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Trine ist die neue Kapitänin der Feuerwehr in Bülderup-Bau

Trine ist die neue Kapitänin der Feuerwehr in Bülderup-Bau

Trine ist die neue Feuerwehrkapitänin in Bülderup-Bau

Bülderup-Bau/Bylderup-Bov
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Trine Riis ist zur Wehrführerin in Bülderup-Bau gewählt worden. Foto: Karin Riggelsen

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Das ist auch landesweit (noch) eine Besonderheit: Bei der freiwilligen Feuerwehr in Bülderup-Bau hat eine Frau den Chefposten übernommen. Sie heißt Trine Riis und ist erst seit 2019 Teil der örtlichen Wehr. Dass sie in eine Männerdomäne vorgedrungen und nun Ortswehrführerin ist, nimmt sie locker.

An der langen Garderobe für die Einsatzkleidung hängt die Montur von Trine Riis an Position eins. „Das ist hier Tradition. Der Platz ist dem Feuerwehrkapitän vorbehalten“, erzählt die 37-Jährige in der Feuerwehrwache in Bülderup-Bau. Der Garderobenplatz ist nun ihrer.

Trine Riis ist vor Kurzem zur Ortswehrführerin gewählt worden, ist nach dänischem Wortlaut somit „Kapitänin“ (kaptajn) der örtlichen Einheit.

Bei der Garderobe mit der Einsatzkleidung rückt Trine Riis kraft Amtes an Position eins. Foto: Karin Riggelsen

In der Geschichte der Feuerwehr in Bülderup-Bau ist es das erste Mal, dass eine Frau „Oberhäuptin“ wird. Es sei aber nicht gleichbedeutend damit, dass sie die Ranghöchste ist und über besonders viele Qualifikationen verfügt.

Keine Befehlshaberin

„Im gewissen Sinne bin ich Vorsitzende eines Vereins mit einem Vorstand“, gibt sich Trine Riis bescheiden.

Es gebe eine Trennung zwischen den Rettungs- und Löscheinsätzen und dem Organisatorischen rund um die Truppe und die Wache.

Herumkommandieren wie beim Militär würde sie nicht, wie die neue Wehrführerin mit einem Lachen auf die entsprechende Frage antwortet.

„Bei Einsätzen haben unsere drei Gruppenleiter das Sagen, die wiederum einem externen Einsatzleiter untergeordnet sind“, erwähnt Trine Riis. Wenn ausgerückt wird, sei sie ein ganz normales Mitglied der Crew.

Trine Riis vor der Galerie mit Bildern ihrer Vorgänger. Foto: Karin Riggelsen

„Es gibt hier eine tolle Kameradschaft, und es wird kein Unterschied zwischen Frauen und Männern gemacht“, betont Riis.

Vertrauensbeweis

Dass man sie zur Wehrführerin gewählt hat, sei ein großer Vertrauensbeweis, und sie sehe es als Ehre, zumal sie noch gar nicht lange dabei ist.Trine Riis schloss sich 2019 der Wehr an, nachdem sie wegen des Freundes 2017 von Ripen (Ribe)  nach Bülderup-Bau gezogen war.

Es gibt hier eine tolle Kameradschaft, und es wird kein Unterschied zwischen Frauen und Männern gemacht.

Trine Riis

 

„Ich wollte mich so schnell wie möglich in die Ortsgemeinschaft integrieren und suchte nach Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen. Irgendwann bekam ich einen Anruf und wurde gefragt, ob ich mich nicht der Feuerwehr anschließen wolle“, so Trine Riis, die Maik Nielsen auf dem „Kapitänsposten“ abgelöst hat.

„Teil einer Feuerwehr zu sein, war für mich Neuland. Ich bin aber ganz schnell hineingekommen und von Anfang an von allen akzeptiert und unterstützt worden. Auch von den erfahrenen Mitgliedern“, schwärmt die 37-Jährige vom Miteinander in Bülderup-Bau.

Der Einsatz in und für die Feuerwehr „ist ein guter Ausgleich zu meiner Arbeit als Ergotherapeutin“, sagt Riis, die bei der Kommune Apenrade (Aabenraa) angestellt ist.

