Landwirtschaftlicher Hauptverein

Vorsitzender Kock: Größe ist nicht ausschlaggebend

LHN-Vorsitzender Kock: Größe ist nicht ausschlaggebend

LHN-Vorsitzender Kock: Größe ist nicht ausschlaggebend

Paul Sehstedt
Nordschleswig/Christiansfeld
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Der 49-jährige Biobauer Christian Kock aus Bjerndrup bei Christiansfeld ist neuer Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig. Er will den Dialog mit der Gesellschaft ankurbeln. Foto: Paul Sehstedt

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Das ist für Christian Kock wichtig: Den Dialog mit anderen suchen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Mit zehn Jahren Vorstandsarbeit hat er genügend Rüstzeug für den Spitzenposten gesammelt.

„Die Größe ist nicht ausschlaggebend für den LHN, und wir müssen bereit sein, Umstellungen durchziehen zu können“, erklärt der neue Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN), Christian Kock, in einem Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

Der 49-jährige Biobauer aus Bjerndrup bei Christiansfeld trat Anfang der Woche die Nachfolge von Jørgen Popp Petersen an, der 20 Jahre lang die Geschicke des Vereins geleitet hat. Seit 2016 ist Kock sein Vize – nun hat er das Ruder übernommen.

„Der LHN sollte gerne noch lange bestehen, und wir wünschen uns in der Beratungsstelle in Tingleff Lehrlinge, denn sie sind die beste Arbeitskraft überhaupt, wenn wir sie selbst ausbilden können. Gute Berater sind Mangelware, sie wachsen nicht auf Bäumen.“

Nach Kocks Einschätzung soll der Einsatz aller im LHN sichtbar sein, aber derzeit stehen zu wenig Hände zur Verfügung, um alle Aufgaben lösen zu können.

Die Aufzucht von Kälbern und Färsen gehört auch zum Biobauernhof von Mette und Christian Kock. Foto: Paul Sehstedt

Positives Resultat und Image

Willst du dem LHN ein anderes Image geben?

„Wir müssen ein positives Resultat erwirtschaften, und das ist zunächst die maßgebliche Aufgabe für den Vorstand. Außerdem werden wir unser Augenmerk auf den Naturerhalt, die Biodiversität und das Tierwohl werfen, denn obwohl jeder verantwortliche Landwirt – egal ob Bio oder konventionell – diese Ziele bereits in seinem Berufsbild berücksichtigt, müssen wir uns mit jenen zusammentun, die die gleichen Ziele verfolgen, aber unsere Ansichten nicht verstehen“, sagt Christian Kock.

„Der LHN wird den Dialog suchen, denn dauernd in Opposition zu sein, ist ermüdend. Wir haben dieselbe Zielsetzung, aber das Verständnis für die Bauern muss vermittelt werden.“

Der LHN will also die Landwirtschaft populär machen?

„Die Landwirtschaft steht in einer tiefen Abhängigkeit zur Gesellschaft, und daher sind wir dazu gezwungen, von ihr akzeptiert zu sein. Der LHN ist Teil des Branchenverbandes Landbrug og Fødevarer, und dadurch nehmen wir auch Einfluss auf die Politik“, sagt der neue LHN-Vorsitzende.

Mit modernster IT-Technik kann Christian Kock seinen Betrieb überwachen. Foto: Paul Sehstedt

Kock: „Zeit, zurückzuzahlen“

Weshalb engagierst du dich im LHN?

„Der Verein hat mir viel geholfen, und ich will gerne einen Teil der Hilfe zurückzahlen, indem ich mitarbeite. Im Vorstand bin ich seit 2009, und die fünf Jahre ‚unter‘ Popp waren lehrreich. Das gab mir eine solide Grundlage, und ich bin davon überzeugt, dass ich die neue Aufgabe meistern kann“, meint Kock.

Der LHN hat nicht nur Mitglieder und Kunden aus der Minderheit. Ist das ein Spagat?

„Wir sind deutsch gesinnt, aber alle Landwirte sind bei uns willkommen. Mit gegenseitigem Respekt kommen wir da sehr weit.“

Dritte Generation auf Stenbjerggård

Christian Kock bewirtschaftet in der dritten Generation den Hof Stenbjerggård westlich von Christiansfeld. Als er den Betrieb 2003 übernahm, standen etwa 100 Kühe im Stall, und 76 Hektar Land gehörten dazu.

18 Jahre später werden 500 eigene Milchkühe täglich gemolken und 14 Tonnen Milch an Arla verkauft.

Acht Mitarbeiter aus Dänemark und Rumänien sind angestellt, um außer dem Milchvieh rund 580 Färsen und sechs Stiere zu versorgen. Die eigenen Ländereien sind auf 240 Hektar aufgestockt worden, und hinzu kommt noch ein umfangreiches Pachtland.

Vier Kinder auf dem Hof

Auf Stenbjerggård lebt Christian Kock mit seiner Frau Mette, die als Arzthelferin in Toftlund angestellt ist, und den vier Kindern im Alter von 14 bis 23 Jahren. Der 21-jährige Sohn arbeitet bereits mit auf Stenbjerggård.

Während der Biobauer seinen Milchbetrieb vorzeigt, sprudelt er vor Stolz und Energie. „Die Freude muss bei der Arbeit mit dabei sein“, unterstreicht Christian Kock.

In den modernen Stallungen überwintert das Milchvieh. Erst im April kommen die Tiere wieder auf die Weide. Foto: Paul Sehstedt

Vermittlung begeistert

Was begeistert dich an deinem Beruf?

„Da steht die Vermittlung von Wissen und Erfahrung an meine Kinder und Angestellten ganz im Vordergrund, genau wie mein Papa das für mich getan hat. Die größte Herausforderung sehe ich zurzeit darin, jemanden zu finden, der später den Hof übernehmen will. Die Übernahmekosten sind hoch, und sollte ein branchenfremder Investor sich melden, sehe ich darin kein Problem“, erklärt Christian Kock.

Sein Vorgänger findet diese Entwicklung mit Fremdinvestoren in der Landwirtschaft traurig, weil dadurch auch viel Kultur verloren geht.

Zahlreiche Bauern verpachten Ländereien an Solarparkbetreiber, weil mit hohen Pachten gelockt wird. Kann das zum Problem werden?

„Ich kann keinem Kollegen verdenken, eine Jahreseinnahme von 17.000 Kronen je Hektar einzustreichen. Doch leider werden zu viele gute Böden an der Ostküste einbezogen statt der mageren weiter westlich“, sagt der LHN-Vorsitzende.

Christian Kock

Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig, Christian Kock, ist am 31. Januar 1972 geboren. Er besuchte zunächst den deutschen Kindergarten in Mölby (Mølby) und danach die Deutsche Schule Hadersleben (Haderslev).

Anschließend besuchte er die Handelsschule der Domstadt, bevor er sich ab 1998 an der Landwirtschaftsschule in Gravenstein (Gråsten) zum Landwirt ausbilden ließ. Nebenbei arbeitete er auf verschiedenen Viehhöfen in der Umgebung. 2003 übernahm er Stenbjerggård von seinem Vater Hans Kock.

Christian Kock ist LHN-Vorstandsmitglied seit 2011 und dessen zweiter Vorsitzender seit 2016. Im März 2021 übernahm er den Vorsitz nach Jørgen Popp Petersen.

 

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