Energiekrise

„Lille Asien“-Inhaberin: „Das Geld reicht nicht für die Stromrechung“

„Lille Asien“-Inhaberin: „Das Geld reicht nicht für die Stromrechung“

„Lille Asien“-Inhaberin: „Das Geld reicht nicht“

Apenrade/Aabenraa
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Minh-Ly Naguyen (r.) bedient in ihrem kleinen Laden an der Vestergade Ecke Nybro eine Kundin. Seit 18 Jahren verkauft sie dort asiatische Produkte. Foto: Jan Peters

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Die 70-jährige Minh-Ly Naguyen ist verzweifelt. Die Stromrechnung ihres Apenrader Kult-Ladens summiert sich auf fast 25.000 Kronen. Sie muss ihn nun Ende des Monats schließen. Warum das für sie ein so großer Schock ist, erklärte sie im Gespräch.

Mit einem Lächeln begrüßt Minh-Ly Naguyen ihre Kundinnen und Kunden in ihrem Laden „Lille Asien“; obwohl, einen Grund zum Lächeln hat sie derzeit nicht, denn sie schläft kaum noch und ist kürzlich sogar gefallen. Eine blutunterlaufene rechte Gesichthälfte zeugen von dem heftigen Sturz. Ihr tue aber nichts weh, erklärt sie tapfer.

Überraschend hohe Stromrechnung

Der Schlaf kommt bei ihr nicht wegen der Sorgen, die sie hat. „Ich habe eine Stromrechnung von fast 25.000 Kronen“, sagt sie und schaut sich im Laden um. Dort stehen mehrere Kühltheken und -schränke.

In dem kleinen Laden an der Ecke Vestergade und Nybro gibt es vom Asia-Nudel-Fertiggericht bis zu frischen Gewürzen alles, was Freunde der asiatischen Küche benötigen. Foto: Jan Peters

Die jüngste Stromrechnung hat die 70-jährige überrascht. „Woher kommen diese immensen Kosten?“, fragt sie. „Wir haben doch Wind- und Solarenergie. Ich verstehe das nicht.“

Angst vor Einsamkeit

Sie wird ihren geliebten Laden, den sie nicht führt, um viel Geld zu verdienen, sondern vorrangig um Gesellschaft zu haben. „Ich liebe meine Kunden“, sagt sie und erzählt, was sie schon so alles erlebt hat.

Ende Oktober wird sie die Tür zu ihrem „Lille Asien“ wohl abends um 18 Uhr abschließen. Diesmal allerdings wohl für immer.

„Ich werde sehr einsam sein“, sagt die tapfere Frau, die wegen einer Erkrankung seit Jahren an Krücken geht. Ihr Mann sei vor 16 Jahren verstorben. Die Familie lebt in und um Aarhus. Sie hoffe, dass sie sich weiterhin allein versorgen kann, so wie sie es ihr Leben lang getan habe. „Ins Pflegeheim möchte ich nicht“, sagt sie und blickt durch die Fensterscheibe ihres Geschäftes auf die Straße.

Kleine Hoffnung

„Ich habe mein Leben lang gearbeitet. Arbeit ist ein Teil von mir. Ich kann ohne Arbeit doch nicht“, fügt sie nach einer kurzen Pause hinzu.

Vor etwas mehr als 50 Jahren kam Minh-Ly Naguyen nach Dänemark, arbeitete unter anderem als Handarbeitslehrerin und Dolmetscherin.

Eine kleine Hoffnung hat sie noch: „Vielleicht lässt mich mein Vermieter noch ein wenig länger bleiben, bis ich alle Waren verkauft habe“, wünscht sie sich.

„Manchmal passieren ja auch Wunder“, sagt sie zum Schluss.

 

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