Deutsche Minderheit

Anke Tästensen noch ein Jahr im Amt: Neue Lösung bei der Nachfolge

Anke Tästensen noch ein Jahr im Amt: Neue Lösung bei der Nachfolge

DSSV: Neue Lösung bei der Nachfolge

Nordschleswig/Sønderjylland
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Anke Tästensen ist seit 2018 Schulrätin – sie übernahm nach Claus Diedrichsen. Foto: Karin Riggelsen

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Die bisherige Schulrätin des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig geht Ende nächsten Jahres in Pension. Der DSSV möchte die Leitung des Schulverbandes auf mehrere Schultern verteilen.

Anke Tästensen hört zum Jahresende 2024 als Schulrätin beim Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV) auf. Die Suche nach ihrer Nachfolge hat in der Schulorganisation der deutschen Minderheit im Landesteil bereits begonnen. Dabei strebt der DSSV nach einer neuen Lösung, bei der die Leitung des Schulverbandes in Zukunft neu aufgeteilt wird.

„Die Aufgaben sind in den vergangenen Jahren immer mehr geworden – sowohl in der Menge als auch in der Breite“, erklärt der Hauptvorsitzende des DSSV, Welm Friedrichsen.

Viele und neue Aufgaben

Zu den Aufgaben gehören unter anderem die übergeordnete Verantwortung und Aufsicht für Schul- und Kindergartenleitungen an 33 Institutionen der deutschen Minderheit, die schulische und pädagogische Leitung, die Leitung des Schulamtes, die Verantwortung für die Finanzen des DSSV sowie die Zusammenarbeit innerhalb der Minderheit, Kontakte zur Entwicklung der nationalen Schulpolitik der Privatschulen und immer mehr bauliche Maßnahmen beim DSSV, die begleitet werden müssen.

Welm Friedrichsen lobt Anke Tästensen für ihre Arbeit als Schulrätin beim DSSV. Foto: Karin Riggelsen

„Es gibt viel zu regeln, und wir haben gemerkt, dass wir die Aufgaben bei der jetzigen Struktur nicht optimal lösen können“, sagt Welm Friedrichsen. Er selbst hat sich als ehrenamtlicher Vorsitzender um viele der baulichen Aktivitäten gekümmert.

Der DSSV ist mit Abstand der größte Verband der deutschen Minderheit in Nordschleswig – mit einem Haushalt von fast 290 Millionen Kronen.

Aus einer Stelle sollen zwei werden

„Ich habe meine Arbeit sehr gerne gemacht, und die Arbeitsbelastung ist nicht der Grund, weshalb ich Ende des nächsten Jahres aufhöre. Ich möchte Platz machen für neue Kräfte“, erklärt Anke Tästensen, die im Frühjahr 67 Jahre alt wird. Auch ihr Mann, Carl Friedrich Tästensen, ist gerade in Pension gegangen und nach vielen Jahren im Ausland in die Heimat zurückgekehrt.

Ihre Zeit als Schulrätin ist bereits einmal um drei Jahre beim Bildungsministerium in Schleswig-Holstein verlängert worden, denn schleswig-holsteinische Beamte gehen normalerweise mit 65 Jahren in Pension.

„Jetzt haben wir ein ganzes Jahr, um eine neue Struktur in die Wege zu leiten“, sagt Anke Tästensen. Auch sie befürwortet eine Aufteilung der Leitung des DSSV.

Anke Tästensen im Schulamt bei der Übergabe von Helga Jørgensen an Nadine Ehrenbrusthoff. Foto: Karin Riggelsen

Eine Stelle ausgeschrieben

Zunächst ist die Stelle als Schulrat/Schulrätin ausgeschrieben worden. Die Nachfolgerin oder der Nachfolger von Anke Tästensen soll sich alleine auf den Schulbereich konzentrieren können. Darüber hinaus möchte der DSSV eine weitere Leitungsstelle im Schulamt schaffen. Diese Position soll unter anderem die finanzielle Gesamtverantwortung haben.

„Wir sind bei unserer jetzigen Leitungsstruktur mit einer Person, die alle Fäden in der Hand hält, verwundbar“, sagt Welm Friedrichsen.

