Soziales
Hilfe für Diabeteskranke hängt von Postleitzahl ab – Schlusslicht Apenrade
Hilfe für Diabeteskranke hängt von Postleitzahl ab
Hilfe für Diabeteskranke hängt von Postleitzahl ab

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Ob eine Diabeteskranke oder ein Diabeteskranker einen Mess-Sensor genehmigt bekommt, hängt in Dänemark davon ab, in welcher Kommune man lebt. Wer in der Kommune Apenrade wohnt, hat dabei schlechte Karten.
Wer an Diabetes Typ 1 erkrankt ist, weiß jede kleine Hilfe zu schätzen. Täglich müssen diese Menschen nämlich mehrfach den Glukosewert im Blut messen. Das geschieht, indem man mit einer kleinen Nadel in die Fingerkuppe sticht und ein Messgerät mit einem Tropfen Blut füllt. Ist der Zuckerwert zu hoch, muss Insulin gespritzt werden.
Einfache Hilfe möglich
Doch es geht einfacher. Es gibt seit einigen Jahren Sensoren, die fest am Oberarm sitzen und die Zuckerwerte per App direkt an das Handy übertragen können. Das spart Zeit und Schmerzen und ist zudem für die Menschen weniger aufwendig. Der Sensor verbessert damit nicht nur die Lebensqualität, sondern hilft auch, eine schwere Unterzuckerung frühzeitig aufzudecken, schnell darauf zu reagieren und einen Krankenhausaufenthalt zu vermeiden.
Genehmigung mit großen kommunalen Unterschieden
Wie sich kürzlich herausstellte, gibt es dabei extrem große kommunale Unterschiede bei der Vergabe dieser Sensoren. „Es ist ein Postleitzahlenlotto“, erklärte Claus Richter, der Vorsitzende des dänischen Diabetesvereins „Diabetesforeningen“. Der Verein hatte bei den Kommunen Akteneinsicht erlangt und festgestellt, dass es landesweit große Unterschiede bei der Bewilligung solcher Sensoren gibt.
Die Kommune Apenrade gehört mit 2 Prozent der bewilligten Sensoren zu den Schlusslichtern. In der Kommune Hadersleben (Haderslev) sind es 5 Prozent, in Sonderburg (Sønderborg) 36 Prozent und in Tondern (Tønder) 16 Prozent.
„Unakzeptabel“, nennt Richter das unterschiedliche Agieren und fordert die Politik auf, zu reagieren.

Keine einheitlichen Richtlinien
Doch wo entsteht diese Ungleichbehandlung der Diabetes-1-Erkrankten? Die Glukosesensoren können von der Kommune oder von der Region bewilligt werden. Die Region bewilligt solche Geräte, wenn Patientinnen oder Patienten mit stark schwankendem Blutzucker behandelt werden. Die Kommune dagegen ist zuständig, wenn der Wert relativ stabil ist.
Entscheidet die Kommune, gilt der Zuckersensor nicht als Behandlungsmittel, sondern nur als Hilfsmittel. Bei der Genehmigung ist dann nicht Fachpersonal zuständig, sondern das Amt. Hier entstehen die Unterschiede, denn während einige Kommunen bei der Vergabe freizügiger sind, sparen andere Kommunen. Es gibt jedoch keine einheitlichen Richtlinien.
Der Diabetesverein hat inzwischen eine Unterschriftensammlung gestartet, um das zu ändern, sodass jeder Mensch, der täglich mehrmals Insulin benötigt, mit einem Zuckersensor ausgestattet wird.
Thema auf höchster Ebene angekommen
Auch im Folketing in Kopenhagen ist der Hilferuf inzwischen angekommen. Einige Politiker, darunter Per Larsen, der Gesundheitssprecher der Konservativen, setzen sich dafür ein, dass „es eine einheitliche und durchdachte Struktur im Gesundheitswesen geben muss“, wie er gegenüber „Avisen Danmark“ sagte. Auch die Gesundheitsministerin Sophie Løhde (Venstre) stimmt dem zu. Sie sagte zu der Zeitung: „Ungeachtet, wo man in Dänemark lebt, sollte man die Hilfe und Unterstützung bekommen, auf die man das Recht hat. Viele mit Diabetes können von dem Glukosemessgerät profitieren, da es bei der Kontrolle der Krankheit hilft.“
Der Diabetesverein sammelt derweil weiter Unterschriften, damit es bald eine endgültige Lösung gibt. 11.521 Unterschriften (Stand: 21. März 2023) wurden inzwischen gesammelt.
Seit dem vergangenen Jahr ist es für Patientinnen und Patienten möglich, Glukosesensoren selbst zu kaufen, wenn sie von der Kommune nicht genehmigt wurden. Ein Sensor kostet etwa 600 Kronen und kann 14 Tage benutzt werden.
Etwa 350.000 Menschen in Dänemark haben die Diagnose Diabetes; knapp 89 Prozent leiden an Typ 2 und 9 Prozent an Typ 1.