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Radwege im Herbst und Winter: Von Priorisierung und Verschmutzung

Radwege im Herbst und Winter: Von Priorisierung und Verschmutzung

Radwege im Herbst: Prioritäten und Verschmutzungen

Apenrade/Krusau
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Solange die Verkehrssicherheit nicht beeinträchtigt ist, müssen Radfahrende mit verschmutzten Stellen auf Radwegen und Radstreifen leben.
Solange die Verkehrssicherheit nicht beeinträchtigt ist, müssen Radfahrende mit verschmutzten Stellen auf Radwegen und Radstreifen, wie hier in Kiskelund (Kitschelund), leben. Foto: Gerrit Hencke

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Verschmutzte Radwege im Herbst und Winter sind ein Ärgernis für Radfahrende. Die Kommune Apenrade reinigt die Wege in der Regel nur bei Bedarf und muss dabei auch noch priorisieren, wie Hans Martin Mogensen, Betriebsleiter des kommunalen Bauhofes, verrät. Daher müssen Radfahrende auch in Zukunft mit stellenweise verschmutzten Fahrbahnen leben.

Radfahrerinnen und Radfahrer kennen es in der dunklen Jahreszeit: Die Radwege und Radstreifen auf den Fahrbahnen sind meist voller Dreck, Split und Blätter. Das Fahrrad wird dreckig und darunter leiden am Ende vor allem die Antriebskomponenten und Reifen, aber auch der Fahrkomfort. Kommt Frost dazu, wird es zusätzlich unangenehm. Können nasse Blätter schon rutschig sein, ist Glatteis für Zweiradfahrende besonders heikel. Denn bis heute haben nur wenige Fahrräder ein serienmäßiges Antiblockiersystem. Daher ist gerade bei den aktuellen Temperaturen um den Gefrierpunkt Vorsicht angesagt.

Doch wie oft werden eigentlich die Radwege im Herbst und Winter gereinigt? Die Frage hat „Der Nordschleswiger“ der Kommune Apenrade gestellt. Die Antwort gibt Hans Martin Mogensen, Betriebsleiter des kommunalen Bauhofes (Driftsenheden). 

Reinigung und Winterdienst nach Bedarf

„Die Radwege werden dreimal im Jahr gründlich gereinigt, dort, wo Bordsteine sind.“ Damit sind die Hochbord-Radwege in der Kommune gemeint, die über einen Bordstein von der Fahrbahn abgetrennt sind.

Darüber hinaus werden die Wege dann sauber gehalten, wenn es erforderlich ist. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn viel Laub oder Eis und Schnee auf den Wegen liegen und so eine Gefahr für die Verkehrssicherheit darstellen. Gleiches gilt auch für Gegenstände – etwa einen umgestürzten Baum. Nachzulesen ist dies auch im Kommunenplan zur Reinhaltung von Straßen, Fuß- und Radwegen sowie Plätzen.

Ebenfalls nach Bedarf werden die Straßen gereinigt, an denen es etwa einen Radstreifen gibt. Das ist beispielsweise auf dem Aabenraavej/Flensborg Landevej zwischen Krusau (Kruså) und Apenrade der Fall. Auch im Zentrum von Apenrade gibt es solche Wege.

„Besonders werden im Herbst die Stellen priorisiert, wo etwa Bäume am Straßenrand stehen und Laub auf den Radwegen zu erwarten ist. Auf freier Strecke ohne Baumbestand am Rand werde ein Radweg nicht regelmäßig gesäubert“, sagt Mogensen. Dies hänge aber auch mit den begrenzten Kapazitäten zusammen.

Kommune priorisiert

Gerade im Herbst sei es schwierig, da gereinigte Wege oftmals nach ein paar Tagen wieder dreckig sind, so Mogensen. Und so ist auch im Plan der Kommune festgehalten: „[...] bei Radwegen kann es zu vereinzelten Verschmutzungen kommen, die [...] nicht als verkehrsgefährdend angesehen werden.“

Welche Wege priorisiert behandelt werden, auch dafür hat die Kommune einen Plan. Die Straßen werden in (Winter-) Klassen einsortiert. So werden Straßen der Kategorie A (oder Vinterklasse I) , etwa die alten Amtswege, zu denen auch der Flensborg Landevej gehört, im Herbst und Winter besonders priorisiert. Wege der Klassen B (II), C (III), und D (IV) müssen hier zurückstecken.

Ähnlich sieht es bei den Radwegen aus. Sie werden laut Mogensen in die Kategorien A (Stiklasse I) und B (Stiklasse II) eingeordnet. Dabei gehören die innerstädtischen Radwege zur Kategorie A, werden also bei Bedarf als Erstes gereinigt, geräumt oder gestreut, bevor andere Radwege drankommen.

