Weihnachtspreisrätsel 2023

Friede, Freude, Käseplatte: Zehnmal Losglück in Nordschleswig

Friede, Freude, Käseplatte: Zehnmal Losglück in Nordschleswig

Friede, Freude, Käseplatte: Losglück in Nordschleswig

Apenrade/Aabenraa
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Edith Tröster
Große Überraschung für zehn Gewinnerinnen und Gewinner in dieser Woche: „Der Nordschleswiger“ hat die Preise des diesjährigen Weihnachtspreisrätsels direkt vorbeigebracht. Hier freut sich Edith Tröster aus Tondern über einen Präsentkorb voller Fylla-Schokolade. Foto: Gerrit Hencke

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Das vorweihnachtliche Rätselraten beim „Nordschleswiger“ ist vorbei, die Gewinnerinnen und Gewinner des Weihnachtspreisrätsels sind ermittelt. Am Dienstag machten sich Projektmitarbeiterin Hannah Dobiaschowski und Journalist Gerrit Hencke auf eine Reise durch Nordschleswig, um zehn Menschen mit den Gewinnen zu überraschen. Ein Tourbericht.

„Ich mache schon so lange mit, und es ist das erste Mal, dass ich gewinne!“ So oder so ähnlich hört es sich am Dienstag an fast jeder der zehn Haustüren an, die sich für meine Kollegin Hannah und mich öffnet. Die Freude darüber, nach Jahren endlich mal einen der begehrten Gewinne des Weihnachtspreisrätsels zu bekommen, ist bei den Rätselfans groß.

Zehn Adressen, 246 Kilometer

Am frühen Dienstagmorgen beginnt die Rundfahrt über insgesamt 246 Kilometer zu den zehn Adressen in Nordschleswig bei grauem und regnerischem Winterwetter auf dem Parkplatz der Hauptredaktion Apenrade. Der Kofferraum unseres „Nordi“-Golfs ist gefüllt mit Weihnachtsgänsen und -enten, Geschenkkörben mit einer Käseauswahl von Naturmælk und Präsentkörben mit feinster handgemachter Schokolade von Fylla aus Mögeltondern (Møgeltonder).

Preise
Zwischen den Preisen gehört zur Ausrüstung an diesem Dienstag auch ein Regenschirm. Foto: Gerrit Hencke

Das Schöne: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen, dass wir zwei Weihnachtswichtel an diesem Tag in Nordschleswig unterwegs sind – doch wo wir klingeln werden, weiß niemand außer uns beiden. Das Los hatte zuvor entschieden, wer sich über einen Gewinn freuen darf.

Ab in die Schule nach Tingleff

Die erste Adresse steuern wir in Tingleff (Tinglev) an. Im Grønnevej fragen wir im Sekretariat der deutschen Schule nach Henning Kracht und werden zu ihm gebracht. Mit einer der Käseplatten in den Händen betreten wir das Lehrerzimmer. „Endlich, nach gefühlt 50 Jahren“, sagt er freudig. Er habe gewusst, dass „Der Nordschleswiger“ heute unterwegs sei und war daher pünktlich in der Schule, sagt der Lehrer. Kracht hat das erste Mal gewonnen und weiß seinen Preis gleich einzusetzen. „Wir haben heute Abend hier Julefrokost, da haben wir gleich etwas.“

Henning Kracht
Henning Kracht Foto: Gerrit Hencke

Wir verabschieden uns, denn unsere Tour ist noch lang. In Tingleff steuern wir allerdings noch eine weitere Adresse an. Nur wenige Hundert Meter weiter biegen wir in die Birkealle ein und klingeln dort zunächst an der falschen Tür. Eine freundliche Nachbarin schickt uns zwei Häuser weiter zu Petra Jensen, die uns und die Gans gleich hereinbittet. Dabei haben wir doch gar nicht so viel Zeit.

„Gestern habe ich beim Kartenspielen mit Freundinnen noch gesagt, dass ich heute zu Hause sein muss“, so die 83-Jährige. Am Küchentisch berichtet sie uns, dass sie schon viele Male mitgerätselt hat. Es sei ihr erster Gewinn, sagt Petra. Ihre Tochter hingegen habe gleich beim ersten Mal gewonnen. 

Petra Jensen
Gewinnerin Petra Jensen Foto: Gerrit Hencke

An der Tür beneide ich Kollegin Hannah um ihre Schuhe mit Reißverschluss. Ich muss schnüren, und so dauert es einen Moment, bis wir wieder im Auto sitzen. Sie wird an diesem Tag noch ein paar Mal auf mich warten müssen. Dafür kämpft sie auf dieser Tour mehrere Male mit Google Maps und der Handyhalterung, aus der ihr Smartphone immer wieder herausfällt. 

