Gesellschaft
Pilotprojekt in Hadersleben: Pflege der Zukunft ist digital
Pilotprojekt in Hadersleben: Pflege der Zukunft ist digital
Pilotprojekt in Hadersleben: Pflege der Zukunft ist digital

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Pflegende Hände werden zunehmend weniger – auch in Hadersleben. Die Kommune hat daher als Erste des Landes einen neuen Weg eingeschlagen – und der ist digital. Sie betreut Seniorinnen und Senioren, die dies wünschen, aus der Ferne. Am Montag präsentierte Abteilungsleiterin Rikke Mølgaard das Pilotprojekt bei einem Besuch von Folketingsabgeordneten.
„Pflegeheim in den eigenen vier Wänden“ und der E-Bezirk – dies sind zwei Pilotprojekte, die die Kommune Hadersleben vor nunmehr anderthalb Jahren aus der Taufe hob – als Erste im ganzen Land. Inzwischen macht das Beispiel auch in anderen dänischen Kommunen Schule.
Seniorenministerin Mette Kierkgaard (Moderate) machte am Montag in Begleitung der Folketingsabgeordneten Jesper Petersen (Sozialdemokratie) und Hans Christian Schmidt aus Woyens (Venstre) einen Abstecher in den sogenannten kommunalen E-Bezirk (E-Distrikt), um mehr darüber zu erfahren.

Eine Erfolgsgeschichte
Rikke Mølgaard, die den „elektronischen Bezirk“ leitet, vermittelte Einblicke darin, welche technologischen Hürden es bei diesem Pilotprojekt zu überwinden galt – und welche Probleme es nach wie vor gibt.
Betreuung per Fernsteuerung
Im Endeffekt aber, auch das betonte Mølgaard, sei das Projekt „Pflegeheim in den eigenen vier Wänden“ eine Erfolgsgeschichte.
Zurzeit haben 82 Bürgerinnen und Bürger in der Kommune das Angebot des E-Bezirks angenommen. Sie werden digital – quasi per Fernsteuerung – von dem kommunalen Pflegedienst betreut.

Rentner: „Eine zusätzliche Hilfe“
Einer von ihnen ist Eigil Jensen: Der Haderslebener ist 87 Jahre alt, rüstig und wohnt in den eigenen vier Wänden. Für ihn sei die digitale Betreuung ein Segen, wie er in einer Videoschalte anlässlich des Besuchs aus der Politik betonte. Ein elektronischer Alarm gewährleistet, dass er seine Medikamente pünktlich einnimmt. Jede Einnahme quittiert der Rentner seinerseits mit einem „Wisch“ digital.
Auf diese Weise stellt das Team des E-Bezirks sicher, dass die maschinell dosierten Medikamente auch korrekt eingenommen werden. Im Zweifels- oder Notfall rücken die Mitarbeiterinnen aus.
Ich bin zwar kein Computernerd, dennoch habe ich schnell gelernt, die neue Technik zu bedienen. Als ich den Arbeitsmarkt vor 18 Jahren verlassen habe, waren neue Technologien bereits im Kommen.
Eigil Jensen, Teilnehmer am E-Bezirk
Zunehmende Digitalisierung der Altenpflege
„Für mich ist das eine zusätzliche Hilfe“, sagt Eigil Jensen. Probleme habe er nicht gehabt: „Ich bin zwar kein Computernerd, dennoch habe ich schnell gelernt, die neue Technik zu bedienen. Als ich den Arbeitsmarkt vor 18 Jahren verlassen habe, waren neue Technologien bereits im Kommen.“
Die Zukunft im dänischen Pflegesektor wird zunehmend digital: „Daran führt kein Weg vorbei!“, betont Rolf Dalsgaard Johansen, Direktor für Soziales und Gesundheit: „In fünf Jahren fehlen uns 60 bis 70 Vollzeitbeschäftigte im Pflegesektor.“

Trotz Arbeitskräftemangels: 1.700 Flex-Jobber arbeitslos
Denn die „viel besungenen“ warmen Hände in diesem Bereich werden zusehends rar. Dänemark bildet nicht genügend Fachkräfte aus, weil das Interesse an Pflegeberufen mit dem sich aufgrund der demografischen Entwicklung dramatisch zuspitzenden Bedarf nicht Schritt halten kann.
Obwohl – so ganz stimmt dies nicht! Laut einer Untersuchung, die Behindertenorganisationen bei „Arbejderbevægelsens Erhvervsråd“ in Auftrag gegeben haben, sind trotz des Mangels an Fachkräften im Bereich Pädagogik, Soziales sowie im Gesundheitswesen 14 Prozent der Flex-Jobber im vergangenen Jahr mit einer Ausbildung im sozialen Bereich arbeitslos gewesen – etwa 1.700 Menschen.

Allianz mit SOSU Syd in Apenrade
In Hadersleben hat sich die Kommune mit der Apenrader SOSU-Syd-Schule alliiert, die in Pflegeberufen ausbildet, wie der Vorsitzende des kommunalen Senioren- und Gesundheitsausschusses, Allan Emiliussen, unterstrich: „Das Interesse der Auszubildenden dort an Hadersleben ist groß, da wir diese für junge Leute interessanten digitalen Projekte in unserem Gesundheitswesen anbieten können.“