Einteilung der Straßen in Winterklassen

Es gibt vier Winterklassen für Straßen und zwei für Rad- und Gehwege

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Hauptrouten werden präventiv gestreut

Eine Übersicht darüber, welche Straße und welcher Radweg welche Winterklasse hat, ist auf der Seite der Kommune zu finden. Für die Radwege wird deutlich, dass die Kommune Apenrade etwa die Hauptstrecken entlang des Apenrader Hafens bis nach Lundsbjerg im Süden und Bodum/Lojt Kirkeby im Norden sowie den Løgumklostervej in Richtung Westen als Radweg der Kategorie I klassifiziert, den Tøndervej hingegen nur als Kategorie II. 

Lücken im ländlichen Raum

Im ländlichen Raum werden Radwege in der Regel in der Kategorie II geführt. So etwa der Streckenabschnitt von Stübbek (Stubbæk) bis zum Høstrup See sowie die Kreisverkehre an den Autobahnzufahrten in Seegard (Søgaard). Auch in größeren Gemeinden wie Krusau (Kruså) oder Rothenkrug (Rødekro) oder Tingleff (Tinglev) gehören Radwege, wenn vorhanden, der Kategorie II an. 

Radstreifen an wichtigen Straßen 

Hier profitieren die Radstreifen an den Straßen mit höchster Priorisierung – beispielsweise nach Feldstedt (Feldsted) oder Kollund. Da auch der Flensborgvej und der Flensborg Landevej zur Straßenkategorie A gehören, profitiere auch der Radstreifen neben der Straße, so Mogensen. „Wege dieser Kategorie werden im Winter präventiv gestreut, wenn mit Glätte zu rechnen ist“, sagt Mogensen. Daher könne man im morgendlichen Verkehr davon ausgehen, dass es auf dem Radstreifen nicht glatt ist. „Ich möchte aber nicht sagen, dass es auf keinen Fall mehr glatt sein kann“, betont der Funktionsleiter des Bauhofes. 

Auf übrigen Radwegen wird gestreut, sobald Glätte festgestellt werde. Auch hier werde wegen der begrenzten Kapazitäten priorisiert und wichtige Hauptwege zuerst bedient.

Radweg mit Laub
Priorisiert gereinigt werden sollen Abschnitte, an denen viele Bäume stehen. Doch auch wenn der Laubbläser aktiv war, sieht es gerade im Herbst nach ein paar Tagen wieder so aus. Foto: Gerrit Hencke

Bürgerinnen und Bürger können mithelfen

Wann der Bedarf für eine Reinigung oder eine Verkehrsgefährdung besteht, dafür gibt es gleich mehrere Systeme. „Neben der Beobachtung der Wetteraussichten findet auch eine Streckenkontrolle der Kolleginnen und Kollegen statt und wir sind auch auf die Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger angewiesen“, so Mogensen. Diese könnten über die App „Borgertip“ etwa Verunreinigungen, Schlaglöcher oder umgestürzte Bäume melden. „Durch die Mithilfe werden auch wir besser darin, Probleme zu lösen.“

Seit 2019 helfen auch Temperatursensoren in den Hauptstraßen der Kommune dabei, im Winter schnelle Entscheidungen zu treffen, wo gestreut werden muss. Dies soll Kosten sparen und übermäßiges Salzen vermeiden. 

Dennoch könne man nicht überall sein, so Mogensen. „Natürlich müssen wir auch sehen, was warten kann und was dringend erledigt werden muss.“ Ein umgestürzter Baum habe eine höhere Priorität als ein verdreckter Weg. Aber: „Wir tun, was wir tun können.“

In der Kommune sind mehrere selbstständige Unternehmen mit der Reinigung und dem Winterdienst auf den Straßen beauftragt. „Die handeln nach einem festen Rahmen“, so der Funktionsleiter des Bauhofes. 

Kurzkommentar: Gleiche Bedingungen für alle

Damit mehr Menschen auch in der dunklen Jahreszeit das Auto stehen lassen und auf das Rad umsteigen, sind saubere und sicherere Radwege essenziell. Denn das zahlt am Ende auch auf die grüne Umstellung ein. Sollte ein Land, das sich als Fahrradnation sieht, nicht ein Interesse daran haben, dass die meisten Radwege – auch auf den ländlichen Hauptrouten – täglich in einem guten und sauberen Zustand sind, damit Pendlerinnen und Pendler komfortabel vorankommen? Hans Mogensen sieht sich berechtigterweise nicht als richtiger Ansprechpartner, um diese Frage zu beantworten. Denn er muss mit den Kapazitäten planen, die ihm zur Verfügung stehen. Natürlich fahren noch immer mehr Menschen mit dem Auto – gerade im ländlichen Raum. Tatsächlich müsste daher die Politik die Ressourcen schaffen, damit Verkehrsteilnehmende unabhängig vom Transportmittel gute und sichere Bedingungen vorfinden, um ihren Alltag zu bestreiten. Nur dann könnte sich etwas am Status quo ändern. Denn sind wir ehrlich: Bei den aktuellen Bedingungen (siehe Artikelfoto), kann ich jede und jeden verstehen, der sich lieber ins Auto setzt anstatt auf von Split und Blättern übersäten Radwegen zu fahren. 

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