Tourismus 

Übernachtungszahlen in Nordschleswig sind rückläufig

Übernachtungszahlen in Nordschleswig sind rückläufig

Übernachtungszahlen in Nordschleswig sind rückläufig

Amanda Klara Stephany, Marle Liebelt
Nordschleswig
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Mütze und Daunenjacke statt Badeanzug: Auch im Herbst genießen Menschen einen Besuch am Strand (Archivbild). Foto: Viggo Hjort Kohberg

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Nordschleswig ist ein beliebtes Reiseziel. Jedoch verzeichnet Destination Sønderjylland für 2023 weniger Übernachtungen in den vier nordschleswigschen Kommunen als im Rekordjahr 2022. Gäste aus Deutschland sorgen aber dafür, dass die Tourismusorganisation trotzdem von einem neuen Rekord spricht.

Nach einem Rekordjahr 2022 muss die Tourismusorganisation Destination Sønderjylland 2023 einen Dämpfer hinnehmen. Die Zahlen aller Übernachtungen in den vier Kommunen Nordschleswigs, Apenrade (Aabenraa), Hadersleben (Haderslev), Sonderburg, (Sønderborg) und Tondern (Tønder) sind um etwa 100.000 zurückgegangen. Das geht aus einer Pressemitteilung von Destination Sønderjylland hervor.

Trotzdem sieht die Direktorin Kirsten Rudbeck Grund zur Freude, und das hat vor allem mit den Buchungen von Gästen aus Deutschland zu tun. Die legen nämlich zu. 

Woher kommt der Rückgang?

Rückläufig seien vor allem die Buchungen von Urlauberinnen und Urlaubern aus Dänemark. Denn von einem auf das andere Jahr haben die inländischen Gäste rund 168.000 Übernachtungen weniger gebucht. Dieser Rückgang konnte auch durch mehr Gäste aus Deutschland nicht aufgefangen, aber immerhin etwas abgefedert werden. Sie haben fast 81.000 Übernachtungen mehr gebucht als noch 2022.

Der Zuwachs bei Gästen aus dem Ausland sei laut Rudbeck vor allem auch dem verstärkten Engagement der Tourismusorganisation bei der Vermarktung der Region zurückzuführen. Diese konzentrierten sich nicht nur auf die Werbung im Ausland, sondern zielten auch auf die Stärkung der Nebensaison ab: „Wir haben über eine Million Kronen in die Vermarktung der Nebensaison in Deutschland und den Niederlanden investiert und haben unter anderem mit unserer Herbstkampagne bei ‚VisitDenmark‘ im vergangenen Jahr großartige Ergebnisse erzielt.“ 

Tourismus in den vier Kommunen 

Mit insgesamt 4.792.444 Übernachtungen sind die Zahlen im Vergleich zu 2022 zwar zurückgegangen, jedoch sei laut Destination Sønderjylland noch ein anderer Wert von Bedeutung: Im Vergleich mit 2019 hat der Tourismus in Nordschleswig stark angezogen - um mehr als 600.000 Übernachtungen. 2019 ist in der Tourismusbranche deshalb interessant, weil es das letzte „normale“ Jahr war, in dem keine Corona-Restriktionen galten, und sich damit für einen Vergleich anbietet. 

Die Gäste haben die Erfahrung gemacht, dass ihre eigenen Küsten nach der Corona-Pandemie überfüllt waren.

Gitte Hoeg Andersen

Aber nicht alle nordschleswigschen Kommunen locken gleichviel Gäste an. Im Gegenteil, es gibt klare Unterschiede. Dabei sticht vor allem die Kommune Tondern als Zugpferd hervor. Mit rund 2,07 Millionen von den nordschleswigweit knapp 4,8 Millionen Übernachtungen spricht die Kommune den mit Abstand größten Anteil der Gäste an.  

 

Die meisten Urlauberinnen und Urlauber, die nach Tondern kommen, fahren übrigens auf die Insel Röm (Rømø). Etwa 80 Prozent des Tondern-Tourismus' hat die Kommune der Insel zu verdanken. 

