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Gesine Grandt hat deutsch-dänische Geschichte „geschrieben“

Gesine Grandt hat deutsch-dänische Geschichte „geschrieben“

Gesine Grandt hat deutsch-dänische Geschichte „geschrieben“

Apenrade/Aabenraa
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Diese Infotafel steht an der Parkplatzeinfahrt am Genforeningspark. Die Texte sind auf Dänisch. Der kleine QR-Code in der linken oberen Ecke führt zu weiteren Texten. Diese sind jetzt auch ins Deutsche übersetzt. Foto: Karin Riggelsen

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Die Diplompädagogin hat Spaß an Herausforderungen. Bei einem Besuch des „Genforeningspark“ am Apenrader Folkehjem fehlten ihr jedoch deutsche Infotexte. Ein Zufall brachte sie mit dem Autor eines Artikels zusammen, der genau dieses Fehlen moniert. Jetzt können sich alle auch auf Deutsch informieren. Trotzdem gibt es noch Herausforderungen.

Deutsch-dänische Geschichte und die Entstehung der deutschen Minderheit in Dänemark – und das nur auf Dänisch? Kann man die Informationen im Genforeningspark nicht auf die deutsche Sprache ausweiten, forderte 2021 Kurt Seifert in seinem Essay „Die Spuren der Kaiserzeit in Apenrade“. Damit würde das Verständnis für Nordschleswigs spannende Geschichte in beiden Sprachen des Grenzlandes gefördert, begründete Seifert seine Forderung. Passiert ist daraufhin allerdings nichts.

Der „Genforeningspark“ wurde zur 100-Jahr-Feier zur „Wiedervereinigung“ (Genforening) im Jahr 2020 eingeweiht. Informationen dazu sind auf Tafeln im Park zu lesen – auf Dänisch. Sogenannte QR-Codes verweisen auf weitere Quellen im Internet; doch auch diese gab es bis dahin nur auf Dänisch.

Wunsch nach deutschen Texten

Was Kurt Seifert allerdings nicht wusste: Eine geschichtsinteressierte, dänemarkbegeisterte Frau aus Deutschland hatte den gleichen Gedanken.

„Ich habe im September 2020 Urlaub in Apenrade gemacht und festgestellt, dass auf den Informationstafeln alles auf Dänisch zu lesen ist. Ich fand, eine Übersetzung wäre wünschenswert“, erzählt Gesine Grandt. Dann stieß sie im „Nordschleswiger“ auf den Essay von Seifert – und seine Forderung nach Übersetzung. Es war der Anstoß für ein großes Sprachprojekt.

Fachliche Hilfe gesucht

Erst wandte sich Grandt an die Kommune Apenrade und bot ihre Hilfe an – jedoch ohne Erfolg. Weil sie die Aufgabe so reizte, begann die 47-Jährige auf eigene Faust, die umfangreichen Texte zu übersetzen. Das war im April 2021.

Gesine Grandt wohnt heute wieder im Süden Deutschlands. Foto: Privat

„Gesine kam bei mir mit einem daumendicken Rohentwurf an“, erinnert sich Kurt Seifert an den Mai vor knapp zwei Jahren. Gesine Grandt hatte sich nämlich, auf ihn aufmerksam geworden durch seinen Essay, an den Hobby-Historiker gewandt, der sich auf die Apenrader Geschichte spezialisiert hat. Ihn bat sie um Hilfe, die vielen Seiten sprachlich und vor allem fachlich zu korrigieren.

„Da waren alle Schriften, die es auf Dänisch im Genforeningspark gibt, fein säuberlich übersetzt. Der größte Teil der Arbeit war schon gemacht“, erzählt Seifert heute.

