Gesundheit

Nordschleswigsche Kommunen und Krankenhäuser arbeiten künftig enger zusammen

Vier Kommunen und das Krankenhaus Nordschleswig arbeiten künftig eng zusammen

Krankenhaus und die vier Kommunen arbeiten enger zusammen

Apenrade/Aabenraa
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Patientinnen und Patienten sollen nach überstandener Operation zu Hause weiter beobachtet werden, um etwa Infektionen frühzeitig zu erkennen. Foto: Karin Riggelsen

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Mithilfe des Projekts „Kom Trygt Hjem“ (Komm sicher heim) sollen vor allem ältere Menschen nach der Behandlung eines Oberschenkelhalsbruchs zu Hause intensiver betreut werden. Die vier nordschleswigschen Kommunen begrüßen die Initiative, mit der auch Wiedereinweisungen ins Krankenhaus verhindert werden sollen.

Mehr ältere Menschen überleben eine Operation nach einem Oberschenkelhalsbruch und müssen seltener nach der Entlassung erneut eingewiesen werden: Dies ist das Ergebnis des Projekts „Kom Trygt Hjem“ (Komm sicher heim) am Krankenhaus Lillebælt, wo Patientinnen und Patienten nach ihrer Entlassung intensiver betreut wurden. Aufgrund der positiven Erfahrungen wollen das Krankenhaus Nordschleswig und die vier nordschleswigschen Kommunen Apenrade, Tondern (Tønder), Hadersleben (Haderslev) und Sonderburg (Sønderborg) das Projekt nun ebenfalls einführen.

Die Kommunen, das Krankenhaus und die Hausärztinnen und -ärzte, die das Gesundheitscluster Nordschleswig (Sundhedsklynge Sønderjylland) bilden, haben Mittel für das Projekt bereitgestellt. Das teilen sie in einer gemeinsamen Pressemeldung mit. Alle Initiativen, die gute Ergebnisse erzielt haben, werden nun auch in Südjütland umgesetzt. Gleichzeitig wird das Projekt auf eine größere Gruppe älterer Menschen ausgeweitet.

Das „Komm sicher heim“-Projekt hat zum Ziel, älteren Menschen eine sichere und bessere Heimkehr in ihr Zuhause oder ein Pflegezentrum zu ermöglichen, nachdem sie im Krankenhaus wegen eines Oberschenkelhalsbruchs behandelt wurden. Neben einer höheren Lebensqualität und einer besseren Beweglichkeit wird gleichzeitig erwartet, dass mit dem Projekt auch die Zahl der Patientinnen und Patienten zurückgeht, die erneut ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Langfristig sollen auch die Überlebensraten steigen. 

Kommunale Intensivpflegekräfte sind das Bindeglied

Grundlegend für das Projekt ist eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen der orthopädischen Abteilung des Krankenhauses Nordschleswig und den Intensivpflegerinnen und -pflegern (akutsygeplejerske) der vier Kommunen. Sie soll verhindern, dass ältere Patientinnen und Patienten Infektionen bekommen oder dehydrieren, wenn sie nach Hause zurückkehren.

Die kommunalen Intensivpflegekräfte sind ein zentrales Bindeglied in der Zusammenarbeit zwischen dem Krankenhaus und den Pflegezentren. Sie unterstützen das Pflegepersonal, das sich um die Bewohnerinnen und Bewohner kümmert, sobald sie nach Hause zurückgekehrt sind. Die Krankenschwestern und -pfleger prüfen unter anderem das Herz, die Lungenfunktion und die Temperatur, die ein Anzeichen für eine Infektion sein kann. Gleichzeitig haben die Intensivpflegekräfte die Möglichkeit, sich mit der Abteilung im Krankenhaus in Verbindung zu setzen, die die Patientin oder den Patienten gut kennt. So kann bei Bedarf Anleitung und Rat eingeholt werden. 

Im Jahr 2021 wurden im Krankenhaus Nordschleswig 330 Menschen wegen Oberschenkelhalsbrüchen stationär aufgenommen und behandelt.

Sehr erfolgreiches Projekt

Die Methode hat sich bereits als sehr wirksam erwiesen. Im Krankenhaus Lillebælt stieg die Überlebensrate bei älteren Menschen in den ersten 30 Tagen nach der Operation von 87 auf 94 Prozent. Die Zahl der akuten Wiedereinweisungen sank von 30 auf 14 Prozent.

