Wort zum Sonntag

„Ein hörendes Herz “

Ein hörendes Herz

Ein hörendes Herz

Matthias Alpen
Matthias Alpen
Apenrade/Aabenraa
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Das Wort zum Sonntag, 26. Februar 2023, von Pastor Matthias Alpen, Lügumkloster

Seit einem Jahr nun tobt der furchtbare Krieg in der Ukraine. Das Leid und die Zerstörung, die Trauer und die vielen Toten lassen uns keine richtigen Worte finden. In diesen Tagen ist es die Sprache der Waffen und das Gedröhn der Bomben, die wir hören. Aus der Spirale der Gewalt auszusteigen ist nicht möglich. Und doch wird es am Ende keine Alternative zum Frieden geben, auch wenn die biblische Vision, dass alle unter ihrem Weinstock wohnen und dass Schwerter zu Pflugscharen werden, nur ein Traum von ferner Zukunft sein mag.

Der deutsche Soziologe Hartmut Rosa war zu einem Vortrag der Diözese Würzburg eingeladen. Der Empfang stand unter dem Wort: „Gib mir ein hörendes Herz“ (1. Kön. 3,9). Dieses Bibelwort ist eine Art Regierungserklärung von König Salomo zu Beginn seiner Herrschaft. Salomo erzählt nicht von den großen Dingen, die er nun umwälzen wolle, sondern er hat einen Wunsch frei, fast wie bei der Fee im Märchen. Am Anfang nicht die Tat, sondern das Hören. Rosa beschreibt, wie es sein kann, wenn Menschen sich anrufen lassen, wenn ein Du und ein Ich miteinander in Verbindung treten. Wenn es nicht darum geht, die Stimme des Anderen zum Schweigen zu bringen. In seiner Soziologie gebraucht er dazu den Begriff „Resonanz“. Wir begegnen uns und in der Begegnung werde ich ein Anderer, weil ich das höre, was Du sagst, weil Du hörst, was ich sage. Du lässt Dich auf mich ein und wirst dadurch ein Anderer.

Rosa kritisiert die politische Diskussion, in der die Lager unversöhnt einander gegenüberstehen. Es ginge oft nicht mehr darum, sich demokratisch zu verständigen, sondern nur noch darum eigene Positionen lautstark zu vertreten. Und je lauter ich rufe, desto weniger kann der Andere gehört werden.

Ich kann es nicht verfügen, ein hörendes Herz zu haben, doch wohl kann ich mich anrufbar machen. Anrufbar zu sein und auch Gott in meiner Not anzurufen. Ganz bestimmt, die Sprache findet in diesen Tagen des schrecklichen Krieges keine richtigen Worte. Und doch: Zu beten, sich einzusetzen (wo auch immer) und sich anrufen zu lassen. Ein hörendes Herz. Welch ein Friedenstraum.

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