Texte gemeinsam bearbeitet

In ihrer Freizeit hatte Grandt die Übersetzungsarbeit geleistet. „Es hat Spaß und Freude macht, aber ich konnte nur eine grundlegende Übersetzung machen“, sagt die studierte Diplompädagogin. Damals lebte sie übrigens in Flensburg (Flensborg). Kurt Seiferts Interesse war geweckt. Die beiden wurden Sparringspartner, wie Gesine Grandt sagt.

Texte wurden hin- und hergeschickt, von Seifert auf historische und fachliche Richtigkeit überprüft, gegebenenfalls korrigiert und dann erneut von Grandt verschriftlicht. „Eine gute und wunderbare Zusammenarbeit“, wie Gesine findet.

Langwierige Phase

Doch die Übersetzungen sollten ja dem deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht werden. Kurt Seifert, er war unter anderem Stadtratsmitglied für die Schleswigsche Partei, hat guten Kontakt zur Kommune. „Durch ihn haben wir Kontakt zur Kommune herstellen können“, erzählt Gesine Grandt. Das war Mitte 2021.

Im Dezember gab es endlich das ersehnte Ja von der Kommune Apenrade. Die Texte sollten übersetzt und veröffentlicht werden. Die beiden setzten sich wenig später zusammen, um die übersetzten Texte bis ins letzte Detail durchzuarbeiten. Dabei besuchten sie den Park vor dem Folkehjem, um die Texte mit den Gegebenheiten vor Ort abzugleichen.

Kurt Seifert an der Infotafel im Genforeningspark Foto: Karin Riggelsen

Eine große Herausforderung waren die Begrifflichkeiten. „Wir konnten nicht einfach Wiedervereinigung schreiben. Das ist sachlich einfach nicht richtig. Und auch andere Begriffe konnten nicht einfach direkt übersetzt werden“, erzählt Seifert. Gesine Grandt ergänzt: „Wir mussten sehen, ob wir Apenrade oder Aabenraa schreiben. Das war von der Jahreszahl abhängig.“

Im Juni 2022 wurden die fertig übersetzten Texte an die Kommune geschickt. Allerdings dauerte es, bis sie im Netz landeten. Regelmäßig schaute Gesine Grandt, ob die Übersetzungen auf der Internetseite zur „Genforening“ veröffentlicht waren. Im Dezember vergangenen Jahres entdeckte sie ihre Arbeit dort – durch Zufall.

Eine Nachricht, dass die Arbeit veröffentlicht wird, gab es von der Kommune Apenrade nicht. Auch ein Dankeschön ist bisher nicht bei der ehrenamtlichen Übersetzerin und dem ehrenamtlichen Übersetzer angekommen. Allerdings plant die Kommune eine kleine Einweihungsfeier – auch als Dankeschön für die geleistete Arbeit, wie es kürzlich aus dem Rathaus lautete.

Angeeignet hat sich Gesine Grandt die dänische Sprache, weil ihr Land und Leute so gut gefielen. Erste Übersetzungserfahrung sammelte sie 2019 auf Röm (Rømø), wo sie der Leiterin des Lokalhistorischen Archivs half, einen Flyer ins Deutsche zu übersetzen.

Seither hat sie der „Übersetzungsvirus“, wie sie es nennt, nicht mehr losgelassen.

 

„Genforeningspark“

Der „Genforeningspark“ (Wiedervereinigungspark) wurde zum Jubiläum der Angliederung Nordschleswigs an Dänemark (im Dänischen „Genforening“ genannt) angelegt. Die Arbeiten dauerten fast ein halbes Jahr.

Der „Genforeningspark“ liegt am Folkehjem und der Bibliothek am Apenrader Haderslevvej.

Die Anlage wurde von der Firma „Urban Power Architecture and Urbanism“ entwickelt. Das Unternehmen hatte einen intern ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen.

Es wurde darauf Wert gelegt, dass der Park nicht nur ein historisches Denkmal sein soll, sondern ein Versammlungsort für Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste. So sind in der Anlage unter anderem ein Spielplatz und eine Bühne integriert.

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