rauschen von Gesprächen aus der Vorhalle lässt den Ansturm von Besucherinnen und Besuchern nur erahnen. Doch in der Aula ist es noch nahezu still. Nur die Klänge eines Cellos und ein Schlagzeug sind zu hören; gelegentlich huscht jemand über die Bühne, die in wenigen Minuten mit Leben gefüllt wird.
Sechs Monate Drehbuchlernen, Proben und Improvisieren liegen hinter den Jugendlichen. Ihr Ziel: Eine Geschichte auf die Bühne bringen, die vom Erwachsenwerden erzählt, von Freiheit träumt und von der Realität eingeholt wird.
Die Tür schwingt auf, ein Schüler tritt herein: „Ich glaube, wir müssen die Gäste hereinlassen“, sagt er. Susanne nickt. Es ist 19.29 Uhr. Jetzt geht es los.
Inszenierung aus den 80er-Jahren mit modernen Elementen
„Glaubst du, dass das Schamgefühl im Menschen nur ein Produkt seiner Erziehung ist?“ – Figur Moritz schaut ins Publikum hinein. Gespielt wird der männliche Charakter von Schülerin Finia Grefe – und auch sonst bricht die Inszenierung mit dem „klassischen“ Theater.
Es werden zwischendurch Videoclips eingeblendet, in denen die Schülerinnen und Schüler ganz unkonventionell ihre Gedanken präsentieren und in die Kamera sprechen, schreien und philosophieren. Auch die sozialen Medien sind ein Teil der Inszenierung.
„Ich habe mir am Anfang die Frage gestellt, ob man solch ein Stück hier überhaupt aufführen kann: Haben die Jugendlichen in Dänemark nicht schon all die Freiheiten? Aber dann haben wir durch Improvisationsarbeit schnell gemerkt: Das Thema ist relevant“, erklärt Susanne Kirste.
Herausforderndes Schauspiel mit Körpereinsatz
Die Idee für das Stück hatte sie mit ihrer Kollegin Josephine Lorenzon. Da diese wegzog, hat sie das Theaterstück mit ihrem eigentlich pensionierten Kollegen Jürgen Schultze koordiniert. Er war über Jahrzehnte für die Theatervorstellungen am DGN verantwortlich.
„Wir sind ein großartiges Team. Das geht so einfach wie ‚Pingpong‘“, erklärt sie.
Die enge und vertraute Zusammenarbeit zwischen den Lehrkräften sowie den Schülerinnen und Schülern ist wichtig für das Stück:
„Einige Szenen sind sehr herausfordernd. Ich bin gespannt, wie die Mädchen und Jungen das hinbekommen. Aber sie sind gut, sie können gut nach außen spielen und werfen sich sozusagen den Ball zu. Unsere Generalprobe war der Hammer. Es kann also nur schlechter werden“, scherzt die Lehrerin.
Drei Sprachen bei Fragen um das Erwachsenwerden
Das Stück wird auch durch die kulturelle und soziale Komponente besonders. Neben Deutsch hört man auf der Bühne auch englische Monologe und eine litauische Ansprache eines Vaters, gespielt von Ana Andziule, der mit seiner Einwanderungsgeschichte das Publikum fesselt. Übersetzt wird von der Figur Moritz, der die Fragen auf Deutsch wiederholt und beantwortet.
„Es war einer der improvisierten Teile im Stück, und die Schülerin Ana Andziule hatte ihre Familie vorab gefragt, welche Erlebnisse für diesen Monolog infrage kämen. Er ist fiktiv, aber basiert auf ‚Einwanderungserlebnissen‘“, erklärt Susanne Kirste.
Neben der Einwanderungsgeschichte sind auch Themen des Erwachsenwerdens für das Stück relevant: Erste Liebe, Sexualität, Gruppenzugehörigkeit, Leistungsdruck, Eltern-Kind-Beziehung und nicht zuletzt auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. All das paart die Theater-Gruppe mit einem relativ simplen Bühnenbild, witzigen Referenzen zu ihrem persönlichen Alltag und gar Karnevalsliedern, gespielt von der Begleitband.
Viel Applaus für die Premiere
„Ich glaube, die Jugendlichen können durch das Theaterstück sich selbst ausprobieren, ein wenig Freiheit gewinnen. Sie können sein, was sie vielleicht normalerweise nicht sind. Das hat ihnen großen Spaß gemacht“, weiß Kirste.
Und so liegen sich am Ende des Stücks alle in den Armen, Blumensträuße werden gereicht, der Applaus hallt durch die ganze Aula.
Schülerin Emma Magercurth, die die Rolle Wendla spielt, klingt erschöpft, aber glücklich, als sie sagt: „Es war die beste Zeit unseres bisherigen Lebens.“
Letzte Chance
Wer das Theaterstück noch sehen möchte, hat am Mittwoch, 6. März, 19.30 Uhr, in der Aula des DGN (Svinget 26-28 in Apenrade) noch die Möglichkeit dazu. Der Einritt kostet 75 Kronen. Schülerinnen und Schüler sehen das Stück kostenlos.