Verwaltungswesen

Nach der Sturmflut: Das will die Kommune Apenrade besser machen

Nach der Sturmflut: Das will die Kommune besser machen

Nach der Sturmflut: Das will die Kommune besser machen

Apenrade/Aabenraa
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Freiwillige halfen nach der Sturmflut bei der Beseitigung von Angespültem (Archivfoto). Foto: Donna Scherlinzky

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Auch wenn vieles vor und während der Jahrhundertsturmflut des vergangenen Jahres aus Sicht der Kommune Apenrade gut verlaufen ist, gab es doch Bereiche, wo nachgebessert werden kann. Das kam bei einer internen Evaluation heraus. „Der Nordschleswiger“ hat über die Ergebnisse mit Kommunaldirektor Tom Ahmt gesprochen.

„Es lief im Großen und Ganzen gut“, sagt der Apenrader Kommunaldirektor Tom Ahmt mit Blick zurück auf den Einsatz der Kommune bei der Jahrhundertsturmflut im Oktober des vergangenen Jahres.

Doch es gebe einige Stellen, an denen man noch besser werden könne, fügt er hinzu. Das wurde bei einer Evaluation der Tage vor und während des Jahrhunderthochwassers festgestellt, die die Kommune gemacht hat.

Schon nach den ersten Meldungen, dass eine Sturmflut mit sehr hohen Pegelständen zu erwarten sei, hat die Kommune reagiert. Eine sogenannte Hochwassergruppe wurde gebildet.

Leitung mit größeren Kompetenzen 

Allerdings ist versäumt worden, in dieser Gruppen frühzeitig einen Leiter einzusetzen, der ein Auge auf die Personalsituation hat, „der darauf achtet, wie Mitarbeitende vier, fünf Tage Dienst absolvieren können“, sagt der Kommunaldirektor. Hier ist eine Entlastung des Personals vonnöten. 

Zudem müsse dieser Leiter mit größerer Entscheidungsmacht ausgestattet sein, „damit vor Ort schnelle Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden können“. Das hätte schon einen Tag vorher (Dienstag; Anm. d. Red.) geschehen können, so die Konklusion.

Lagebesprechung nach dem Bruch der Watertubes (Archivfoto) Foto: Søren Gylling/jv.dk

Kommunikation mit der Bevölkerung

„Wir haben die Bevölkerung über verschiedene Kanäle schon Tage vor dem Sturm und der erwarteten Sturmflut gewarnt, haben Sandsäcke ausgeteilt und standen in engem Kontakt mit der Bereitschaft“, berichtet Ahmt weiter.

„Wo wir allerdings besser werden müssen, ist die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern, in den Stunden der Sturmflut“, stellt Tom Ahmt fest. „Wir benötigen in Zukunft eine Kommunikationsmitarbeiterin oder einen Kommunikationsmitarbeiter vor Ort, bei der Bereitschaft, wo die Einsätze koordiniert werden. Die Informationen hätten in der Nacht so besser nach außen kommuniziert werden können.“

„Die Fragen der Bürgerinnen und Bürger müssen besser von uns aufgefangen und über alle Kanäle an die Öffentlichkeit gebracht werden“, sagt der Kommunaldirektor. Die Medien hätten da eine bessere Arbeit geleistet, obwohl das eigentlich die Aufgabe der Kommune gewesen wäre. 

Die Menschen wurden ins Folkehjem evakuiert (Archivbild). Foto: Søren Gylling/jv.dk

Evakuierung der Menschen

„Auf eine Evakuierung von etwa 200 Bürgerinnen und Bürgern aus der Innenstadt waren wir vorbereitet“, berichtet Ahmt. Doch dann hatte die Polizei entschieden, den Evakuierungsradius zu erweitern. 850 Menschen waren davon betroffen. „Damit haben wir nicht gerechnet. Wir müssen vermehrt vom Worst Case ausgehen“, so die Richtlinie für die Zukunft bei Klimakatastrophen.

Sicherung der Stromversorgung

Einige Stromkästen mussten von der Energieversorgung abgeklemmt werden. Sie lagen im Überflutungsgebiet – unter anderem am Marktplatz – und es drohte ein Kurzschluss. Deshalb waren einige Haushalte zeitweise ohne Strom. „Das muss verhindert werden. Die Verteilerkästen müssen so angelegt werden, dass sie vor dem Hochwasser geschützt sind“, sagt Tom Ahmt. 

Die sogenannten Watertubes wurden rings um den Hafen ausgelegt. Die Sperre hielt in der Nacht dem Druck des Wassers jedoch nicht Stand und riss. So konnten Teile der Innenstadt und der umliegenden Gebiete am Straßenzug Kilen überschwemmt werden (Archivfoto). Foto: Gwyn Nissen

Auch hätte die Kommune schneller damit sein können, mit Bürgerinnen und Bürger, die aus gesundheitlichen Gründen auf elektronische Apparate – zum Beispiel eine Sauerstoffversorgung – angewiesen sind, in Kontakt zu treten. Die Batterien der Geräte müssen auf ihre Kapazität hin überprüft werden. „Zwar haben wir das bei allen Menschen sicherstellen können, hätten jedoch frühzeitiger mit dieser Arbeit beginnen können“, erklärt Ahmt. 

Institutionen vorbereitet

Die Kommune habe einen Evakuierungsplan bereit gehabt, hätten diese Menschen aus ihren Heimen an andere Orte gebracht werden müssen, an denen Strom zur Verfügung gestanden hätte, berichtet der Direktor weiter. Aber auch dieser Plan könnte schneller abgearbeitet werden, räumt er ein.

Zufrieden waren Ahmt sowie seine Kolleginnen und Kollegen mit den Sturmflutvorbereitungen in den Institutionen, so unter anderem in der Wohneinrichtung am Møllemærsk. „Dort wurde gut reagiert. Das Gebäude wurde schnell gegen mögliche Überflutungen gesichert und die Bewohnenden auf die Situation vorbereitet“, sagt Ahmt. In der Wohneinrichtung leben Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen. „Sie reagieren auf solch ungewohnte Situationen unterschiedlich. Doch das Personal dort hat das hervorragend gehandelt.“

„Wir müssen mehr Worst-Case-Szenarien durchspielen, damit wir zukünftig noch besser vorbereitet sind“, schließt Tom Ahmt.

Nachdem ein Teil der künstlichen Deiche vom Wasser eingerissen worden waren, lief das Wasser in Richtung Marktplatz (Archivfoto). Foto: Søren Gylling/jv.dk
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