Zugezogene

Mit offenen Armen auf Zuzüglerinnen und Zuzügler zugehen

Mit offenen Armen auf Zuzüglerinnen und Zuzügler zugehen

Mit offenen Armen auf Zuzüglerinnen und Zuzügler zugehen

Apenrade/Aabenraa
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Büchereidirektorin Claudia Knauer hat in diesem Jahr bereits rund 200 Willkommenstüten ausgegeben. Foto: Nils Baum

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Seit Beginn dieses Jahres hat Büchereidirektorin Claudia Knauer gemeinsam mit ihrem Team rund 200 Willkommenstaschen gepackt. In dem Stoffbeutel finden sich Informationen über das vielfältige Angebot der deutschen Minderheit. Auf diese Weise sollen Zuzüglerinnen und Zuzügler gut abgeholt werden und sich einen ersten Überblick verschaffen können.

Als Claudia Knauer im Herbst 1996 von Deutschland nach Nordschleswig zog, wusste sie so gut wie nichts über die deutsche Minderheit. Heute ist sie die Initiatorin für die Willkommenstasche, mit der Zuzüglerinnen und Zuzügler, die von Deutschland nach Nordschleswig ziehen, ein erster Überblick über die zahlreichen Angebote der deutschen Volksgruppe gegeben werden soll.

Claudia Knauer

Claudia Knauer, seit 2015 Büchereidirektorin, davor stellevertretende Chefredakteurin beim „Nordschleswiger“. Kam im Herbst 1996 selbst als Zuzüglerin aus Deutschland nach Nordschleswig.

Alles Wichtige drin

„Die Idee für eine Willkommenstasche hing schon lange im Raum, und vor einiger Zeit habe ich sie endlich aufgegriffen“, sagt Claudia Knauer.

Sie steht an ihrem Besprechungstisch in der Zentrale der Deutschen Bücherei in Apenrade, vor ihr liegt eine weiße Stofftasche mit dem Nordschleswig-Logo, aus der eine ganze Reihe an Broschüren herauslugt.

„In dieser Tasche haben wir alle Informationen gesammelt, und ich denke, damit werden die Zuzüglerinnen und Zuzügler richtig gut abgeholt“, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Schließlich sei dort eigentlich alles drin, was wissenswert und nützlich für Menschen sei, die Nordschleswig seit Kurzem ihre Heimat nennen können.

In einer Serie beleuchtet der „Der Nordschleswiger“, wie Zugezogene das Angebot der deutschen Minderheit sehen und was die Minderheitenorganisationen selbst machen können, um mehr Zuzüglerinnen und Zuzügler als aktive Mitglieder zu gewinnen.

Gute Unterstützung

Entstanden ist die Idee in der Geschäftsführerrunde, in der Vertreterinnen und Vertreter des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) zusammenkommen und für die Organisation der deutschen Minderheit wichtige Entscheidungen treffen. Ausgangspunkt war die Feststellung, dass immer mehr Deutsche nach Nordschleswig kommen und die Frage, wie sie am besten erfahren können, dass es die Minderheit gibt und wie vielfältig ihr Angebot ist.

Der Idee für eine Willkommenstasche konnten sich viele anschließen, und Claudia Knauer übernahm anschließend auch die Initiative zur Umsetzung.

„Da ich es für wichtig halte, habe ich dann gesagt, ich mache es. Die erste Runde der Willkommenstüten habe ich auch aus meinem Haushalt finanziert, weil ich es für so wichtig halte, auf die Bücherei aufmerksam zu machen. Aber ich habe auch ganz viele andere Vereine und Verbände mit ins Boot holen können. Und da muss ich sagen, haben sie alle super mitgezogen“, lobt Claudia Knauer die Bereitschaft der Minderheitenorganisationen.

Nicht nur Informationsbroschüren

Neben zahlreichen Informationsbroschüren haben einige Vereine auch Give-Aways mitgeschickt, zudem gibt es einen schönen Jahreskalender vom Sozialdienst Nordschleswig. Wer die Informationen gerne elektronisch möchte, findet sie zudem auf einem beigefügten USB-Stick.

Eine Mitarbeiterin der deutschen Bücherei packt die Taschen, und inzwischen hat die Bücherei auch Projektgelder dafür bekommen. Seit Beginn des Jahres sind so an die 200 Willkommenstaschen zusammengekommen.

„Der Nordschleswiger“ hat in dieser Woche täglich einen neuen Artikel zum Thema „Zugezogene“ veröffentlicht.

„Schön, dass Ihr da seid. Herzlich willkommen in Nordschleswig“, heißt es auf dem Übersichtszettel, der den Inhalt der Willkommenstüte auflistet. In ihr finden sich Broschüren zu zahlreichen Vereinen der deutschen Minderheit. Foto: Nils Baum

„Wollen niemanden zwangsverpflichten“

Und wie bekommen die Leute zu wissen, dass es eine solche Willkommenstasche überhaupt gibt?

„Wir geben sie an all die Stellen, an denen Zuzüglerinnen und Zuzügler möglicherweise andocken können. Also an die Schulen, die Kindergärten, den Sozialdienst, die Nordschleswigsche Gemeinde und selbstverständlich unsere Büchereien“, erläutert Claudia Knauer.

Wenn sich jemand in der Bücherei neu anmeldet, gibt es inzwischen die obligatorische Frage, ob die Person Zuzüglerin oder Zuzügler ist und bereits eine Willkommenstasche bekommen hat. Und wer sein Kind an einer der Schulen der deutschen Minderheit anmeldet, sollte ebenfalls gerne eine Tasche erhalten.

Klar könne man sich die Informationen auch alle selbst heraussuchen, sagt Claudia Knauer. „Aber man kann auch mit offenen Armen auf Zuzüglerinnen und Zuzügler zugehen und sagen ‚Seid willkommen‘. Wir wollen hier niemanden zwangsverpflichten, aber wir möchten unsere Angebote offenlegen.“

Eine Willkommenstasche ist etwas persönlicheres

Und das kommt nach den Erfahrungen der Büchereidirektorin enorm gut an. Alle, die die Willkommenstasche benutzen, würden sich darüber freuen. Deswegen sieht Claudia Knauer die Idee, Informationen auf analogem Wege zu verbreiten, auch nicht im Widerspruch zu den Möglichkeiten, sich online zu informieren.

„Die Website bdn.dk die ist überschaubar gut, aber deswegen wird ja auch an einer neuen gearbeitet. Doch ein Portal sagt nicht so herzlich willkommen, wie wir das mit dieser Tasche tun. Also etwas Physisches, wo wir dem Menschen, wenn er sie sich abholt, in die Augen gucken und sagen können ‚Schön, dass du da bist‘. Und deswegen glaube ich, dass so eine Tasche immer noch einen kleinen Tick schwerer wiegt“, ist sich Claudia Knauer sicher.

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