Deutsche Minderheit

Begegnungsstätten: Sind die Betriebsausgaben noch zu stemmen?

Begegnungsstätten: Sind die Betriebskosten zu stemmen?

Begegnungsstätten: Sind die Betriebskosten zu stemmen?

Jündewatt/Jyndevad
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Rolf Pfeifer vor dem Deutschen Haus Jündewatt Foto: Karin Riggelsen

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Das Deutsche Haus Jündewatt hat die Energiekrise mit gestiegenen Stromkosten deutlich zu spüren bekommen. Panik ist noch nicht ausgebrochen, der Trägerverein macht sich aber Sorgen. Auch die in eine Begegnungsstätte umfunktionierte ehemalige deutsche Schule in Uk stellen die Betriebskosten vor Herausforderungen.

Es war ein willkommener Zuschuss für 2022, den die Schleswigsche Partei unter Federführung von Fraktionssprecher Erwin Andresen zugunsten der deutschen Versammlungsstätten in der Kommune Apenrade (Aabenraa) erreichen konnte.

30.000 Kronen wurden im kommunalen Haushalt  für das Deutsche Haus Jündewatt und für die ehemalige deutsche Schule in Uk verankert. Das Schul- und Kindergartengebäude in Uk ist seit vielen Jahren Treff- und Sammelpunkt des BDN-Ortsvereins (Bund Deutscher Nordschleswiger).

Rund 17.000 Kronen gingen nach Jündewatt, der Rest an die Uker Begegnungsstätte.

„Den Sonderzuschuss haben wir sehr gern mitgenommen“, sagt Rolf Pfeifer, Vorsitzender des Trägervereins Deutsches Haus Jündewatt.

Er kennt die finanzielle Ausgangslage des Hauses nur zu gut. Sie ist angespannt, und da helfe jede „Mark“.

Da kommt einiges zusammen: Rolf Pfeifer mit abgehefteten Betriebsausgaben Foto: Karin Riggelsen

Am Donnerstag, 12. Januar, wird die Lage des Hauses bei der Generalversammlung ab 19 Uhr Thema sein. Zeitgleich finden in der Jündewatter Begegnungsstätte auch die Hauptversammlungen des Ringreitervereins sowie des BDN Renz-Jündewatt statt.

Temperatur gesenkt

Im Kielwasser der Energiekrise und einem damit verbundenen Preisanstieg schätzt Rolf Pfeifer die jährlichen Stromkosten des Jündewatter Versammlungshauses auf mindestens 40.000 Kronen.

Die Einrichtung wird mit vier Wärmepumpen geheizt. Gas- oder Ölkosten gibt es zum Glück nicht, die Pumpen benötigen aber relativ viel Strom.

„Wir achten darauf, dass die Temperatur auf 16 Grad gesenkt wird, wenn das Haus nicht genutzt wird und drehen erst auf, wenn etwas stattfindet. Ganz ausschalten können wir die Wärmepumpen allerdings nicht, da es dann zu feucht wird und sich Schimmel bildet“, so Pfeifer.

Der Blick auf den Stromzähler ist nicht gerade ein Vergnügen. Foto: Karin Riggelsen

Gestiegen sind auch Versicherungs- und andere Nebenkosten. Die gesamten jährlichen Betriebsausgaben schätzt Rolf Pfeifer auf rund 80.000 Kronen – mindestens.

„Das muss man erst einmal auffangen“, so der Vorsitzende mit einem leichten Seufzer. Mehr denn je setzt der Verein auf die Vermietung des Hauses für Privatfeiern wie Konfirmationen, Ehejubiläen und Geburtstage.

Saalmiete angehoben

„Angesichts der gestiegenen Kosten haben wir die Saalmiete um 500 Kronen erhöht. Sie beträgt nun 2.500 Kronen“, erwähnt Rolf Pfeifer.

Zehn- bis zwölfmal im Jahr werde das Haus privat gemietet. Es wäre schön, wenn es trotz der Preissteigerung noch mehr werden, ergänzt Pfeifer.

Als Einnahmequellen kommen Veranstaltungen und Sitzungen der deutschen Gemeinschaft hinzu, bei denen eine Art Nutzungsgebühr erhoben wird. „Das sind aber kleinere Beträge, und Kaffee ist dann immer mit drin. Wir haben aber auch hier etwas erhöht“, so Pfeifer.

