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Tingleffer Werkstatt ist bei E-Autos auf Draht

Tingleffer Werkstatt ist bei E-Autos auf Draht

Tingleffer Werkstatt ist bei E-Autos auf Draht

Tingleff/Tinglev
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Flemming Christensen und Kollege Tautvydas Timofejevas haben sich ein Wissen für das Warten und Reparieren von E-Autos angeeignet. Foto: Karin Riggelsen

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Das Warten und Reparieren von Elektroautos ist eine Wissenschaft für sich. Der Tingleffer Kfz-Service „Automester“ hat diesen Sektor in sein Tätigkeitsfeld aufgenommen und mit dem Zeichen „E+“ bestätigen lassen. Die Arbeit mit den speziellen E-Autos hat es in sich.

Eines gleich vorweg, denn das ist Kfz-Fachmann Flemming Christensen aus Tingleff ganz wichtig: Finger weg und auf keinen Fall selbst Hand anlegen, wenn am Antrieb des Elektroautos etwas nicht stimmt.

„Es ist lebensgefährlich“, sagt der 57-jährige Chef der Tingleffer Autowerkstatt „Automester“ an der Hauptstraße.

Gängige Akkus in Elektroautos geben Gleichstrom mit einer Spannung von rund 400 Volt ab, während in Haushalten Wechselstrom üblich ist, mit einer Spannung von 230 Volt. Der Unterschied in der Art und Stärke mache den Strom in Elektroautos viel gefährlicher, so der Kfz-Meister.

Werkstatt „E+"

Christensen weiß, wovon er spricht, denn seine „Automester"-Werkstatt trägt neuerdings das Gütesiegel „E+" im Namen.

Dieses Prädikat vergibt die Werkstattkette den Niederlassungen, die sich mit Fortbildungen und Sicherheitskursen für den Umgang mit Elektro- und Hybridautos (Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor) fit gemacht haben. Zugleich ist E+ ein Zeichen für nachhaltiges Handeln.

 

Kfz-Meister Flemming Christensen vor seiner Werkstatt „Automester", die neuerdings den Zusatz „E+" im Namen trägt. Foto: Karin Riggelsen

Der Verkauf von E-Mobilen ist in Dänemark steigend, und für ihn sei es schon lange eine Selbstverständlichkeit, die Werkstatt auch auf diese Antriebsform zu trimmen, sagt Christensen.

Offen für Neues

Es ist quasi die nächste Stufe seines Kfz-Services und seines Know-hows. Nach dem klassischen Schrauben an herkömmlichen Verbrennermotoren kam neue Technologie mit Steuergeräten und Computertechnik dazu.  Nun hat sich mit Elektromotoren ein weiterer Sektor aufgetan.

„Wir haben alle drei an Sicherheitskursen teilgenommen“, erwähnt Flemming Christensen in seiner Werkstatt an der Hovedgaden. Er, seine rechte Hand Tautvydas Timofejevas und Mitarbeiter Claus L. Jensen haben sich intensiv mit der Materie Elektroauto befasst und sich neben den technischen Details vor allem auch mit Sicherheitsbestimmungen auseinandergesetzt.

Ohne Computertechnik geht nichts: Flemming Christensen und Tautvydas Timofejevas beim Datencheck am Laptop Foto: Karin Riggelsen

Elektro- und Hybridautos sind für Flemming Christensen an sich kein Neuland. „Vor rund zehn Jahren haben wir die ersten Fahrzeuge in der Werkstatt gehabt und repariert. Es ging dabei aber ausschließlich um mechanische Komponenten. Die unterscheiden sich von herkömmlichen Fahrzeugen nicht. Mittlerweile kümmern wir uns auch um Abschnitte, die den Elektroantrieb betreffen. Das ist ein ganz anderer Bereich“, so der Fachmann.

Spezielles Equipment

Auch die großen, leistungsstarken Akkus in den Elektroautos überprüft die Werkstatt und kann auch Reparaturen vornehmen. „Defekte Module einer Batterie können ausgetauscht werden“, nennt Christensen ein Beispiel.

Zusätzlich zur Teilnahme an Kursen für das Warten und Reparieren von Elektroautos hat Flemming Christensen diverses Spezialmaterial anschaffen müssen. Hightech-Messgeräte, Werkzeug mit besonderer Isolierung und spezielle Schutzkleidung machen inzwischen einen eigenen Teil des Werkstattbestandes aus.

Bei Elektrofahrzeugen kommt spezielles Arbeitsgerät zum Einsatz. Foto: Karin Riggelsen

„Damit nichts durcheinanderkommt, werden die Geräte und das Werkzeug für Elektroautos gesondert aufbewahrt“, erwähnt Flemming Christensen und holt einen Koffer hervor nur mit Werkzeug für elektrobetriebene Fahrzeuge.