Man habe sich im DSSV bereits auf die neue Organisationsstruktur verständigt. Die andere Stelle soll in Zukunft neben den Finanzen auch die Verantwortung für bauliche Aktivitäten und das Gebäudemanagement (ein Gymnasium, 12 Schulen und 19 Kindergärten) haben, den internen Kontakt zu anderen Verbänden in der Minderheit pflegen sowie den Sitz in den Kontaktgremien zu den Geldgebern in Berlin, Kiel und Kopenhagen bekommen.

Welm Friedrichsen glaubt nach einer Umstrukturierung an zwei attraktive Führungspositionen beim DSSV. Foto: Karin Riggelsen

Attraktive Stellen

„Ich bin davon überzeugt, dass beide Stellen für sich für Bewerberinnen und Bewerber interessant sein werden“, sagt der Hauptvorsitzende des DSSV.

Um die Errichtung der neuen Stelle bemüht sich der DSSV derzeit gemeinsam mit dem Bund Deutscher Nordschleswiger, der Dachorganisation der deutschen Minderheit, beim Bundesministerium des Inneren, das für die deutsche Minderheit verantwortlich ist.

Die Position als Schulrätin oder Schulrat soll schnellstmöglich besetzt werden. Die Stelle ist bereits ausgeschrieben, doch es ist ein langwieriges Verfahren, bei dem der DSSV eng mit dem Bildungsministerium für Schleswig-Holstein zusammenarbeitet. „Ich denke, wir werden nicht vor Mai oder Juni eine Nachfolge bekannt geben können“, so Welm Friedrichsen.

Friedrichsen: „DSSV ist gut aufgestellt“

Die neue Position soll möglichst im Frühjahr ausgeschrieben und ebenfalls zum 1. Oktober besetzt werden, damit die neue Führungsspitze eine dreimonatige Übergangsphase mit Anke Tästensen haben kann.

„Ich finde, dass wir einen durchstrukturierten und gut aufgestellten DSSV haben. Wir leisten gute Arbeit in den Institutionen vor Ort, was auch unsere Zahlen belegen. Wir sind eine schlanke Organisation, die unter anderem von der guten Zusammenarbeit innerhalb des DSSV lebt – die war nie besser als heute“, sagt Welm Friedrichsen.

An dieser Entwicklung habe Anke Tästensen einen großen Anteil gehabt.

„Anke macht ihre Arbeit sehr gut. Sie lässt nichts anbrennen, sondern trifft überlegt Entscheidungen und bewahrt auch die Ruhe, wenn es mal eine Krise zu viel gibt“, lobt der Hauptvorsitzende.

Anke Tästensen
Nach 2024: Mehr Zeit für Hobbys für Anke Tästensen. Foto: Karin Riggelsen

Anke Tästensen

Anke Tästensen ist seit 1. Oktober 2018 Schulrätin des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig. Sie hört zum Jahresende 2024 auf.

Sie ist in Nordschleswig als Tochter des früheren Schulrats Arthur Lessow geboren und aufgewachsen. Nach der Ausbildung zur Grund- und Hauptschulehrerin hat Anke Tästensen ab 1980 als Lehrerin an den deutschen Schulen Lügumkloster (Løgumkloster) und Osterhoist (Østerhøjst) gearbeitet, bevor sie 1988 Schulleiterin an der Deutschen Schule Osterhoist wurde. Von 2015 bis 2018 war sie außerdem Schulleiterin an der Deutschen Schule Rapstedt und leitete somit zwei Schulen.

Von 1995 bis 2018 war Anke Tästensen Lehrbeauftragte an der Europa Universität in Flensburg (Flensborg). Seit der Gründung im Jahr 2009 ist sie auch Mitglied der Arbeitsgruppe im Institut für Minderheitenpädagogik, Apenrade (Aabenraa) und seit 2018 im Vorstand vertreten.

Anke Tästensen hat für das Schulwesen in Nordschleswig wichtige Projekte mit initiiert und trägt diese maßgeblich mit, wie etwa die Einführung der positiven Psychologie an den Kindergärten und Schulen, die Reorganisation der Fachgruppenarbeit, die Lehrplanarbeit und die Überarbeitung des Sprachenkonzepts der deutschen Kindergärten und Schulen in Nordschleswig.

 

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