Einnahmen kann der Verein zudem über den Getränkeverkauf bei größeren Veranstaltungen wie Frühlingsfest oder Haxenessen generieren. Der Gewinn sei allerdings überschaubar, bemerkt Pfeifer.

„Entscheidend ist immer, dass möglichst viele kommen“, so Pfeifer mit dem Appell, Veranstaltungen und damit zugleich das Haus zu unterstützen.

„Das Haus soll ja weiterhin für die deutschen Vereine da sein und auch genutzt werden“, so Pfeifer zur Zielsetzung des Trägervereins.

Keine großen Sprünge

Große Sprünge könne man nicht machen. Es bleibe zu hoffen, dass nicht unvorhersehbare große Reparatur- oder Sanierungsmaßnahmen erforderlich werden. „Hohe Ausgaben können wir momentan nicht tätigen. Vieles erledigen wir in Eigenleistung.“

Das Haus soll ja weiterhin für die deutschen Vereine da sein und auch genutzt werden.

Rolf Pfeifer

Der Verein sei ständig auf der Suche nach Zuschüssen. Eine Wohltat war ein Energie-Sonderzuschuss des Bundes Deutscher Nordschleswiger in Höhe von 10.000 Kronen.

„Dafür hatte sich die Geschäftsleitung des BDN im vergangenen Jahr starkgemacht, und wir sind dafür sehr dankbar“, so Pfeifer mit Anerkennung in Richtung BDN-Führung, die Möglichkeiten für eine Sonderzuwendung zugunsten der Begegnungsstätten in der Minderheiten ausgelotet hatte.

Wohl wissend, dass steigende Betriebskosten sämtliche Einrichtungen der Volksgruppe belasten, hoffe er, dass Versammlungsstätten wie das Jündewatter Haus auch für dieses Jahr einen Sonderzuschuss erhalten.

„Es würde schon helfen.“

Zusätzliche Mieteinnahmen

Über die Runden kommt das Haus auch dank der Mietwohnung im ersten Stock. Gut und gern 20.000 Kronen im Jahr können auf der Habenseite verbucht werden. Auf diese Einnahmen würde man ungern verzichten.

Als Win-win-Situation bezeichnet es Rolf Pfeifer, dass der Mieter sich mit um das Haus kümmert und sich sogar bereit erklärt hat, in den Vorstand einzutreten.

„Das ist optimal, weil er immer hier ist und sich gern handwerklich einbringt“, erwähnt Rolf Pfeifer.

Ähnliche Ausgangslage in Uk

Uk hat mit den gleichen Preisanstiegen zu kämpfen, wie Erwin Andresen bestätigt. Er ist als Lokalmatador und ehemaliger Schüler eine der treibenden Kräfte der ehemaligen Uker Schule. Seine Frau ist BDN-Ortsvereinsvorsitzende und gehört dem Kreis der „Schirmherren“ ebenfalls an.

In Uk sind nicht nur steigende Stromkosten ein Problem. „Geheizt wird mit Gas, und hier gibt es ja auch Preisanstiege“, so Erwin Andresen, Almstruper und Kommunalpolitiker der Schleswigschen Partei.

Die anvisierte Renovierung der Küche musste durch Umverteilung von Mitteln leider zurückgestellt werden.

Das Schulgebäude in Uk dient sei vielen Jahren als Begegnungsstätte. Foto: kjt

Wie Pfeifer spricht auch Andresen von einer schwierigen, aber (noch) nicht dramatischen Lage. Die Begegnungsstätte in Uk profitiert neben Saalvermietungen gleich von zwei Wohnungen. Es gibt eine kleine und eine größere.

Ohne diese Einnahmen könne man nicht über die Runden kommen, so die Einschätzung von Erwin Andresen.

Dank der Miete können die Volksgruppe in Uk und Gäste weiterhin auf die Begegnungsstätte zählen. Es wäre auch ein Jammer, wenn legendäre Zusammenkünfte wie das Sankt-Hans-Fest und der Grünkohl- und Sketcheabend zum Deutschen Tag dort nicht mehr stattfinden können.

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