Sønderjylland-Schleswig

25 Jahre Region: Mit Geduld zur Erfolgsgeschichte

25 Jahre Region: Mit Geduld zur Erfolgsgeschichte

25 Jahre Region: Mit Geduld zur Erfolgsgeschichte

Nordschleswig/Südschleswig
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Bei der Minitalkshow kamen unter anderem die Bürgermeister Jørgen Popp Petersen aus Tondern und Erik Lauritsen aus Sonderburg zu Wort. Foto: Tim Riediger, Regionskontor Sønderjylland-Schleswig

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Um Ergebnisse in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zu erreichen, brauchte es Zeit und Geduld. Was sonst noch dazugehört, war beim 25-jährigen Jubiläum der Region Sønderjylland-Schleswig zu hören.

Die grenzüberschreitende Region Sønderjylland-Schleswig feierte sich am Freitag im Schloss Gottorf selbst. 25 Jahre gibt es inzwischen die regionale Zusammenarbeit in der deutsch-dänischen Grenzregion. Dabei gab es in den Anfangsjahren jede Menge Gegenwind – nicht nur im EU-skeptischen Dänemark.

Die Dänen taten sich allerdings am schwersten, als die Region 1997 aus der Taufe gehoben wurde. Viele wollten „ihre“ Grenze bewahren und glaubten nicht an eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit dem mächtigen Deutschland. Die nordschleswigsche Protestbewegung rief zu Demonstrationen auf, und bildeten eine Menschenkette an den Grenzübergängen. Andere waren nicht so friedlich: Sie stachen Messer in die Autoreifen des damaligen und heute verstorbenen Amtsbürgermeisters Kresten Philipsen, der auch bedroht wurde.

Vater des Erfolges

Kresten Philipsen gehörte damals auf dänischer Seite zu den absoluten Antreibern des Regions-Gedanken und wird heute noch auf beiden Seiten als Vater des Erfolges bezeichnet.

Im Nachhinein habe einige Gegner von damals auch einräumen müssen, dass sich ihre Untergangsszenarien nicht bewahrheitet haben. Im Gegenteil: Mit der Zeit und mit viel Geduld, ist die Region Sønderjylland-Schleswig eine Erfolgsgeschichte geworden – ohne dabei nur annähernd das gesamte Potenzial auszuschöpfen, so der Tenor im Schloss Gottorf.

„Die Zeiten haben sich geändert. Die Furcht von damals gibt es nicht mehr“, freute sich der zweite Vorsitzende der Region Sønderjylland-Schleswig, der Venstre-Politiker aus der Kommune Apenrade (Aabenraa), Jens Wistoft.

Man habe sich ständig den aktuellen Begebenheiten anpassen müssen, und dies sei weiterhin der Fall, so Wistoft. Heute seien der deutsch-dänische Arbeitsmarkt, grenzüberschreitende Kultur, die Sprachen des Grenzlandes sowie die Pendler-Beratung die wichtigsten Säulen der Arbeit.

„Ob das so bleibt, ist ungewiss“, so Jens Wistoft. „Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit entwickelt sich ständig.“

Die Pendler-Beratung war bereits vor der Regionsbildung von Gösta Toft angeschoben worden. Der Apenrader, der bei der deutschen Minderheit unter anderem Sekretär der Schleswigschen Partei und Vorsitzender des Sozialdienstes war, war ebenso bei dem Jubiläum mit dabei wie auch Büchereidirektorin Claudia Knauer, BDN-Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen und BDN-Generalsekretär Uwe Jessen.

Grenzregion als Paradebeispiel

Die Region Sønderjylland Schleswig sei ein Paradebeispiel, wie man Menschen auf beiden Seiten der Grenze zusammenbringt, meinte Landrat Wolfgang Buschmann, vom Kreis Schleswig-Flensburg, während der dänische Generalkonsul in Flensburg, Kim Andersen, von 25 Jahren mit „Versöhnung und Fortschritt“ in der Grenzregion sprach.

Durch die deutsch-dänische Freundschaftsabsprache von 2021 und dem Aktionsplan der dänischen und deutschen Regierungen im Sommer 2022 gebe es nun noch engere Verbindungen zwischen Deutschland und Dänemark, freute sich Andersen.