Die neue Wehrführerin vor den Einsatzfahrzeugen der Bülderup-Bauer Feuerwehr Foto: Karin Riggelsen

Als sie bei der Bülderup-Bauer Wehr begann, war sie zunächst die einzige Frau. „Mittlerweile sind wir drei. Es ist bei Kampagnen viel dafür geworben worden, dass Frauen in örtlichen Wehren aktiv werden. Das spielte auch bei meinem Entschluss hinein, mich anzuschließen.“

Gemischte Altersstruktur

„Wir sind 24 aktive Feuerwehrmänner und -frauen. 17 davon haben die Befähigung, bei Löscheinsätzen mit Atemschutzausrüstung tätig zu werden. Alle Altersgruppen sind vertreten, von Anfang 20 bis 70“, erwähnt Trine Riis. Hinzukommen viele ehemalige Haudegen, die sich mit der Wehr verbunden fühlen.

Trine Riis ist eine von den 17 „Rauchtauchern“ (røgdykker) in Bülderup-Bau, die mit Atemschutzgerät im Einsatz sein dürfen. Natürlich hat sie auch die Grundausbildung zur Feuerwehrfrau durchlaufen und ist bei den zwölf jährlichen Übungen dabei. Das Organisatorische dafür im Hintergrund zu regeln, ist Teil ihres neuen Postens.

Dazu gehört auch die Planung für die Teilnahme an Veranstaltungen der Ortsgemeinschaft. „Wir sind beim jährlichen Ringreiter- und Dorffest dabei, stellen wie andere Vereine unter anderem Helferinnen und Helfer für die Bewirtung ab. Auch zur jährlichen Weihnachtsveranstaltung und bei anderen Veranstaltungen bringen wir uns ein“, so Trine Riis.

Wenn ausgerückt wird, ist Trine Riis ein ganz normales Mitglied der Feuerwehrmannschaft. Foto: Karin Riggelsen

Teil der Ortsgemeinschaft

Man sei sich darüber im Klaren und schätze es, dass man neben der Brandbekämpfung und Rettung von Menschen und Gebäuden ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Miteinanders ist.

Das wolle sie als Ortswehrführerin zusammen mit den Kollegen des fünfköpfigen Vorstands und der gesamten Wehrgruppe im Blick behalten, versichert die neue „Kapitänin“.

Sie vertritt die Bülderup-Bauer Einheit künftig auch bei übergeordneten Versammlungen. Dort steht sie als Frau dann sozusagen ihren Mann.

Im März ist sie beim nächsten Zusammentreffen der Wehren aus dem südlichen Landesteil dabei. Dann als offizielle Wehrführerin. Sollte ihr dabei wegen des Amtes besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, dann würde sie es hinnehmen.

„Es sollte dann aber abgehakt sein und als normal angesehen werden. Vielleicht gesellen sich in naher Zukunft ja noch andere Wehrführerinnen dazu“, so die 37-Jährige.

Keine Premiere

Es deutete einiges darauf hin, dass Trine Riis die allererste Frau in Nordschleswig ist, die zur „Kapitänin“ gewählt worden ist. Dem scheint aber nicht so.

Trine Riis in Feuerwehrmontur Foto: Karin Riggelsen

Auf Anfrage beim Verband der nordschleswigschen Feuerwehren  (Sønderjysk Frivillige Brandværnforbund) meldete dessen Vorsitzender Henrik Sohl aus Broacker (Broager) zurück, dass es auf Südalsen (Sydals) für ein Jahr mal eine Wehrführerin gab.

„Trine scheint somit nicht die erste, aber hoffentlich auch nicht die letzte zu sein“, so Sohl, der gegenüber dem „Nordschleswiger“ betonte, dass Frauen – egal auf welchem Posten – in der Feuerwehr eine Bereicherung und daher sehr willkommen sind. Es sei höchste Zeit, dass mehr Frauen wie Trine dazustoßen, so der Verbandsvorsitzende.

 

 

 

 

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