Eine Stadt voller Gewinnerinnen und Gewinner

Doch wir finden Tondern (Tønder) auch ohne Navi. Eine Stadt voller Gewinnerinnen und Gewinner. Hier geht es zu gleich vier Adressen. In der Vidå Værksted arbeitet Mette Lorenzen. Unter dem Jubel ihrer Kolleginnen übergeben wir bereits den zweiten Gewinn. Schon im vergangenen Jahr hatte ihr Mann Losglück. Mette entstammt der Minderheit, ging in Tondern und Hoyer (Højer) zur Schule. In der Behindertenwerkstatt in der Ulriksalle sortieren die Mitarbeitenden Schuhe und Anziehsachen für einen Secondhandladen direkt um die Ecke und zeichnen die Waren anschließend aus.

Mette Lorenzen
Mette Lorenzen nimmt ihren Preis entgegen. Im Hintergrund jubeln die Kolleginnen und Kollegen. Foto: Gerrit Hencke

Bei Edith Tröster in der Carstensgade bringen wir im Anschluss eine feine Auswahl der Schokolade aus Mögeltondern vorbei, die wir vorab bei „Fylla Chocolade“ abgeholt hatten. Für die Gratisprobe bedanken wir uns an dieser Stelle herzlich bei Inhaberin Fylla. Sie hat uns damit die Fahrt zusätzlich versüßt.

 

Eine Wegzehrung von Fylla für die anstehenden Kilometer.
Eine Wegzehrung von Fylla für die anstehenden Kilometer Foto: Gerrit Hencke

Zwischen Schokolade und Käse

„Ich bin extra früh aufgestanden und habe geduscht“, sagt Edith. Über die Schokolade freut sich die frühere Leiterin der deutschen Bücherei in Tondern. Sie habe gehofft, keine Gans zu gewinnen. „Ich habe doch gar keinen Platz in meiner Truhe“, sagt sie und lacht. 2011 habe sie einmal eine Weihnachtsgans gewonnen.

Weil wir in der direkten Nachbarschaft gleich noch einen Gewinn zu verteilen haben, kommen wir etwas ins Gespräch. Edith erzählt, dass sie schon seit 40 Jahren in dem Haus wohnt. „Der Nordschleswiger“ berichtete schon früher über ihre Liebe zum Haus und den Büchern. Als wir erzählen, dass wir hier in der Straße gleich noch einen Gewinn überbringen, fragt sie nach. Das Ehepaar Andersen, ein Stück die Straße runter, kenne sie, sagt Edith.

Edith Tröster
Edith Tröster war früher Leiterin der Deutschen Bücherei Tondern. Foto: Gerrit Hencke

Als wir anschließend dort klingeln, öffnet uns Anneli die Tür. Sie selbst hat beim Gewinnspiel nicht mitgemacht, sondern ihr Mann Jes. „Der ist gerade kurz weg“, sagt sie und bittet uns auf einen Kaffee herein. 1968 haben beide geheiratet, sagt Anneli. „Kurz darauf haben wir das erste Mal mitgerätselt und machen jetzt schon über 50 Jahre mit“, sagt sie. Gewonnen hätten sie aber noch nie.

Derzeit verkaufen die Andersens ihr schönes Vorstadthaus. Aus gesundheitlichen Gründen, berichtet Anneli. Ihr Knie mache nicht mehr so mit. Tondern bleiben die beiden jedoch treu. „Wir haben eine Wohnung in der Nähe gekauft.“ Der Abschied vom Haus fällt ihr offenbar nicht leicht. „Der Käufer freut sich besonders über die große Garage mit Werkstatt“, erzählt sie. Auch von den Kindern, die ebenfalls in Tondern leben und den Enkeln, die in Aarhus wohnen, erfahren wir. Als ihr Mann Jes nach wenigen Minuten zu Hause ist, freut er sich sichtlich über die große Käseauswahl: 

Anneli, Jes
Anneli und Jes in ihrem Haus, aus dem sie bald ausziehen werden. Die Käseauswahl zaubert aber beiden ein Lächeln ins Gesicht. Foto: Gerrit Hencke

Eine verschlossene Tür

Bei unserer nächsten Station versuchen wir, die Tochter von Erika Jessen zu erreichen. Doch wir bleiben vor verschlossener Tür stehen. Die Gewinnerin selbst ist derzeit im Krankenhaus in Odense. Wir lassen handgemachte Schokolade und eine kleine Notiz vor dem Nebeneingang im Carport zurück. 

Nun steht eine längere Zwischenfahrt bis nach Sommerstedt (Sommersted) an. Unterwegs darf ich den ersten Entwurf des neuen „Nordschleswiger“-Podcasts hören, der Anfang kommenden Jahres erstmals erscheinen soll. Hannah ist in der Projektgruppe dabei, und so bekomme ich auf dem Weg durch die heute sehr trist wirkende Landschaft einen Eindruck von dem neuen Format. So viel sei vorab gesagt: Es lohnt sich. 