Stimmen zur Region Sønderjylland-Schleswig in der Minitalkshow. Foto: Tim Riediger, Regionskontor Sønderjylland-Schleswig

Ein gutes Verhältnis zwischen Mehrheiten und Minderheiten sei heute keine Selbstverständlichkeit, meinte die Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack vom Land Schleswig-Holstein. Die Region Sønderjylland-Schleswig sei ein wichtiger Partner in der deutsch-dänischen Zusammenarbeit.

Enttäuschung im Grenzland

Die neue Beauftragte für die deutsche Minderheit und Grenzland-Kontakte an der deutschen Botschaft in Kopenhagen, Andrea Berdesinski, wies, genauso wie Karl-Heinz Lambertz von der Arbeitsgemeinschaft europäischer Grenzregionen, auf die berechtigte Enttäuschung des deutsch-dänischen Grenzlandes hin, dass es im vergangenen Jahr nicht gelungen sei, bei der Unesco den Status als immaterielles Kulturerbe zu erreichen.

In anschließenden Minitalkshows betonte das frühere Amtsratsmitglied Jens Andresen die Wichtigkeit der deutsch-dänischen Zusammenarbeit für den Landesteil Nordschleswig, unter anderem durch die Zusammenarbeit im Krankenhausbereich.

Außerdem habe der grenzüberschreitende Rettungshubschrauber – ein Vorschlag des damaligen Amtsratsmitgliedes und heutigem Hauptvorsitzenden des Bundes Deutscher Nordschleswiger,  Hinrich Jürgensen – eine Vorreiterrolle für ganz Dänemark gehabt. Man habe die Augen geöffnet bekommen, welchen Nutzen Rettungshubschrauber auch in einem kleinen Land wie Dänemark hätten.

Schnack: „Friedliches Miteinander“

Die frühere Minderheitenbeauftragte, Renate Schnack, sagte, mit der Region habe man einen Brückenpfeiler für eine friedliche Existenz zwischen Mehrheiten und Minderheiten im Grenzland geschaffen.

„Ich würde mit nur wünschen, dass Berlin, Kopenhagen und Brüssel mehr Einsatz für unsere Region zeigen würden“, so Schnack.

Der Deutsch-Belgier Lambertz bezeichnete das deutsch-dänische Grenzland als eine faszinierende Geschichte, in der die Minderheiten ein Reichtum der Region seien.

„Grenzhindernisse abbauen ist schwierig, weil es nicht nur territoriale Grenzen sind, sondern oft auch Grenzen in den Köpfen der Menschen. Manchmal ist die Gesetzgebung der jeweiligen Länder nicht kompatibel, aber damit muss man klarkommen und trotzdem etwas erreichen“, so Lambertz in einer Festansprache.

Zusammenarbeit geht weiter

In einer zweiten Minitalkshow kamen auch Sonderburgs Bürgermeister Erik Lauritsen (Soz.) und Tonderns Bürgermeister Jørgen Popp Petersen von der Schleswigschen Partei zu Worte.

Lauritsen wünscht sich mehr Zusammenarbeit in der deutsch-dänischen Wirtschaft, machte aber darauf aufmerksam, dass die Umwelt Geduld aufbringen muss. „Es dauert einfach seine Zeit, um Ergebnisse zu erreichen”, so Sonderburgs Bürgermeister.

Jørgen Popp Petersen wünschte sich dagegen noch mehr Tempo in der Kulturarbeit, damit die jungen Leute die Grenzregion als dynamische Region erkennen und zurückkommen. Ein wenig mehr Aufmerksamkeit wünschte er sich aus Kopenhagen und Berlin. „Wir laufen manchmal mit dem Kopf gegen die Wand, weil wir übersehen werden“, sagte Popp und bekam dafür Beifall.

Keine schnellen Lösungen

Der Leiter des Regionskontors, Peter Hansen, der für seine Arbeit und die Leistung seines Teams mehrfach Lob erntete, traf schließlich den Nagel auf den Kopf, als er sagte: „Europa ist nicht einfach –grenzüberschreitend geht nicht einfach in zwei Minuten.“

Oder wie es der frühere Regionsvorsitzende Hans-Philip Tietje formulierte: „Die Zahnräder des Grenzlandes passen nicht immer zusammen.“

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