Gesundheitswesen

Mit über 80 Dialysepatientin – so kommt Emmy damit klar

Mit über 80 Dialysepatientin – so kommt Emmy klar

Mit über 80 Dialysepatientin – so kommt Emmy klar

Tingleff/Tinglev
Zuletzt aktualisiert um:
Emmy Petersen bei der Dialyse im Sonderburger Krankenhaus Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Nieren wollten auf einmal nicht mehr richtig funktionieren. Für Ruheständlerin Emmy Petersen aus Tingleff bedeutete das vor einigen Jahren, Dialysepatientin zu werden. Dreimal die Woche fährt sie zum Blut reinigen nach Sonderburg. Mit dem Aufwand und der Alltagsunterbrechung hat sich die umtriebige und rüstige Dame arrangiert.

„Als Dres (Ehemann, red. Anm.) gestorben war, fühlte ich mich müde und schlapp. Ich ging davon aus, dass ich nicht ausreichend zur Ruhe gekommen war und machte mir lange nichts daraus“, so Emmy Petersen in ihrer Stube am Kirkevej in Tingleff.

Sie erinnert sich noch gut an ihre Verfassung, nachdem ihr Mann 2016 verstorben war. Als es mit der Zeit einfach nicht besser wurde, „ließ ich mich untersuchen und mir eine Blutprobe entnehmen. Es stellte sich schließlich heraus, dass die Nieren nicht richtig funktionieren. Ich wurde zur Dialysepatientin“, so die 84-Jährige zum ärztlichen Befund vor etwa vier Jahren.

Feste Kalendereinträge

Ihr Leben mit vielen Interessen und Freizeitaktivitäten änderte sich schlagartig. Montags, mittwochs und freitags begibt sie sich in die Dialyseabteilung des Krankenhauses in Sonderburg (Sønderborg), um ihr Blut durch das besondere Verfahren reinigen zu lassen. Dieses Bereinigen von schädlichen Inhaltsstoffen erledigen normalerweise die Nieren.

Seit rund vier Jahren ist Emmy Petersen aus Tingleff Dialysepatientin. Sie hat sich nach eigenen Worten recht gut damit arrangiert. Foto: Karin Riggelsen

Drei Stunden dauert bei ihr die Prozedur am speziellen Gerät. Hin- und Rückfahrt eingerechnet, gehen an Emmys Dialyse-Tagen die Vormittage drauf.

„Ich fahre in der Regel früh morgens mit ,Flekstrafik’-Taxi oder auch mal mit eigenem Wagen zum Krankenhaus“, berichtet Emmy, die die Dialyse bislang ohne nennenswerte Probleme verkraftet, wie sie sagt.

Obwohl sie als Ruheständlerin eigentlich viel Zeit hat, hätte sie für die Vormittage durchaus Verwendung.

Nicht einschränken lassen

Emmy Petersen ist als aktive Frau mit vielen Interessen und Kontakten bekannt, die den Alltag zu füllen weiß. „Einiges habe ich wegen der Dialyse leider einstellen müssen, wie das wöchentliche Schwimmen. Vieles andere kann ich aber nach wie vor machen, und das will ich auch. Es ist immer noch viel möglich“, so die lebensfrohe Dame, die nach wie vor auch Sachspenden für hilfsbedürftige Menschen in Osteuropa sammelt.

Sogar Verreisen wäre in Abstimmung mit der Gesundheitsbehörde möglich, erwähnt die Tinglefferin. „Am Aufenthaltsort muss es allerdings ein Krankenhaus mit Dialyseabteilung geben.“

Einiges habe ich wegen der Dialyse leider einstellen müssen, wie das wöchentliche Schwimmen. Vieles andere kann ich aber nach wie vor machen, und das will ich auch.

Emmy Petersen

Anfangs konnte Emmy die Dialyse mithilfe eines besonderen Verfahrens (Peritonealdialyse) noch in den eigenen vier Wänden durchführen. Daran war ihr viel gelegen. „Ich habe wegen Behandlungen meines Mannes viel Zeit im Krankenhaus verbracht. Das wollte ich nicht so gern wieder erleben“, so die 84-Jährige.

Das Krankenhaus für die Dialyse blieb ihr aber nicht erspart.

Komplikationen

„Für das System zu Hause wurde bei mir ein Schlauch im Bauchbereich einoperiert. Bedauerlicherweise traten ständig Entzündungen auf. Der Schlauch wurde schließlich wieder entfernt und dann das herkömmliche Dialyseverfahren im Krankenhaus gewählt“, berichtet die Tingefferin, die sich letztlich damit abgefunden hat, wie sie sagt.

Emmy Petersen mit Katheter in ihrem Zuhause am Tingleffer Kirkevej Foto: kjt

Statt Zuhause muss sie sich nun dreimal die Woche nach Sonderburg begeben, wo sie an das Dialysegerät angeschlossen wird. Es sei Routine geworden.

„Wir sind vier Frauen im Zimmer. Man kann lesen, fernsehen, mit dem Handy herumhantieren oder auch schlafen. Das entscheidet man selbst. Wir werden zudem gut vom Personal mit Getränken und Snacks versorgt. Die Dialyse merkt man nicht und ich habe danach bislang nie Probleme gehabt“, erzählt Emmy Petersen.

Unschöner Beginn

Es hatte allerdings eine Ausnahme zu Beginn der Behandlungen geben. „Mir war bei der Dialyse unwohl und ich hatte Kreislaufprobleme. Ich dachte, dass es nichts Außergewöhnliches ist und der Körper sich an die Dialyse gewöhnen muss. Es zeigte sich dann aber, dass ich eine Substanz nicht vertrage. Sie wurde gegen ein anderes Mittel ausgetauscht und seitdem habe ich keine Beschwerden mehr“, so die Tinglefferin.

