Leserinnenbeitrag

„Über Frauen aus der Apenrader Kommune in der Besatzungszeit – und danach“

Über Frauen aus der Apenrader Kommune in der Besatzungszeit – und danach

Frauen aus der Apenrader Kommune in der Besatzungszeit

Elke Jebsen/jrp
Apenrade/Aabenraa
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Ilse Friis bei ihrem speziell für die Apenrader Sozialdienst-Ortsvereine vorbereiteten Vortrag. Foto: Karin Riggelsen

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Ilse Friis, die frühere Leiterin des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig, hat in den Archiven geforscht und bisher nicht entdecktes Wissen zutage gefördert. Bei einem Vortrag für die fünf Sozialdienstvereine der Kommune Apenrade hat sie von verschiedenen Schicksalen berichtet. Elke Jebsen beschreibt ihre Eindrücke von der Veranstaltung.

Der Sozialdienst Bezirk Apenrade hatte am 19. September in die Hauptbücherei eingeladen, und über 40 Teilnehmende waren gekommen, um dem Vortrag von Ilse Friis über Frauen aus der Minderheit in den Jahren 1933 bis 1945 und danach zu folgen. Den Vortrag nennt sie selbst „Lebensläufe“. Vorweg sei erwähnt, dass es ein äußerst interessanter und aufschlussreicher Vortrag war.

Ihr Interesse für Frauen dieser Zeit wuchs aus der Beschäftigung mit den Papieren von Jens Møller heraus, wo sie sich wunderte, wie wenig Material von dessen Frau Mimi Møller und von anderen Frauen vorhanden war.

Frauen aus Nordschleswig in der Zeit des Nationalsozialismus waren Thema beim Vortrag. Referentin Ilse Friis hatte sich auf Frauen aus der Kommune Apenrade fokussiert. Foto: Karin Riggelsen

Anhand von einzelnen Frauen veranschaulichte Ilse Friis deren Lebenslauf, wo sie geboren waren, welche Ausbildung und welcher Tätigkeit sie in der NS-Zeit nachgegangen waren und was mit ihnen nach der Kapitulation geschah. Die Frauen stammten aus den Orten der fünf Vereine, die den Bezirk Apenrade bilden. Die Namen der meisten Frauen waren so den Teilnehmenden bekannt, was den Vortrag sehr konkret machte.

Krankenschwestern, erzählte Ilse Friis – sie bezeichnet sie als die „Humanitären“  – wurden nach 1945 nicht verurteilt, während alle Lehrerinnen nach 1945 fünf Jahre lang ihren Beruf nicht ausüben durften. Sie waren in den Schulen an der Verbreitung der NS-Ideologie beteiligt gewesen. Als Beispiel wurde eine Lehrerin genannt, die verurteilt wurde. Eine andere Lehrerin hingegen wurde freigesprochen.

Gespannt hören die Gäste, was Ilse Friis (vorn) zu berichten hat. Foto: Karin Riggelsen

Eine große Gruppe bilden die Dahinterstehenden. Es waren die Frauen, die nach der Internierung der Männer – 3.000 Männer aus der Minderheit wurden interniert – alles allein bewältigen mussten. Ilse Friis erwähnte verschiedene Bemühungen, um die Schwierigkeiten dieser schweren Zeit zu überwinden. Aber diese Zeit stärkte auch viele Frauen in ihrem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl.

Nach 1945 waren auch Frauen am Wiederaufbau der Minderheit beteiligt. Die Loyalitätserklärung wurde u. a. von fünf Frauen mitunterschrieben.

Der Vortrag reflektiert die Forschung und das Interesse über Frauenschicksale aus der Minderheit in der NS-Zeit. Im Rückblick auf die Vergangenheit der Minderheit ist es ein relevantes Thema, das Ilse Friis aufgegriffen hat. Einen Dank an Ilse Friis für ihren Einsatz diesbezüglich und insbesondere dafür, dass sie ihr Wissen an uns, die Teilnehmenden, weitervermittelt.

Gespannt hört das Publikum zu. Foto: Karin Riggelsen
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