Preisunterschiede sind gesunken  

Die Nebensaison verspricht teils niedrigere Preise als zur Hochsaison, etwa in Hinblick auf Ferienhäuser. Ist das ein Grund, dass mehr Menschen nach Nordschleswig reisen, die es sonst nicht tun würden?

Laut der Marketing- und PR-Mitarbeiterin der Tourismusorganisation Destination Sønderjylland, Gitte Hoeg Andersen, hat Dänemark ein Imageproblem: „Wir haben immer noch mit dem Image zu kämpfen, dass Dänemark ein teures Reiseland ist. Aber nach Corona sind die Preise auch im Dienstleistungsgewerbe in Deutschland deutlich gestiegen.“ 

Im Sommer sind die Strände auf Röm (Rømø) gut besucht (Archivbild). Foto: Karin Riggelsen

Durch Faktoren wie die wieder erhobene Mehrwertsteuer im Gastronomiebereich und gestiegene Betriebskosten seien laut der PR-Mitarbeiterin die Unterschiede im Preisniveau zwischen Dänemark und Deutschland nicht mehr so groß wie früher. 

„Wir sehen viele deutsche Paare, Freundesgruppen und Familien, die sich zusammentun und Ferienhäuser zu vernünftigen Preisen mieten – so können sie immer noch einen günstigen Urlaub in Dänemark verbringen. Viele Museen bieten in Dänemark freien Eintritt für Kinder unter 18 Jahren, und man zahlt keine Kurtaxe, weder für das Parken am Strand noch für die Toilette. Das alles sind Faktoren, die für unsere Region sprechen – vor allem für Nordschleswig, das direkt an der deutschen Grenze liegt.“

Wie beliebt ist Nordschleswig im Winter? 

Aber warum entscheiden sich Reisende in der Nebensaison für Dänemark, obwohl sie eher Regenjacken und Gummistiefel als Badesachen in ihre Koffer packen müssen?

Für Andersen ist die Antwort schnell gefunden: „Die ‚ruhigen‘ Monate außerhalb der Saison sind perfekt für lange Spaziergänge in der Natur, entlang der Küste, mit dem Wind in den Haaren und dem Hund, der an den großen Stränden, etwa auf Röm, frei läuft. Das ist Entspannung – das ist Ruhe und Platz!“, erklärt sie.

Auch die Nachwirkungen der Covid-Pandemie haben Vorteile für das dünn besiedelte Nordschleswig: „Die Gäste haben die Erfahrung gemacht, dass ihre eigenen Küsten nach der Corona-Pandemie überfüllt waren. In Kombination mit dem positiven Ruf Dänemarks, der sie dazu ermutigt, das Konzept von ‚Hygge' zu erleben, entsteht ein äußerst attraktives Tourismusangebot“, erklärt die PR-Mitarbeiterin.

Zuletzt sei es aber auch die Wirtschaft, die nun besser dasteht als noch kurz nach Corona: „Den Menschen fiel es finanziell leichter, wieder mehr Wochenendtrips und mehr Urlaub zu machen“, so Andersen.

Freude auch auf Seiten der Betreiberinnen und Betreiber

Und nicht nur die Gäste profitieren vom Reisen außerhalb der Hochsaison. Der starke Anstieg in der Nebensaison – insbesondere im Januar, März, Mai und Dezember – bietet auch Einheimischen und der lokalen Tourismusbranche neue Chancen. Denn die Urlauberinnen und Urlauber, die nach Nordschleswig kommen, wollen auch etwas erleben – zur Freude der Betreiberinnen und Betreiber von Restaurants, Museen und Feriendomizilen: „Seit 2019 verzeichnen wir einen deutlichen Anstieg der Übernachtungen außerhalb der Saison. Dies bietet unseren Tourismusanbieterinnen und -anbietern neue Möglichkeiten, ihre Öffnungszeiten zu verlängern, das Personal zu halten und so ein nachhaltigeres Einkommen zu erzielen“, erklärt Direktorin Kirsten Rudbeck.

 

 

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