Emmy Petersen, hier mit Krankenschwester Cecilie K. Knudsen, fühlt sich bei den Dialyseaufenthalten im Sonderburger Krankenhaus gut aufgehoben. „Die sind hier immer so lieb", sagt Emmy. Foto: Karin Riggelsen

Manchmal sei sie schon genervt, wenn sie wieder zur Dialyse muss. Sie fühle sich gebunden, habe sich letztlich aber gut darauf eingestellt. Ihre Blutwerte seien ganz okay und darauf komme es ja schließlich an, sagt die rüstige Frau.

Es hätte sie ja auch schlimmer treffen können.

„Eine der Frauen im Dialysezimmer ist Mitte 30 und  mehrfache Mutter. Für sie ist es sicherlich eine ganz andere Belastung. Wenn ich von der Dialyse nach Hause komme, kann ich die Tür schließen und habe meine Ruhe“, so Emmy Petersen, mit anderen und vor allem jüngeren Dialysepatienten und -patientinnen mitfühlend.

Wohl keine neue Niere

Die Rückmeldung, dass sie für eine Nierentransplantation aus Altersgründen eher nicht infrage kommt, habe sie zunächst verärgert.

Nicht dass sie jüngeren Menschen vorgezogen werden wolle, aber die Einstufung in „zu alt“ fand sie dann doch sehr uncharmant, so Emmy Petersen, die es mittlerweile mit einem Lachen nimmt.

Manchmal kann es ganz schön nervig sein mit der Dialyse-Apparatur. Emmy Petersen lässt sich davon aber nicht unterkriegen. Foto: Karin Riggelsen

Wenn ihr Gesundheitszustand mit Dialyse weiter so stabil bleibt, dann könne sie buchstäblich damit leben, wenn andere, in der Regel viel Jüngere für eine Organtransplantation in Betracht gezogen werden. Erst recht, wenn bei ihnen die Dialyse das Nierenversagen nicht mehr so gut auffangen kann oder es andere Komplikationen gibt, so die Tinglefferin.

Solange ihr es so gut geht, wie jetzt, denke sie nicht an ein neues Organ.

Die Dialyse sorgt allerdings nicht allein für bessere Blutwerte.

Ernährung anpassen

„Man muss bei der Ernährung vieles beachten“, erwähnt Emmy Petersen.

Auch sie habe Essen und Trinken umstellen müssen. „Weniger Fleisch, am besten gar kein rohes Fleisch, nicht zu viel Obst sowie möglichst wenig Milch, Käse und Salz. Das ist unter anderem wichtig“, erzählt die 84-Jährige.

„Auch zu viel Weißbrot ist nicht gut und Alkohol ebenfalls nicht. Ich komme damit aber gut klar. Wenn ich bei einer Feier bin, dann trinke ich schon mal ein, zwei Gläschen Wein. Das geht schon.“

Emmy Petersen musste die Ernährung umstellen, weshalb sie ihren Kühlschrank entsprechend befüllt hat. Foto: kjt

Der Kühlschrank von Emmy Petersen ist mit verschiedenen Tupperdosen prall gefüllt und auf die umgestellte Ernährung angepasst. „Verhungern werde ich schon nicht“, sagt die Tinglefferin mit einem Lachen.

Wenn sie wieder bei der Dialyse in Sonderburg ist, muss sie sich über den Speiseplan weniger Gedanken machen. Dann wird ihr gesunde Dialysekost auf Kosten des Hauses gebracht.

Bekanntes Phänomen

Laut Statistik der Organisation „Dansk Nefrologisk Selskab“ haben 2021 landesweit 2.605 Menschen Dialysebehandlungen erhalten. 632 waren neu hinzugekommen.

Im selben Jahr haben 208 Patientinnen und Patienten erstmals eine Niere transplantiert bekommen. Der Wert entspricht in etwa den Zahlen in den zurückliegenden fünf Jahren. 2021 waren 3.220 Menschen mit transplantierter Niere registriert.

Was ist eine Dialyse?

Die Dialyse ist ein Blutreinigungsverfahren, das die lebenswichtigen Funktionen der Nieren übernimmt. Deshalb spricht man auch von einer Nierenersatztherapie. Bei der künstlichen Blutwäsche werden überschüssiges Wasser und Giftstoffe – die sogenannten harnpflichtigen Substanzen – aus dem Körper abgeleitet. Die Blutwäsche ist neben der Nierentransplantation die wichtigste Nierenersatztherapie bei chronischem Nierenversagen. Man unterscheidet zwei Dialyse-Techniken:

  • Bei der Hämodialyse filtert ein Gerät (künstliche Niere) das Blut außerhalb des Körpers.
  • Bei der Peritonealdialyse wird das Bauchfell (Peritoneum) als natürliche Dialysemembran benutzt.

Peritonealdialyse 

Um die Giftstoffe aus dem Körper herauszufiltern, wird das eigene Bauchfell als natürliche Filtermembran verwendet. Dazu wird in regelmäßigen Abständen die Dialyselösung (Dialysat) über einen in die Bauchhaut eingesetzten Katheter in die Bauchhöhle eingefüllt. Nach vier bis sechs Stunden ist die Lösung mit den Substanzen, die entfernt werden sollen, angereichert. Dann wird sie über den Katheter aus der Bauchhöhle abgelassen und durch frische Lösung ersetzt. Da die Entgiftung und der Flüssigkeitsentzug langsam und stetig erfolgen, ist die Bauchfelldialyse ein schonendes Verfahren.

Quelle: https://www.nierenstiftung.de

 

Mehr lesen