Pferde und erneuerbare Energien

Nach einer Dreiviertelstunde endet unsere Fahrt auf einem wunderschönen historischen Anwesen an der Fuglsangs Alle. Dort arbeitet Henriette Hindrichsen heute extra im Homeoffice. „Ich hab mir den Tag im Arbeitskalender extra mit dem Stichwort Gans eingetragen“, sagt sie. Henriette ist für den Energieversorger Vattenfall tätig, und so dreht sich das Gespräch bei einer Dose Faxe Kondi und unserem mitgebrachten Frühstücksbrötchen um erneuerbare Energien und die Offshore-Windprojekte „Nordlicht I“ und „Nordlicht II“, an denen sie gerade mitarbeitet. Die beiden Windparks in der deutschen Nordsee sollen in den kommenden Jahren entstehen und anschließend Millionen Haushalte in Deutschland mit grünem Strom versorgen.

Henriette Hindrichsen
Freude ist definitiv ansteckend: Henriette Hindrichsen hat das erste Mal beim Weihnachtspreisrätsel gewonnen. Foto: Gerrit Hencke

Die Mutter der Vorsitzenden der Jungen Spitzen, Katharina Kley, bekommt übrigens eine der verbliebenen Weihnachtsgänse. Nur noch drei Stopps stehen auf unserer Tour an. „Seit ich 18 bin, habe ich jedes Jahr mitgemacht“, sagt Henriette. Auch sie habe vorher noch nie gewonnen. Ihre Tochter ist derzeit in Südostasien unterwegs, der Rest der Familie komme allerdings Weihnachten nach Sommerstedt. Henriette führt uns anschließend noch zu ihren Pferden, von denen sie eines verkaufen will. In unseren Kofferraum passt die Stute nicht, obwohl wir inzwischen wieder mehr Platz haben.

Pferde
Möchte sich von einem ihrer Pferde trennen: Henriette Hindrichsen. Foto: Gerrit Hencke

Über die Autobahn fahren wir anschließend nach Süden und dann Richtung Sonderburg (Sønderborg). In Seegard (Søgaard) machen wir einen Zwischenstopp und überraschen Karin Thomsen mit dem letzten Präsentkorb voller Käsespezialitäten. Bei Familie Thomsen wird es in diesem Jahr Rehrücken zum Weihnachtsfest geben, sagt die Rentnerin.

Karin Thomsen
Karin Thomsen war überrascht, als es an der Tür klingelte. Foto: Gerrit Hencke

Eine Gans für Hörup

Der östlichste Punkt unserer Reise ist das beschauliche Hörup (Hørup) bei Sonderburg. Gewinner Uwe Petersen ist zwar nicht zu Hause, dafür öffnen seine Frau Ingrid und Enkelin Astrid uns die Tür. Auch die Petersens haben schon viele Jahre versucht zu gewinnen. Die Freude über das Weihnachtsgeflügel ist daher auch hier nicht zu verbergen. 

Ingrid und Astrid
Ingrid und Enkelin Astrid Foto: Gerrit Hencke

Einen Schnaps auf den „Kardel“

Die letzte Adresse führt uns in den Norden von Apenrade und zuvor durch einen Regenschauer sintflutartigen Ausmaßes. In Dimen hört uns Elsbeth Kardel Knutz zunächst gar nicht, als wir klopfen. Drinnen läuft laute Weihnachtsmusik. „Darauf hatte ich gerade Lust“, sagt Elsbeth und lädt uns ohne Umschweife auf einen Schnaps ein. Da wir im Dienst sind, lehnen wir dankend ab. Für die Apenraderin ist es bereits der zweite Gewinn. Vor einigen Jahren habe sie schon einmal eine Gans gewonnen, erzählt sie.

Elsbeth Kardel Knutz
Dem Vater von Elsbeth Kardel Knutz ist es zu verdanken, dass wir in der Redaktion immer die richtigen Schreibweisen der Ortsnamen vorliegen haben. Foto: Gerrit Hencke

Eine interessante Anekdote gibt uns Elsbeth noch mit auf den Heimweg. „Meinen Vater kennt ihr vielleicht von dem deutsch-dänischen Ortsverzeichnis“, sagt sie. Tatsächlich tun wir das. In unserer Redaktion ist der „Kardel“ fester Bestandteil auf den meisten Schreibtischen. Das „Verzeichnis der nordschleswigschen Ortsnamen in dänischer und deutscher Sprache“ wurde im September 1969 erstmals aufgelegt und durch Harboe Kardel (1893-1982), Kriegsveteran, Nationalsozialist und einige Zeit Chefredakteur der „Nordschleswigschen Zeitung“, ausgearbeitet. Und so weiß ich für diesen Artikel auch, dass Dimen in deutscher Sprache Diemen geschrieben wird.

Zurück auf dem Parkplatz der Redaktion können wir einen für uns gelungenen Tag abschließen. Das Auto ist leer, der Tank noch halbvoll, und in Nordschleswig haben wir einigen Menschen hoffentlich eine Freude machen können. Bis zum nächsten Jahr. Dann vielleicht mit neuen Gesichtern. Frohe Weihnachten!  

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