„Es ergibt sehr viel Sinn, die guten Erfahrungen vom Krankenhaus Lillebælt auf die restlichen Kliniken auszuweiten. Zuerst im Hinblick auf die gefährdeten älteren Menschen, die die richtige Pflege benötigen, um eine anstrengende Operation zu überstehen, aber auch um die Anzahl an Einweisungen zu reduzieren, die so umgangen werden können“, sagt Bo Libergren (Venstre), Vorsitzender des Gesundheitsclusters (Sundhedsklynge). Die Zahl älterer Menschen wachse rasant in diesen Jahren, und das erhöhe den Druck auf die Krankenhäuser. „Also sind alle Maßnahmen, um nicht notwendige Klinikaufenthalte zu vermeiden, mehr als willkommen“, so Libergren.

Viel Zustimmung in den vier Kommunen

Freude über die Zusammenarbeit äußern auch die Bürgermeister der vier nordschleswigschen Kommunen. „Wir sind mitten in einer positiven Entwicklung, wo Kommune und Region immer mehr ganzheitlich denken. Für den Einzelnen ist es wichtig, dass man nicht bloß von der einen an die andere Kasse geschubst wird. Das Projekt ist ein leuchtendes Beispiel dafür, die Patientin oder den Patienten ins Zentrum zu stellen. Das ist richtig gut“, sagt Tonderns Bürgermeister Jørgen Popp Petersen von der Schleswigschen Partei laut Pressemitteilung.

Der Bürgermeister der Kommune Hadersleben, Mads Skau (Venstre), stimmt zu. „Es freut mich, dass wir mit dem Projekt die Lebensqualität und Sicherheit unter Patientinnen und Patienten mit Hüftproblemen steigern können. Wir hatten bereits eine gute Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Sønderjylland, die nun noch stärker wird.“ Er erwarte, dass durch die gute Zusammenarbeit auch die Zahl der Wiedereinweisungen ins Krankenhaus verringert wird.

Jan Riber Jakobsen (Konservative), Bürgermeister der Kommune Apenrade, betont laut Pressemitteilung die Bedeutsamkeit für die Menschen vor Ort. „Es ist wichtig, dass sich die Bürgerinnen und Bürger nach so einer Behandlung – es sind typischerweise ältere Menschen – so gut wie möglich erholen. Es ist positiv, dass die Mittel hier zu einer optimalen Zusammenarbeit zwischen Krankenhaus und Kommune zum Wohle der Betroffenen beitragen können.“

„Das Allerwichtigste ist, dass die Bürgerinnen und Bürger nun noch besser an die Hand genommen werden, wenn sie unglücklicherweise einen Oberschenkelhalsbruch erleiden. Das passiert mit dem Projekt. Es freut mich sehr, dass wir die Zusammenarbeit im Gesundheitscluster zwischen den vier Kommunen und dem Krankenhaus Sønderjylland angegangen sind. Eine Zusammenarbeit, die ich künftig gerne auf andere Bereiche ausweiten würde, und die den Menschen zugutekommt.“

Projekt läuft zunächst ein Jahr

Das Krankenhaus Sønderjylland wird das Projekt zusammen mit den Kommunen zunächst ein Jahr lang ausprobieren, bevor es erwartungsgemäß in den regulären Alltagsbetrieb übergeht.

Fakten zum Gesundheitscluster Nordschleswig


Der Gesundheitscluster Nordschleswig (Sundhedsklynge Sønderjylland) ist eins von vier Gesundheitsclustern in der Region Süddänemark. Hier arbeiten Kommunen, Krankenhäuser und Praxen von Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner zusammen, die seit dem 1. Juli 2022 um jedes Akutkrankenhaus herum eingerichtet wurden.  

Die Gesundheitscluster arbeiten in erster Linie an Verbesserungen zwischen dem Gesundheitssektor und angrenzenden Sektoren im Einzugsgebiet der Bürgerinnen und Bürger. Dabei geht es um die Koordination zwischen Behandlungs- und Rehabilitationsprogrammen sowohl für den somatischen als auch psychiatrischen Bereich.

Das Gesundheitscluster Nordschleswig ist der Zusammenschluss zwischen dem Krankenhaus Nordschleswig und den vier Kommunen Tondern, Apenrade, Hadersleben und Sonderburg. Die Gesundheitscluster sollen der bereits bestehenden Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Krankenhäusern und Allgemeinmedizin einen zusätzlichen Impuls verleihen.

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