Heimatkunde
Knivsberggeschichte in historischen Postkarten
Knivsberggeschichte in historischen Postkarten
Knivsberggeschichte in historischen Postkarten
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Der Apenrader Hobbyfotograf und Sammler Jürgen Drexel bitte um Hinweise zu neu erworbenen Bild-Karten mit dem Knivsberg als Motiv. Am 16. August 1945 war der Knivsbergturm gesprengt worden.
Die traditionelle Versammlungsstätte der deutschen Nordschleswiger, der Knivsberg, ist nicht nur als Sitz einer Bildungsstätte der deutschen Minderheit bekannt, sondern auch als ein Ort zum Erleben wichtiger Etappen der deutsch-dänischen Geschichte im Grenzland. Der Apenrader Hobbyfotograf und Kartensammler Jürgen Drexel hält laufend Ausschau nach Material aus seiner Heimatstadt und ihrer Umgebung.
Kürzlich ist er auf ihm bis dahin unbekannte Postkarten mit Bezug zum Knivsberg gestoßen. Nach Erwerb und Zusendung der Karten hat er dem „Nordschleswiger“ von seinen neuesten Funden berichtet.
Karte mit Turm
Die erste Karte, die er erworben hat, zeigt das 1901 eingeweihte Knivsberg-Denkmal mit der Bismarck-Skulptur, geschaffen vom Berliner Bildhauer Adolf Brütt. „Ich wundere mich über den Pavillon rechts neben dem Denkmal“, so Jürgen Drexel, der das Gebäude nicht von anderen Postkarten mit Abbildungen des Knivsbergturms kennt, von dem 1919 noch vor den Volksabstimmungen und der Abtretung Nordschleswigs an Dänemark die Skulptur des „Eisernen Kanzlers“ Otto von Bismarck (1815-1898) abtransportiert wurde. Seit 1930 steht sie auf dem Aschberg in den Hüttener Bergen.
Die Postkarte ist am laut Kartentext am 24. August 1912 in Hadersleben (Haderslev) geschrieben worden, auf dem Poststempel – Hadersleben (Schleswig) – mit „Germania“-Motiv auf der Briefmarke des „Deutschen Reichs“, ist allerdings das Datum 23.8.12 zu lesen. Empfänger sind „Geschwister Schröder“, die als „Liebe Kinder“ im Kartentext auftauchen. Die Postkarte ist im Auftrag der Knivsberg-Gesellschaft gedruckt worden, die 1893 das Gelände der mit 98 Metern höchsten Erhebung Nordschleswigs erworben hatte, um dort eine Versammlungsstätte zu errichten.
Auf einem Druck mit Text und Noten eines Knivsberglieds aus dem Jahre 1895 ist der vor dem ersten Knivsbergfest 1894 errichtete Pavillon zu sehen. Es scheint dasselbe Bauwerk zu sein, das auf der Postkarte Jürgen Drexels zu sehen ist. Der Hauptsponsor des Knivsbergturms, der Apenrader Senator und nationalliberale Abgeordnete im Deutschen Reichstag von 1890 bis 1898, Kapitän und Schiffsreeder Michael Jebsen, hatte die Einweihung des Knivsberg-Denkmals nicht mehr erlebt. Eine Teilnahme an den Einweihungsfestlichkeiten hatten Mitglieder der kaiserlichen Familie abgelehnt.
Kaiser missfiel Bismarck im Turm
Vor allem Kaiser Wilhelm II. war offenbar erzürnt darüber, dass der von ihm entlassene Bismarck von den deutschen Nordschleswigern geehrt werden sollte und nicht er selbst. Anlässlich der Kieler Woche 1907 ist Kaiser Wilhelm II. allerdings doch mit seiner Yacht vor die Küste Nordschleswigs gesegelt und hat den Knivsberg besucht. Zu seinem Bedauern war Jacob Jebsen (1870-1941), der das Werk seines Vaters auf dem Knivsberg vollendet hatte, nicht bei dem Besuch des Staatsoberhauptes zugegen.
Die weitere neu erworbene Knivsbergpostkarte Jürgen Drexels stammt aus dem Zeitraum zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, als die Knivsberggesellschaft weiterhin durch den Kauf von Postkarten den Erhalt des Denkmals und der Versammlungsstätte sicherte. Dort wurde 1931 mithilfe von Spenden, für die die Postkarten warben, und einem großen Beitrag des Mäzens Alfred C. Toepfer die „Langbehn-Jugendherberge“ errichtet.
Das Gebäude ist bis 2020 renoviert worden, wobei es sein ursprüngliches Aussehen zurückerhalten hat. Die eine Karte zeigt die „Aussicht vom Bismarckdenkmal“, die nach Aussagen von Nordschleswigern von der Aussichtsplattform des 45 Meter hohen Turms beeindruckend gewesen ist. Der Turm wurde am 16. August 1945 von einer Gruppe dänischer Widerstandskämpfer gesprengt. Eine illegale Aktion, die von der Justiz nie aufgeklärt worden ist. Sie stieß unter anderem bei Redakteur Bjørn Svensson auf Kritik, der sich 1945 in einem Artikel darüber ärgerte, dass sich die Urheber der Sprengung auf das gleiche, nicht akzeptable Niveau wie die im Mai 1945 besiegten deutschen Besatzer in Dänemark begeben hätten. Der dänische Staat stellte später Finanzmittel zum Abräumen der Trümmer des Turms zur Verfügung. Jürgen Drexel ist über die E-Mail-Adresse drexel@privat.dk erreichbar.