Wenn ein E-Auto auf eine der Hebebühnen kommt, geht in der Tingleffer Werkstatt ein Automatismus in Gang, der fast schon an einen Alarm in einer Feuerwehrwache erinnert.

„Es gibt viele Sicherheitsvorschriften, die zu beachten sind, und die wir zum eigenen Schutz auch beachten“, sagt Flemming Christensen.

Noch bevor am E-Fahrzeug auch nur ein Handgriff an der Antriebselektrik getätigt wird, wird erst einmal eine Absperrung um die Bühne herum platziert. Auch Hinweisschilder kommen dazu, damit jeder, der in die Werkstatt kommt, gewarnt ist.

Flemming Christensen bringt die Absperrung vor einem E-Auto an. Foto: Karin Riggelsen
Sicher ist sicher: Absperrung zum Arbeitsbereich mit E-Auto Foto: Karin Riggelsen

Kleines Teil mit großer Bedeutung

„Ein ganz wichtiges, wenn auch kleines Teil, ist das hier“, sagt Kfz-Techniker Tautvydas Timofejevas mit Spitzname „Tavsi“ und hält ein winziges Hängeschloss hoch, das Laien für einen Fremdkörper im speziellen Werkzeugkoffer halten könnten.

Ein kleines Hängeschloss spielt bei der Arbeit an Elektrofahrzeugen eine ganz wichtige Rolle. Foto: Karin Riggelsen
Tautvydas Timofejevas bringt das Sicherheitsschloss für die Unterbrechung des Stromkreises an. Foto: Karin Riggelsen

„Dieses Schloss wird an einem Hauptschalter nach Trennung von der Stromzufuhr in eine spezielle Öffnung eingehakt und verschlossen. So ist gewährleistet, dass der Stromfluss unterbrochen bleibt. Der Schlüssel wird sicher verstaut. Man ist fast schon geneigt, ihn zu verschlucken“, so der 34-Jährige mit einem Augenzwinkern.

Die Sicherheit geht nun einmal vor und ist in der Tingleffer Werkstatt oberstes Gebot. Dazu gehört auch spezielle Arbeitskleidung, die die Mitarbeitenden im Fall der Fälle schützen soll.

In voller E-Auto-Montur sehen die Mitarbeitenden aus, als wenn sie auf einer besonderen Großbaustelle oder auf einer Bohrinsel arbeiten. Helm, Schutzschild, spezielle Hose und Jacke sowie große Gummihandschuhe gehören zur Ausrüstung.

Flemming Christensen und Tautvydas Timofejevas, der sich für die Arbeit am E-Auto ausstaffiert. Foto: Karin Riggelsen
Tautvydas Timofejevas testet die Dichtigkeit der speziellen Sicherheitshandschuhe. Foto: Karin Riggelsen
Ein E-Auto-Fachmann von heute: Tautvydas Timofejevas in Sicherheitsmontur Foto: Karin Riggelsen

Hinzu kommt der Brandschutz. „Die speziellen Batterien sind bekanntlich ganz schwer zu löschen. Wir dürfen aus Sicherheitsgründen über Nacht kein E-Auto in der Werkstatt laden“, ergänzt Flemming Christensen.

Hohe Konzentration

Sobald ein E-Auto auf der Bühne ist, ändert sich die Stimmung in der Firmenhalle schlagartig.

„Die Konzentration ist dann eine andere. Das muss auch so sein. Es wird leiser, und alle sind angespannter“, erzählt der gebürtige Litauer, der im jungen Teenageralter nach Dänemark kam und in Bülderup-Bau (Bylderup-Bov) aufgewachsen ist.

Wenn Tautvydas Timofejevas an einem E-Fahrzeug arbeitet, ist die Konzentration besonders hoch. Foto: Karin Riggelsen

Der Reparatur- und Wartungsservice bei E- und Hybrid-Autos ist aufwendiger, auch zeitlich. Die Werkstattpreise liegen bei diesen Fahrzeugen daher etwas höher, wenn es nicht ausschließlich um mechanische Komponenten geht, so Christensen auf eine entsprechende Frage.

Zurzeit kommen monatlich etwa 10 bis 15 Elektro- und Hybridautos zu Flemming Christensen. Tendenz steigend.

Man werde das Augenmerk daher weiterhin auf diese Technik richten und das Know-how anpassen. Das soll auch bei anderen Antriebsformen geschehen. „Es wird noch so einiges kommen, und auch dafür werden wir uns rüsten“, so der erfahrene Kfz-Meister.

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